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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall
Autoren: Tom Hillenbrand
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Freund wird.«
    Der kleine Portugiese nickte schwach. Kieffer konntesehen, dass Trebarca Silva keine weiteren Haken schlagen würde. Er wartete, bis der Lusobourges mit Kommissar Manderscheid telefoniert hatte. Dann wandte er sich dem Fatima-Monument zu, und wie von selbst begann sich seine rechte Hand zu bewegen, berührte die Stirn, die Brust, dann die linke und die rechte Schulter. Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass er das Kreuz schlug. Er ließ den zweiten Zettel fallen, drehte sich um und lief zurück zu ihr.

[Menü]
35
    Von der leicht erhöhten Stelle, an der sich Kieffer in seinem Liegestuhl positioniert hatte, konnte er alles bestens beobachten: der Atlantik, der in der Sonne funkelte, die braun gebrannten Volleyballerinnen, die über den heißen Sand hechteten, und dahinter die Surfer, die sich vor der Algarveküste in die Brandung stürzten. Hier würde er es einige Stunden lang aushalten können. Trotz einer gewissen anfänglichen Skepsis musste er zugeben, dass Valérie ihren Urlaubsort gut ausgewählt hatte. Das einfache Essen, das kleine Fischerdorf mit den weißgekalkten Häuschen – all das war nach seinem Geschmack. Der Koch nippte an seinem Bier und suchte nach den Ducal.
    Bei der Unterkunft hatte er sich allerdings querstellen müssen. Nach diesem Abenteuer jeden Morgen in einem Hotel aufzuwachen, das den Namen Pombal trug – dieser Gedanke war ihm einfach unerträglich erschienen. Sie waren deshalb gezwungen gewesen, in das etwas teurere Wellnessresort oberhalb von Burgau auszuweichen. Solange man sich von den Golfspielern und Yogafanatikern fernhielt, war es dort erträglich, sehr erträglichsogar. Er hatte schnell festgestellt, dass ihm ein Quäntchen mehr Luxus gar nicht so unangenehm war.
    Kieffer beschirmte mit der Hand seine Augen, um gegen die schon tief stehende Nachmittagssonne besser sehen zu können. Er suchte das Wasser nach Valérie ab. Es dauerte eine Weile, bis er sie fand – in ihren schwarzen Anzügen waren die Surfer kaum auseinanderzuhalten. Seine Freundin glitt gerade auf einer sanften Welle auf den Strand zu, hüpfte elegant vom Brett und kniete sich dann nieder, um ihre Fußleine zu lösen. Kieffer hatte sich Valérie zuliebe am ersten Tag auch auf eines dieser Bügelbretter gestellt, es aber bei einigen Versuchen belassen. Lieber ging er mehrmals am Tag schwimmen. Denn während seine Extrapfunde beim Balancieren auf dem Surfboard eher hinderlich waren, gaben sie ihm im salzigen Mittelmeer genug Auftrieb, um regungslos im Wasser zu schweben, solange er wollte. Triefend nass stapfte sie über den Strand auf ihn zu. Er hielt ihr einen Pappbecher entgegen. »Geeister Mangosaft?« Sie nippte und gab ihm dann einen sehr süßen Kuss. Kieffer beobachtete, wie sie sich aus ihrem Neoprenanzug schälte. »Bist du zufrieden mit unserem Urlaub?«, fragte Valérie.
    »Sehr.«
    »Hast du dich schon etwas entspannt?«
    Kieffer nippte an seinem portugiesischen Bier und nickte. »Ganz gut. Wenn Claudine jetzt noch aufhören würde, mich andauernd auf dem Handy anzurufen – dann wäre es perfekt.«
    Valérie legte sich auf die freie Liege neben ihm, schloss die Augen und nahm ihre Bräunungspose ein. »Deine kleine Souschefin? Kommt sie nicht ohne dich zurecht?«
    »Eigentlich schon. Aber heute morgen kam schonwieder so eine seltsame Lieferung. Kistenweise Wein, den wir nicht bestellt haben.«
    »Was für Wein?«
    »18 Flaschen Château Margaux, 1975«, antwortete Kieffer. Über 300 Euro kostete dieser Bordeaux im Handel, die ganze Lieferung war somit rund 5000 Euro wert.
    Valérie begriff. Sie lachte auf. »François! Was hat er dir denn noch so geschickt?«
    »Lass mal schauen, ich verliere allmählich den Überblick: Stopfleber, Périgord-Trüffel, 60 Jahre alten Armagnac – zum Glück noch keinen Ortolan. Ich werde mich demnächst revanchieren, indem ich ihm hundert Kilo Thun-Sashimi direkt ins Rathaus schicke. Hat er die Sache nun eigentlich überstanden, ich meine, politisch?«
    Sie nippte an ihrem Saft und nickte. »Nachdem Trebarca Silva ein Geständnis abgelegt hatte, konnte die Pariser Polizei kurz darauf diesen Prezzemolo festnehmen.«
    »Und daraufhin hat sich die Sache wieder beruhigt?«
    »Nicht sofort, aber ein paar Tage später hat ein anderer Skandal die ganze Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich gezogen. Ich habe es heute Morgen kurz auf dem Blackberry gelesen. Die Vernier-Affäre, hast du davon gehört?«
    Kieffer setzte sich auf. »Vernier? Den
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