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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache
Autoren: Jim C. Hines
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stellt sie eine Gefahr für Arathea dar.«
    »Hebt Talias Todesurteil auf!« Danielle drehte sich um, und zum ersten Mal bekam ihre gelassene Fassade Risse. Sie formte mit den Lippen die Worte Es tut mir leid, bevor sie sich wieder Lakhim zuwandte und laut sagte: »Im Gegenzug wird Talia auf ihren Thronanspruch in Arathea verzichten.«
    »Nein!« Talia hatte so etwas erwartet, aber das geflüsterte Wort entschlüpfte ihren Lippen, ehe sie es verhindern konnte.
    »Mein Sohn ist tot. Ihr verlangt von mir, dass ich seine Mörderin frei ziehen lasse?« Lakhim warf einen Blick auf die Prinzen. »Ihr seid selbst Mutter, Danielle. Könntet Ihr derjenigen vergeben, die Euch das Kind wegnahm?«
    »Wird ein Krieg Euch den Sohn zurückgeben?«, erwiderte Danielle. »Werden weitere Tode ändern, was geschehen ist?« Sie ging auf den Thron zu und legte die formellen höfischen Manieren ab. »Ich kann mir den Gram nicht vorstellen, den Ihr bis zu diesem Tage empfindet. Ich habe Albträume, in denen ich Jakob verliere. Aber denkt an Arathea! Talia stellt eine Bedrohung dar, weil es viele gibt, die ihr folgen würden. Tötet Ihr sie, nimmt ihr Ruhm bloß zu. Doch sich um ein Banner scharen, das Talia sich selbst zu tragen weigert, kann niemand.«
    Lakhim richtete den Blick auf Talia, womit sie zum ersten Mal offiziell von ihrer Anwesenheit Notiz nahm. »Was sagt Ihr dazu?« Sie spie die Worte förmlich aus und machte sich nicht die Mühe, ihren Hass zu verhehlen.
    Talia konnte nicht antworten. Ihre Familie hatte Arathea länger regiert als irgendein anderes Geschlecht seit Menschengedenken. Was würden ihre Vorfahren denken, wenn sie alles der Familie übergäbe, die ihre Heimat ausgeplündert und den Thron geraubt hatte? Arathea sollte ihr gehören, selbst wenn es ein Leben lang dauern sollte, es Lakhims Herrschaft zu entreißen. Talia war es, die auf diesem Thron sitzen sollte.
    »Was willst du?«, fragte Danielle, genau wie sie es zuvor getan hatte.
    Talia schloss die Augen und dachte an Lorindar. An regnerische Morgen und fades Essen. An Prinz Jakob, der noch ein Lied von ›Tante Tala‹ verlangte. An Beatrice und alles, was sie über die Jahre für Talia getan hatte. An Schnees Lächeln, ihr Lachen, das einen Raum erfüllen konnte.
    Sie könnte Lakhim töten und entkommen. Bei ihren Gaben und Roudettes Umhang konnte niemand sie aufhalten. Sie könnte sich die Krone nehmen … und sie würde den Rest ihrer Tage damit verbringen, darum zu kämpfen, sie zu behalten. Krieg führen gegen Lakhims Alliierte, nicht zu vergessen diejenigen Elfen, die Zestan ihre Loyalität erklärt hatten. »Ich nehme die Bedingungen an.«
    »Sehr gut.« Lakhims Augen verengten sich triumphierend. »Lasst uns -«
    »Unter einer Bedingung.« Talia trat vor, bis sie so dicht bei Lakhim stand wie ein Familienmitglied. »Während Ihr damit beschäftigt wart, mich zu jagen und Eure Attentäterin nach Lorindar zu schicken, hat Zestan überall in der Elfenkirche ihre Spione eingeschleust. Sie hat die Raikhs korrumpiert und die Kha’iida angegriffen. Falls Ihr zulasst, dass etwas Derartiges noch einmal geschieht, werde ich nach Arathea zurückkehren, um zu tun, wozu Ihr nicht in der Lage seid, und mein Volk zu beschützen.«
    Talia sprach ihre abschließenden Worte noch leiser, sodass Lakhim gezwungen war, sich vorzubeugen, um sie zu verstehen. »Und solltet Ihr oder die Euren mich je wieder bedrohen, so wird das Letzte, was Ihr zu sehen bekommt, Euer Blut sein, das aus Eurem Körper strömt und sich mit dem Rot meines Umhangs vermischt.«

Kapitel 25
    Talia und Danielle folgten Lakhim zu ihrem Hellsichtbecken, einem tiefen, mit Perlmutt ausgeschlagenen Teich im Herzen des Palastes. Der Raum war kreisrund, wie es üblich war, aber statt einen Garten darin anzulegen, hatte Lakhim ihn so protzig ausgestattet wie den Rest ihrer Residenz. Statuen füllten den Raum, dazu Wandbehänge und Teppiche in so leuchtenden Farben, dass es Elfenerzeugnisse hätten sein können. Dort warteten sie, während Lakhim ihren Magier kommen ließ, einen Menschen, grauhaarig und untersetzt.
    »Ich dachte, Siqlah verböte Menschenzauberei?«, fragte Talia.
    »Ich regiere Arathea.« Die Worte waren so scharf wie nur irgendeine Klinge und weckten in Talia den Wolf. »Die Kirche protestiert dagegen, aber ich vergesse nicht, was die Elfen Euch angetan haben.«
    Talia schnaubte verächtlich. »Ist Euer Hauszauberer derjenige, der Euch von Zestans Plan in Kenntnis gesetzt hat?«
    »Nein.«
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