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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache
Autoren: Jim C. Hines
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sagte Danielle.
    »Talia und ich waren uns am Anfang nicht ganz sicher mit dir, aber es hat sich gezeigt, dass du ganz in Ordnung bist.« Sie blinzelte. »Jetzt liegt Beatrice im Sterben. Du wirst mehr zu tun haben im Palast. Talia … ich weiß nicht, was sie machen wird. Hast du gewusst, dass Kapitän Hephyra sie eingeladen hat, mit ihr die Piratenlaufbahn einzuschlagen?«
    »Hat sie nicht!«
    Schnee grinste. »Talia hat es mir früher in diesem Jahr erzählt. Der springende Punkt ist, dass die Leute nicht an einem Punkt stehen bleiben.«
    »Ist es das, was du siehst, wenn du ihnen zusiehst?«, fragte Danielle. »Dass Talia sich weiterentwickelt?«
    »Ich sehe, dass sie endlich locker wird und ein bisschen Spaß hat. War auch verdammt noch mal an der Zeit!« Schnee berührte ihren Spiegel. »Mach dir um mich keine Sorgen, Prinzessin. Ich habe genug, was mich auf Trab hält, wenn wir nach Hause kommen. Hast du Reynald schon gesehen, den neuen Schmied? Wie der Mann seinen Hammer handhabt …«
    Danielle lachte, nahm sie bei der Hand und zog sie aufs Schloss zu. »Was ist aus Zestans Leiche geworden?«
    »Muhazil und die Kha’iida haben sie in den Garten getragen. Er hat vor, den Leichnam zurück in die Berge zu bringen. Ich nehme an, ein gefallener Gott ist immer noch ein Gott.«
    Am Schlosseingang blieben sie stehen, und Schnee blickte zu der Stelle zurück, wo Talia und Faziya mit ineinander verflochtenen Fingern standen. Talia drehte sich um, als könnte sie spüren, dass sie beobachtet wurde. Ihr Lächeln wurde ein wenig unsicherer, als sie Schnee entdeckte.
    Schnee ignorierte das flaue Gefühl im Bauch und winkte den beiden zu. Mit einer Handbewegung beendete sie ihren Zauber und ließ ihnen ihre Ungestörtheit.
*
    »Ich kann nicht«, sagte Faziya leise. »Ich wüsste nicht, wie ich irgendwo anders überleben sollte. Die Wüste liegt mir im Blut, Talia.«
    »Ich habe gelernt, in Lorindar zu überleben«, sagte Talia, obwohl sie wusste, dass es aussichtslos war.
    »Klar hast du das!« Faziya lachte. »Du bist ja auch eine stadtbewohnende Massim. Wir Barbaren sind ein anderer Menschenschlag. Das Leben im Tempel war schon schwer genug.« Sie zog Talia dicht an sich heran, bis sich ihre Körper auf eine Weise aneinanderpressten, die in Lorindar höchst unschicklich gewesen wäre. »Aber es könnte ganz nett sein, eine Weile zu Besuch zu kommen, deine Heimat zu sehen und Zeit mit dir zu verbringen, ohne Angst haben zu müssen, dass Elfenjäger hinter uns her sind.«
    Talias Herz war ein wirres Durcheinander von Gefühlen. Das Ärgste davon schob sie beiseite. Sie wusste, dass Faziya nie irgendwo anders glücklich sein würde. Sie konnte über diese Tatsache nachdenken, oder sie konnte die Zeit genießen, die sie hatten. Faziya würde mit ihr kommen - das reichte für heute. Dass sie nach Arathea zurückkehren würde, damit konnte man sich zu einem späteren Zeitpunkt abfinden. »Du darfst eins nicht vergessen: Wenn dir jemand Blutwurst anbietet, sag nein!«
    Faziya lachte noch einmal, ein Geräusch purer Freude. »Talia, könntest du etwas für mich tun?«
    Talia drückte sie. »Alles!«
    »Während deiner ganzen Zeit im Tempel hast du nie über deine Familie gesprochen.« Faziya drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf den Hals. »Du hast nicht einmal die Namen deiner Geschwister genannt.«
    »Nein, ich nehme an, das habe ich nicht.« Sie zuckte halbherzig die Schulter. »Auf die Weise war es einfacher, zu versuchen, mich nicht zu erinnern.«
    »Ich wüsste gern etwas über sie.«
    Talia sah an ihr vorbei auf die Ruinen ihres Zuhauses. »Meine Schwester war Janilwa. Sie sah aus wie unsere Mutter, weit mehr als ich jemals. Taqib war mein ältester Bruder. Er liebte Pferde mehr als jeder andere auf der Welt. Yasar war der Nächste, und mit ihm gab’s mehr Ärger als mit dem Rest von uns zusammen. Fahni war der Jüngste. Er -« Es schnürte ihr die Kehle zusammen, und sie drehte das Gesicht weg. »Es tut mir leid.«
    »Wenn du so weit bist«, flüsterte Faziya.
    Talia schloss die Augen. »Das würde ich gern.«
    Faziya küsste sie noch einmal und machte sich dann los. »Es war nett von Königin Lakhim, dir das Ebenholzpferd zu borgen, damit ihr zu euerm Schiff kommt.«
    Talias Lippen zuckten. »Ja. ›Borgen‹.«
    Faziya kicherte und drückte sie wieder an sich. Als sie sich endlich voneinander losrissen, küsste Talia sie und schob sie mit sanfter Gewalt Richtung Schloss. »Ich werde in einem Moment bei dir
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