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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache
Autoren: Jim C. Hines
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ihrer; er entwand ihr das Messer und stieß sie zu Boden.
    »Du hast so viel gemein mit der Lady von der Roten Kappe«, sagte Zestan. »Solch ein Hass! Am Ende hat er sie das Leben gekostet.«
    Talia schloss und öffnete die Hand. Die Finger waren taub und blutige Blasen zeigten, wo der Jäger sie am Handgelenk gepackt hatte. Sie drückte das Gelenk an ihren Körper, unter den Umhang. »Hass war alles, was die Jagd ihr gelassen hatte. Er hielt sie am Leben und gab diesem Leben einen Sinn.«
    Zestan nahm das Messer von dem Jäger entgegen. Ihr Lächeln verflüchtigte sich. »Was ist das?« Sie hielt das Messer hoch, und Schnees Illusion fiel ab und enthüllte einfachen Stahl. Der Spiegel an der Parierstange stand noch offen.
    Talias rechte Hand schoss unter dem Umhang heraus und warf Muhazils Messer. Aus dieser Entfernung war nicht einmal Zestan schnell genug, um die Klinge daran zu hindern, sich in ihre Brust zu bohren. Zestan wankte, griff mit einer Hand nach oben und berührte ungläubig das Heft.
    Die Jäger packten Talia von beiden Seiten, aber sie rutschte zurück und rammte ihnen die Ellbogen in den Leib. Die Schläge richteten nicht viel Schaden an, doch die Jäger krümmten sich immerhin so weit, dass sie den zu ihrer Rechten an der Gurgel packen konnte. Sie wirbelte im Sitzen herum und ließ ihn in seinen Gefährten krachen.
    Sie erholten sich schnell, aber noch während die restliche Jagd auf sie zukam, begann das Mondlicht von ihren Körpern zu schwinden. Talia duckte sich unter einem Angriff hinweg, parierte einen Speerstoß mit dem Unterarm, und dann waren sie fort.
    Talia stand auf und rieb sich den Arm. Zestans andere Zauber starben zusammen mit ihr. Einer nach dem anderen stürzten die Sandtürme ein, sodass die aufwirbelnden Staubwolken alles, was unten vor sich ging, den Blicken entzogen. Talia hustete, als der Staub auch über die Schlossmauer wogte.
    »Danke, Schnee!«, flüsterte sie. Sie bückte sich und zog das Messer aus Zestans Brust. Weiße Risse zogen sich wie ein Spinnennetz über die Klinge. Als sie sich wieder aufrichtete, fielen kleine Kristalle ab, bis nur noch eine einzige Scherbe übrig war, die aus dem Heft herausragte. Darüber würde sich Muhazil nicht besonders freuen. Sie nahm auch Schnees Messer wieder an sich und schob es in ihren Gürtel.
    »Ich hätte Arathea groß gemacht.« Zestan zitterte. »So wie wir dich groß gemacht haben. Wenn wir nicht gewesen wären -« Ihr Körper straffte sich und ihre Flügel versteiften sich unter ihr.
    »Meine Eltern vertrauten den Elfen, die solche Worte sprachen. Die sich erboten, mich zu retten, mich besser zu machen als einen Menschen.« Talia bückte sich und ergriff Zestans Kasack mit beiden Händen. Die Peri war leichter, als sie erwartet hatte. »Khardija. Faziya. Beatrice. Schnee und Danielle. Sie haben mich zu der gemacht, die ich heute bin. Du machst mich nur wütend.«
    Mit diesen Worten warf sie Zestans Körper von der Mauer und ging ihre Freundinnen suchen.

Kapitel 24
    »Schnee?« Talia wanderte durch verlassene Korridore und leere Zimmer. Die Stallungen waren ein fauliges Durcheinander aus Schlamm und vermoderndem Gras. Ein einziger Atemzug verriet ihr, dass dies der Ort sein musste, wo Nagesh geschlafen hatte. Sie konnte Spuren von Elfenmagie riechen und sie entdeckte eine Hand voll winziger, beseelter Wind- und Wasserfetzen, die auf der anderen Seite der Ställe kauerten. Keiner war so stark, dass er eine Bedrohung dargestellt hätte. »Danielle?«
    Das Schloss schluckte ihre Rufe. Sie eilte durch den Garten, wo Zestans Blumen schon begonnen hatten, in der Sonne zu verwelken.
    »Talia!« Danielles Stimme kam aus dem Nordflügel.
    Talia fand sie am Fuß des Windfängers. Schnee stützte sich auf Danielle, aber sie lebten beide. Talia beeilte sich, Schnees anderen Arm zu nehmen.
    »Es geht mir gut!«, protestierte Schnee. »Ich kann alleine laufen.«
    »Ich weiß«, sagte Danielle. »Du bist schnurstracks gegen die Wand gelaufen, weißt du noch?«
    Schnee wurde rot. »Ich habe gedacht, du hättest es nicht gesehen.«
    »Was ist passiert?«, fragte Talia. »Bist du -«
    »Was passiert ist, ist dass du mich durch meinen Spiegel angeschrien hast«, beschwerte sich Schnee, »und eine Illusion von mir verlangt hast, ohne dass ich Zeit hatte, sie vorzubereiten!« Sie blinzelte in den Himmel. »Der Mond ist fort. Ich nehme an, das bedeutet, dass Zestan tot ist?«
    »Deine Magie hat funktioniert«, sagte Talia.
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