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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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eifrig schrieb, sagte Barry: »Ich habe dem Personal von Ihnen erzählt, Miss Fielding. Die Angestellten sind willens, Ihnen jede Information zu geben, die Ihnen nützlich sein kann.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Sara geistesabwesend, rückte die Brille zurecht und starrte auf die Muster der Säulenkapitelle. »Ich glaube, das sind ionische Kapitelle, nicht wahr?«
    »Der Architekt nannte sie Scagliola.«
    Sara nickte und machte sich weiter Notizen. »Wie hieß er? Das Interieur sieht aus wie von Nash.«
    »Nein. Mr. Craven war der Ansicht, Mr. Nashs Ideen seien nicht genügend fantasievoll. Außerdem war Mr. Nash schon recht betagt und viel zu sehr mit anderen Projekten für den König beschäftigt. An seiner Stelle hat Mr. Craven einen jungen Architekten namens Graham Gronow ausgewählt und ihm klargemacht, dass er ein prachtvolles Gebäude wünsche, durch das Buckingham House in den Schatten gestellt würde.«
    Sara lachte. »Er macht nie halbe Sachen, nicht währ?«
    »Nein«, antwortete Barry bedauernd und wies auf den Eingang zum Hauptspielsaal. »Ich dachte, wir sollten mit einem allgemeinen Rundgang durch den Club beginnen.«
    Sie zögerte. »Das wäre entzückend, aber ich möchte nicht von den Clubmitgliedern gesehen werden.«
    »Das wird nicht der Fall sein, Miss Fielding. Noch ist es zu früh am Tag. Die meisten vornehmen Londoner stehen erst nachmittags auf.«
    »Ich stehe gern bei Sonnenaufgang auf », bekannte sie fröhlich und folgte Mr. Worthy in den Hauptraum. »Morgens fallen mir immer die besten Gedanken ein, und außerdem … oh!« Sie verstummte, während sie durch eine Tür des achteckigen Raums ging, riss die Augen auf und starrte die berühmte, üppig mit Stuckwerk und herrlichen Bildern verzierte Kuppeldecke an, von der der größte Kronleuchter herabhing, den sie je gesehen hatte. Der mittlere Spieltisch stand direkt unter der Kuppel. Schweigend ließ Sara die Atmosphäre des Raums auf sich wirken. Sie ahnte, dass sich hier Tausende von Dramen abgespielt hatten, Vermögen gewonnen und verloren worden waren, der Raum Aufregung, Wut, Angst und wilde Freude gesehen hatte. Sogleich kamen ihr mehrere Einfälle für ihren Roman in den Sinn, und sie schrieb sie so schnell wie möglich nieder, während, Mr. Worthy geduldig wartete.
    Plötzlich hatte sie ein eigenartiges Gefühl, ein Prickeln im Nacken. Sie schrieb langsamer. Irritiert beendete sie einen Satz und blickte zur Tür hinüber. Einer Eingebung folgend, richtete sie die Augen auf die Empore. Sie erhaschte einen Blick auf einen Menschen, der sich zurückzog, auf jemanden, der sie und Mr. Worthy beobachtet hatte. »Mr. Craven«, sagte sie gedämpft, zu leise, als dass Mr. Worthy sie hätte hören können.
    Barry sah, dass sie ihre Notizen beendet hatte, und wies auf die Ausgänge an der anderen Seite des Raums. »Gehen wir weiter?«
    Man besuchte den Speisesaal und das Büfettzimmer, dann eine lange Reihe elegant ausgestatteter Spielzimmer, Rauchsalons und Billardzimmer sowie den verborgenen Keller, wo die Clubmitglieder sich im Falle einer Polizeirazzia verstecken konnten. Ermutigt durch Miss Fieldings Fragen und ihr unverkennbar großes Interesse erzählte Barry ihr alles über die verzwickten Spielregeln, die Architektur des Gebäudes und sogar die, servierten Speisen und Getränke.
    Im Verlauf des Rundganges wurde sie das Gefühl nicht los, von jemandem verfolgt zu werden. Wiederholt warf sie einen Blick über die Schulter und rechnete damit, jemanden dabei zu ertappen, wie er sie und Mr. Worthy von einer Tür her oder halb hinter einer Säule verborgen beobachtete. Nach einiger Zeit sah sie viele Bedienstete, die emsig hin- und hereilten. Zahllose Dienstmädchen durchquerten mit langstieligen Mops, Eimern und Stößen von Putzlappen die Korridore. Türbeschläge wurden poliert, Teppiche gekehrt, Kaminsimse abgewischt, Möbel gründlich staubgeputzt.
    »Die Organisation hier ist sehr gut«, bemerkte Sara, derweil sie mit Mr. Worthy die bombastische, mit einer stark vergoldeten Balustrade versehene Prunktreppe hinauf schritt.
    Barry lächelte stolz. »Mr. Craven stellt hohe Anforderungen. Er hat fast einhundert Angestellte, die darauf achten, dass der Club wie ein Uhrwerk funktioniert.«
    Von jedem der sechs Treppenpodeste gingen lange Korridore ab. Sara bemerkte, dass Mr. Worthy errötete, nachdem sie ihn gefragt hatte, welchem Zweck die an den Fluren liegenden Räume dienten. »Einige sind Dienstbotenquartiere«, sagte er

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