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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall
Autoren: Tom Hillenbrand
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verstehst du?«
    Sie nickte. »Und dann bist du aus Enttäuschung ausgetreten?«

    »Nein. Erst habe ich dem fetten Priester 5000 Lëtzebuerger Frang zugesteckt, damit er meinen alten Herrn gut katholisch unter die Erde bringt. Danach bin ich ausgetreten.«
    Sie schwiegen einen Moment, dann sagte Valérie: »Wolltest du mir nicht eigentlich die Sache mit der Fatima erklären?«
    »Ach so, natürlich. Marienerscheinungen sind dir als Katholikin ja wohl ein Begriff …«
    »… so wie in Lourdes.«
    »Genau. In Lourdes hat ein Hirtenmädchen die Jungfrau gesehen. In Fatima war es ähnlich. Drei Kindern ist außerhalb der portugiesischen Stadt die Maria erschienen, am 13. Mai 1917.«
    Valérie schüttelte ärgerlich den Kopf. »Es ist unglaublich, sind wir eigentlich noch im Mittelalter? Wer glaubt denn an so was? Und ist dir schon mal aufgefallen, dass es immer die Hirtenmädchen sind, bei denen die Maria vorbeischaut? Fantasiebegabte zwölfjährige Hühner, die den ganzen Tag in der sengenden Sonne gesessen haben. Und die sehen plötzlich irgendwas, das ist doch lachhaft.«
    »Dein Rationalismus in Ehren, aber bei Fatima war es etwas anders.«
    »Jetzt bin ich gespannt.«
    »Zwei Hirtenmädchen«, er sah, dass Valérie hämisch grinste, »und ein Hirtenjunge sehen die Maria. Sie sagt ihnen, sie komme wieder, immer am 13. Einen Monat später kehren die Kinder zu dem Ort zurück und siehe da, die Maria erscheint erneut und verspricht, ihnen beim nächsten Mal drei Mysterien zu offenbaren. Das macht sie tatsächlich, einen Monat später. Die Erscheinung mahnt, sie dürften das alles niemandem erzählen. Aber wenn man drei Kindern etwas von einem großen Geheimnis erzählt, …«
    »… plappern sie es sofort weiter.«
    »Genau. Also kommen beim nächsten Mal ein paar neugierige Erwachsene und Kinder, um zu gucken, ob an der Sache was dran ist. Und auch sie sehen die Maria.«
    »Man nennt es Massenhysterie, Liebster.«
    »Möglich. Auf jeden Fall geht das so weiter. Die Sache spricht sich rum, immer mehr Menschen wollen die Maria sehen. Und als die für den 13. Oktober ein großes Wunder ankündigt, da bricht tatsächlich eine Hysterie aus. Die ganze Gegend ist an dem Tag auf den Beinen, Zehntausende Menschen, alle wollen die Mutter Gottes sehen. Und es geschieht.«
    »Quatsch. Es gibt keine Wunder, es gibt nur Naturphänomene, die sich wissenschaftlich erklären lassen.«
    »Die 30000 Leute, die damals vor Ort waren, sahen den Fall anders. Die Sonne verwandelte sich in eine wirbelnde Feuerscheibe, tauchte alles in buntes Licht, und hüpfte dann im Zickzack den Himmel entlang.«
    »Weißt du, ich habe lange an der Westküste gelebt – und derlei passiert in Kalifornien am Strand ständig, wenn die Surfer ihr Gras und das LSD rausholen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du bist hoffnungslos. Selbst wenn es eine rationale Erklärung für das Sonnenwunder geben sollte – es gab dafür Zehntausende Zeugen, nicht nur ein Hirtenmädchen mit Hitzekoller. Immer an Himmelfahrt gibt es deshalb eine besondere Prozession für Unsere Liebe Frau von Fatima. In Portugal, in Deutschland, in Frankreich. Und es gibt eben auch eine in Wiltz.«

    »Warum gerade hier?«
    »Als die Nazis Wiltz besetzt hatten, in den letzten Kriegstagen, während der Ardennenoffensive, da haben ein paar Luxemburger im Luftschutzkeller zur Fatima gebetet, dass der Krieg bald aufhöre. An einem 13., natürlich. Und sie versprachen, sie würden ihr ein Denkmal bauen, wenn sie das Gebet erhört.«
    »Und dann erschien die Jungfrau, das Maschinengewehr in der Hand, und hat die Boches eigenhändig niedergemäht.«
    »Nein. Eine Woche später wurde Wiltz von den Alliierten befreit. Später hat man das Denkmal gebaut, auf einem Hügel über der Stadt. Und weil vor allem Portugiesen die Liebe Frau von Fatima verehren und es davon in Luxemburg sehr viele gibt, kommen sie in Scharen hierher. Es kommen auch andere Menschen, aber vor allem Lusobourges.«
    »Glaubst du das mit der Maria, Xavier?«
    »Mein Glaube hat über die Jahre stark gelitten. Ich glaube eigentlich nur noch, was ich sehe. Aber was, Val«, er nahm ihre Hand, »was glaubt man wohl, wenn man so etwas wie das Sonnenrad der Fatima mit eigenen Augen sieht?« Er zeigte aus dem Fenster der Cessna, die über hügelige Felder flog, durchbrochen von kleinen Ansiedlungen. »Ich glaube, wir sind gleich da, das da unten muss der Süden von Wiltz sein.«
    Die Cessna hatte bereits den Landeanflug begonnen. Selbst von hier
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