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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens
Autoren: Lisa Kleypas
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umgebracht zu werden«, erwiderte Barry freundlich. »Daran sollten Sie denken, wann immer Sie von Schuldgefühlen geplagt werden.«
    Nach diesem Rat fühlte Sara sich wohler. »Sie gestatten mir, morgen wieder herzukommen?«
    »Ich bestehe darauf.«
    Sie schenkte Mr. Worthy ein bezauberndes Lächeln. »Nun, wenn dem so ist …« Sie legte die Hand in seine Armbeuge und ließ sich von ihm ins Parterre führen.
    Derek lag auf dem Bett. Das Laudanum wirkte und hatte ihn träge und benommen gemacht. Es half jedoch nur wenig gegen die Schmerzen oder das Gefühl des Abscheus vor sich selbst. Er verzog die Lippen zu einem bitteren Lächeln. Es wäre ihm beinahe lieber gewesen, die beiden Angreifer hätten ihn bestialisch verunstaltet und ihm nicht nur einen lumpigen Schmiss beigebracht, der ihn nicht wie ein Monster, sonder eher wie einen Narren aussehen ließ.
    Er dachte an Joyce und wartete darauf, das Gefühl, verraten worden zu sein, möge sich einstellen, oder Wut, oder irgendetwas in der Art, aber er empfand nur kalte Bewunderung. Wenigstens war ihr so viel an etwas gelegen, und sei es auch nur ihr Stolz, dass sie zur Tat schritt. Derek hingegen konnte sich nicht dazu überwinden, an irgendetwas zu hängen. Er hatte alles, was ihm je erstrebenswert erschienen war – Reichtum, Weiber, sogar das Vergnügen, höhergestellte Leute dabei beobachten zu können, wie sie sich am Eingang zu seinem Club die Schuhe abtraten. In den verflossenen zwei Jahren war seine frühere unersättliche Gier jedoch geschwunden. Nichts war ihm geblieben. Er war ein junger Mann mit einer vertrockneten Seele.
    Gefühllosigkeit hatte ihn in Lady Joyce Ashbys Bett getrieben und letztlich auch zu dem Desaster dieses Abends geführt. Lady Joyce mit ihrem geschmeidigen Körper, dem blonden Haar und den katzenhaften Augen hatte ein Interesse in ihm geweckt, wie es seit langem nicht mehr der Fall gewesen war. Wenngleich diese Regung nur sehr schwach gewesen war, hatte sie genügt, ihn zu veranlassen, hinter Lady Joyce herzu sein. Er konnte nicht leugnen, dass er viele unterhaltsame Nächte mit ihr verbracht hatte, Stunden voller raffinierter Spielereien und lasterhafter Sinnlichkeit, und dabei war sehr viel nötig, um ihm das Gefühl der Zügellosigkeit zu geben. Schließlich hatte er, voller Ekel über sich selbst und Joyce, die Liaison beendet. Erinnerungen überkamen ihn, und in seinem betäubten Zustand durchlebte er sie erneut.

Kapitel 2
    Sorgfältig kleidete Sara sich für den Besuch der Spielhölle an. Sie zog das beste Kleid an, das sie besaß. Es war aus grau-blaue m Grenadine, hatte drei breite schräge Biesen am Saum und ein hochgeschlossenes, spitzenverziertes Oberteil. Sie besaß wenige Kleider, die jedoch alle aus gutem, strapazierfähigem Material gemacht waren. Die von ihr bevorzugten Kleider waren nicht modisch geschnitten, so dass sie nicht unmodern wurden. Sie hoffte, die Blutflecken würden sich aus dem Kleid, das sie am vergangenen Tag getragen hatte, entfernen lassen. Es hatte eine fürchterliche Szene gegeben, weil sie so spät und noch dazu voller Blutflecken heimgekehrt war. Auf Mrs. Goodmans verstörte Fragen hatte sie sanft geantwortet, sie habe bei ihren Recherchen einigen Ärger bekommen.
    Lächelnd hatte sie Mrs. Goodman versichert, es sei nicht ihr Blut, das auf dem Kleid zu sehen war. Schließlich war es ihr gelungen, sie mit der Frage abzulenken, wie man die Blutflecke entfernen könne. Gemeinsam hatte man einen aus Stärkemehl und kaltem Wasser zusammengerührten Brei auf die Flecke im Mantel und im Kleid gestrichen. An diesem Morgen weichten die Sachen in einer Mischung aus Gin, Honig, Schmierseife und Wasser.
    Nachdem Sara das Haar so aufgesteckt hatte, dass es ihr Gesicht freiließ, bedeckte sie es mit einer bestickten Spitzenhaube. Zufrieden mit ihrem Aussehen, suchte sie im Kleiderschrank nach einem leichten Umhang. Mit einem Blick durch das kleine Fenster hatte sie gesehen, dass das Wetter typisch für einen Herbsttag war.
    »Miss Sara!« Mrs. Goodmans verwundert klingende Stimme drang zu ihr herauf, als sie die Treppe hinunterging.
    »Eine prächtige Kutsche hält vor dem Haus! Haben Sie eine Ahnung, wer das sein kann?«
    Neugierig ging Sara zur Haustür und machte sie einen Spalt auf. Mit einem Blick erfasste sie die schwarzlackierte Kutsche, die gestriegelten Rappen, die Vorreiter sowie den Kutscher und den Lakaien, die beide einen Dreispitz, einen Gehrock und geköperte Wollstoffhosen
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