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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens
Autoren: Lisa Kleypas
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»Wie heißen Sie?«
    »Sara«, flüsterte sie.
    In diesem Moment kamen zwei Männer ins Zimmer Einer von ihnen war klein und bebrillt, der andere betagt und hochwüchsig. »Mr. Craven«, sagte der kleinere Mann ernst. »Ich habe Dr. Hindley mitgebracht.«
    »Whisky«, krächzte Derek. »Ich habe einen übergebraten bekommen.
    »Sie sind in eine Prügelei geraten?« Überrascht beugte Barry sich über ihn. »0 nein! Ihr Gesicht!« Mißbilligend starrte er die Frau an, die händeringend neben dem Bett stand. »Ich hoffe, die junge Frau hier war das wert, Mr. Craven.«
    »Ich habe mich nicht ihretwegen geprügelt«, entgegnete Derek, ehe sie sich hatte einschalten können. »Ich glaube, das waren Jenners Leute. Zwei von ihnen haben mich auf der Straße mit einem Messer angegriffen. Das Mäuschen da hat eine Pistole gezogen und einen der Bastarde erschossen.«
    »Hat man Töne!« Barry sah die Frau etwas herzlicher an. »Vielen Dank, Miss. Das war sehr mutig von Ihnen.«
    »Ich war überhaupt nicht mutig«, erwiderte sie ernst. »Ich habe nicht nachgedacht. Alles geschah sehr schnell.«
    »In jedem Fall sind wir Ihnen Dankbarkeit schuldig.« Barry zögerte einen Moment und sagte dann: »Ich wurde von Mr. Craven dafür eingestellt im Spielsaal für Ordnung zu sor gen …« Er blickte auf Mr. Cravens blutbefleckte Kleidung und fuhr dann lahm fort:« … und mich mit allen anderen Dingen zu befassen, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen.«
    Sara lächelte ihn an. Er sah sehr nett aus. Er hatte ein schmales, hübsches Gesicht und sich lichtendes Haar… Auf der spitzen Nase trug er eine glänzende Brille. Er strahlte eine stoische Ruhe aus, die man sicher nicht so leicht erschüttern konnte. Er und der Doktor beugten sich über das Bett und zogen Mr. Craven aus. Sittsam den Blick abwendend, drehte Sara sich um und wollte aus dem Raum gehen doch Mr, Craven äußerte etwas, und daraufhin hielt Barry sie zurück.
    »Ich halte es für das beste, wenn Sie nicht gehen, Miss…«
    »Fielding«, sagte sie, die Augen auf den Fußboden gerichtet. »Miss Sara Fielding.«
    Der Name schien Mr. Worthys Interesse geweckt zu haben. »Sind Sie irgendwie mit S. R. Fielding, dem Romanschreiber, verwandt?«
    »Sara Rose«, erklärte sie. »Ich verwende nur die Anfangsbuchstaben meiner Vornamen, weil ich anonym bleiben möchte.«
    Der Doktor sah sie mit entzückter Miene an. »Sie sind S. R. Fielding?«
    »Ja, Sir.«
    Die Neuigkeit schien ihn in Schwung zu bringen. »Welche Ehre! ›Mathilda‹ ist einer meiner Lieblingsromane.«
    »Das ist mein erfolgreichstes Buch«, gab Sara bescheiden.
    »Meine Frau und ich haben viele Abende damit verbracht, unsere Theorien über den Schluss des Romans zu diskutieren. Hat Mathilda sich von der Brücke gestürzt, um ihrem Elend ein Ende zu machen, oder hat sie für ihre Sünden büßen wollen …?«
    »Entschuldigung«, sagte eine eisig klingende Stimme vom Bett her. »Ich verblute. Mathilda kann die Kurve kratzen.«
    Zerknirscht furchte Sara die Stirn. »Oh, es tut mir leid. Bitte, kümmern Sie sich sofort um Mr. Craven, Dr. Hindley.
    « Sie richtete den Blick auf Mr. Worthy, »Wo soll ich warten?«
    »Nebenan, bitte. Wenn Sie möchten, läuten Sie und lassen Sie sich Tee und etwas zu essen bringen.«
    »Vielen Dank.« Sara ging in den Salon und überlegte, weshalb« Mathilda« stets solches Interesse auslöste. Die Beliebtheit ihres Romans erstaunte sie stets aufs Neue. Vor kurzem war er sogar zu einem Theaterstück umgearbeitet worden. Die Geschichte handelte von einem Mädchen, das vom Land in die Stadt gezogen war und sich dort dem sündhaften Gewerbe der Prostitution hingegeben hatte. Die Leute redeten über die Heldin, als sei sie eine lebende Person, und schienen lange Debatten über den Schluss des Werkes zu führen, den Sara absichtlich offengelassen hatte. Auf der letzten Seite hatte sie Mathilda sich auf das Geländer der London Bridge hocken lassen und vor die Wahl gestellt, entweder ihr verpfuschtes Leben zu beenden oder sich zu einem Dasein selbstloser, aufopferungsvoller Hingabe für andere zu entschließen. Dem Leser blieb anheimgestellt, sich selbst eine Vorstellung von Mathildas zukünftigem Los zu bilden. Sara fand es unwichtig, ob ihre Heroine überlebte oder starb. Für sie zählte nur, dass Mathilda einsichtig geworden war und die Sündhaftigkeit ihres Verhaltens begriffen hatte.
    Sie griff in das am Arm hängende Ridikül, nahm die Brille heraus und putzte die Gläser am
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