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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache
Autoren: Jim C. Hines
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gegen sie kämpfen willst.«
    »Genauso wenig will ich mir aber auch den Kopf abhacken lassen!«, blaffte Talia.
    »Das werde ich nicht zulassen.«
    Die Wut des Wolfs baute sich auf und drängte Talia zum Angriff. Sie drängte sie zurück. »Du hast zu viel Zeit mit Beatrice verbracht.«
    Danielles Lächeln wurde breiter.
    Talia drehte sich um und sah an den Kha’iida vorbei zu Schnee und Faziya hinüber. Danielle hatte recht, verdammt! Sie sagte zum Raqeem: »Ich werde mit Euch gehen.«
    Muhazil setzte zu einem Protest an, aber Talia schnitt ihm das Wort ab. »Deine Leute haben wichtigere Aufgaben, als mich zu beschützen.«
    Sie sah zu, wie zwei Soldaten wegrannten, um das Ebenholzpferd zu holen. Der Raqueem stieg auf den ungesattelten Rücken des Rappen. Talia tat es ihm gleich, wobei sie Danielle genau beobachtete. Danielle sagte nichts. Mit zuckenden Lippen stand sie einfach wartend da.
    Ein zweiter Soldat saß hinter Talia auf. Der Raqeem stieß dem Pferd die Fersen in die Seiten und rief: »Zur Königin!«
    Nichts geschah. Der Raqueem trat wieder und wiederholte, ein wenig aus der Fassung, sein Kommando.
    Dieses Mal reagierte das Pferd, doch statt in den Wind zu verschwinden, trottete es gemütlich zu Danielle hin. Diese lächelte und streichelte ihm den Kopf. »Talia, würdest du bitte für mich übersetzen?«
    Talia schaute Danielle an, dann das Pferd. Langsam begann auch sie zu lächeln.
    »Sag diesem Mann, er soll aufhören, sein Pferd anzuschreien. Andernfalls werde ich es bitten, mitten aufs Meer hinauszureiten. Dass du schwimmen kannst, weiß ich.«
    Talia wiederholte Danielles Worte. Das Ebenholzpferd konnte das Meer nicht wirklich überqueren, aber sie bezweifelte, dass der Raqeem das wusste.
    Der Raqueem richtete sich auf. »Wer seid Ihr?«
    »Das spielt keine Rolle«, antwortete Danielle. »Was eine Rolle spielt, ist, dass ich Eurem Pferd gesagt habe, wer Talia ist. Es kennt seine wahre Herrin.«
    Talia schürzte die Lippen. »Ich weiß nicht, was du vorhast, aber selbst wenn wir das Pferd stehlen, wird Lakhim niemals aufhören -«
    »Ich habe noch nie in meinem Leben etwas gestohlen«, verwahrte sich Danielle, »egal was meine Stiefschwestern gesagt haben!«
    Der Raqeem griff nach dem Schwert. Das schwarze Pferd drehte den Kopf. Ein einzelnes, mit roten Juwelen geschmücktes Auge blitzte in der Sonne auf. Langsam zog der Raqeem die Hand wieder zurück.
    »Talia und ich werden mit Eurer Königin sprechen«, sagte Danielle.
    Er rührte sich nicht. Talia hätte ihn vom Pferd werfen können, aber sie hielt sich zurück. »Ihr habt die Anweisung erhalten, mich zu Lakhim zu bringen. Ich gebe Euch mein Wort, dass wir zu ihr gehen werden. Nicht um zu kämpfen, sondern um zu reden.«
    Er drehte sich um und sah sie einen Moment lang forschend an, dann stieg er vom Pferd. Er bellte dem anderen Soldaten einen Befehl zu, der ihm daraufhin folgte.
    »Ich nehme an, das Pferd weiß, wo es Königin Lakhim findet?«, fragte Danielle.
    »Im Palast«, sagte der Raqeem. »Sie ist nach Hause zurückgekehrt, sobald sie die Nachricht von Zestans Tod erhalten hatte.« Er warf einen Blick auf die Stelle, wo Zestan gefallen war.
    Danielle saß hinter Talia auf.
    »Wartet!«, sagte Faziya. Sie bewegte sich langsam und bemühte sich, ihre Schwäche zu verbergen. Sie ging an beiden Kriegergruppen vorbei zum Pferd; dort angekommen, sah sie zu Talia hoch und sagte nur: »Komm zurück zu mir.«
    Mit einem Kloß im Hals antwortete Talia: »Das werde ich.«
    Ohne ein weiteres Wort ging Faziya wieder weg. Danielle flüsterte ein Kommando, und die Wüste verschwand.
*
    Es gab keinen Wind. Keine Empfindung von Bewegung. Nichts als Kälte und Dunkelheit, die gerade so lange andauerten, dass Talia sich fragen konnte, was wohl passieren mochte, wenn man abspränge, ehe man das Ziel erreicht hatte.
    Ringsum wurden Schreie laut, als das Pferd zum Stehen kam. Talia machte sich nicht die Mühe, ihr Grinsen zu verbergen. »Du hast ihm gesagt, es soll uns in den Thronraum bringen?«
    Danielle zuckte die Schultern. »Ich habe gesagt, es soll uns zu Lakhim bringen. Sei dankbar, dass es sich nicht den Abort ausgesucht hat.«
    Weder Talia noch Danielle bewegten sich, als die Wachen das Pferd umringten. Königin Lakhim saß auf dem einzigen Thron vor einem abstrakten Gemälde der Sonne, als ob sie der Ursprung allen Lichts wäre. Talia biss die Zähne zusammen. Für derartige Dramatik hatte sich ihre eigene Familie nie hergegeben.
    Weinrote
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