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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall
Autoren: Tom Hillenbrand
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die Opfer des Zweiten Weltkriegs errichtet hatten, derlei Prunk an solch einer Gedenkstätte für unpassend erachtet. Vielleicht waren sie auch so bitterarm gewesen, dass Steine aus den nahen Ardennen und ein paar Kerzen alles waren, was sie hatten entbehren können.
    Sie liefen den Hügel hinauf. Am Fuße des Hangs standen Menschen in Grüppchen herum, die Anhöhe Op Baessent selbst jedoch schien verlassen. Den Eingang zum Denkmal markierte ein steinerner Torbogen, über dem ein Kreuz thronte. Darunter war zu lesen: »Mit Maria zu Jesus«. Vor dem Durchgang standen zwei junge Männer mit Ordnerbinden, die Kieffer und Valérie misstrauisch musterten. »Guten Morgen. Das Denkmal ist noch geschlossen, damit die Organisatoren die letzten Vorbereitungen treffen können«, sagte einer der beiden Ordner.

    »Ich müsste dringend mit José Trebarca Silva sprechen«, sagte Kieffer. »Ist er hier?«
    Der junge Mann nickte. »Ja, natürlich. Er ist der stellvertretende Vorsitzende. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er jetzt Zeit hat.«
    »Sagen Sie ihm einfach, Xavier Kieffer sei hier.« Er überlegte kurz und fügte dann hinzu: »Ich komme wegen der Insel.«
    »Wegen einer Insel?«
    »Ja.« Kieffer zündete sich eine Ducal an und beobachtete, wie der Ordner zum hinteren Teil des kleinen Plateaus stapfte, wo links des Fatima-Monuments ein Zelt aufgebaut war. Kaum eine Minute später kam er wieder heraus. Hinter ihm konnte Kieffer die zierliche Gestalt Trebarca Silvas erkennen, der zögerlich die Hand zum Gruß hob und dann auf das Monument zuging. Kieffer drehte sich zu Valérie und gab ihr einen Kuss. »Warte hier. Ich bin gleich zurück.«
    Sie schaute ihn besorgt an. »Mach keinen Scheiß.«
    Er lächelte. »Keine Sorge. Und außerdem«, er zeigte in Richtung der Maria, »habe ich doch himmlischen Beistand.«
    »Ich glaube nicht, dass die Liebe Frau für vom Glauben abgefallene Ex-Katholiken einen Finger rührt.«
    »Du glaubst überhaupt nicht an die Liebe Frau. Ich auch nicht besonders. Aber hier sind mindestens 20 Augenpaare, und es werden jede Minute mehr. Also kann mir eigentlich nichts passieren.« Er wandte sich um und ging, ohne ein Okay des verbliebenen Ordners abzuwarten, durch das Tor und auf das Monument zu. Trebarca Silva hatte sich auf eine der Bänke gesetzt, die vor dem Denkmal standen und ließ die Perlen eines Rosenkranzes durch seine Finger gleiten. »Haer Kieffer. Wollen Sie auch an der Prozession Unserer Lieben Frau teilnehmen?«
    Kieffer setzte sich. »Nein. Ich möchte stattdessen Sie ins Gebet nehmen.«
    Der Thunbaron ließ seinen Rosenkranz in der Jacketttasche verschwinden. »Sollte ich wissen, wovon Sie reden?«
    »Sie wissen es genau. Zwei Menschen haben Sie umgebracht. Und außerdem genügend Steuer-, Umwelt- und Betrugsdelikte begangen, dass man Sie allein dafür die nächsten 20 Jahre ins Gefängnis stecken könnte.«
    Der Lusobourges seufzte und schüttelte seinen kleinen Kopf. »Das ist Unsinn. Ich bin doch kein Mörder. Warum sollte ich jemandem etwas antun?«
    Kieffer spürte kalte Wut in sich aufsteigen. Seine Hände krallten sich in die Sitzbank. »Sie mussten Ihr Geheimnis beschützen. Die Insel.«
    Silva lächelte. »Sie wissen von der Insel.«
    »Ja. Sie pumpen dort Thunfische mit Hormonen und Chemie voll, um sie zum Laichen zu bringen. Und dann setzen Sie die kleinen Fische in Aquapods aus.«
    Der Fischhändler nickte fast unmerklich. »Sie haben gut recherchiert. Ich weiß zwar nicht, wie Sie das herausgefunden haben, aber ich bin beeindruckt.«
    Sie schwiegen einen Moment und betrachteten die Fatima. Kieffer zündete sich eine Ducal an. Dann sagte er: »Was hat Ryuunosuke Mifune beim Maguro no kaiwa gesehen, das ihn seine Meinung hat ändern lassen?«
    »Er hat gesehen, dass es sich um Jungtiere handelte.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Da Sie seit Wochen meine Geschäfte ausschnüffeln,wissen Sie ja bereits, dass ich einige meiner Farmen in Spanien schließen musste. Das war finanziell ein schwerer Schlag, der mir andererseits die Chance gab, etwas auszuprobieren, an dem in Japan und Australien seit Jahren fieberhaft gearbeitet wird: die Aufzucht von Bluefins. Ich habe einen langjährigen japanischen Geschäftspartner, dessen Forschungen in diesem Bereich schon relativ weit gediehen waren. Aber in Japan gab es gewisse regulatorische Beschränkungen. Und so haben wir uns zusammengetan und das Projekt in Europa verwirklicht.«
    »Und Mifune sollte für die Qualität
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