Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Scholes
Vom Netzwerk:
den inneren Teil des Schädels. »Sehen Sie dieses wurstförmige Loch in der Mitte? Dort befindet sich das Gehirn. Es hat ungefähr die gleiche Größe wie ein Laib Brot.« Sie lächelte Carlton an – das Lächeln der Gastgeberin. Normalerweise war es nicht ihre Aufgabe, diese Dinge zu erklären. »Und hier dieser wabenartige Bereich über dem Gehirn – dorthin müssen Sie zielen. Genau dort hinein.« Während sie sprach, sah sie die umgestürzten Bäume in der Ebene vor sich und spürte erneut die Wut, die in der Luft hing. Sie konnte förmlich hören, wie sie sich in ihre Stimme schlich. »Wenn es geht, ist natürlich ein Frontalschuss vorzuziehen. Sie zählen die siebte Falte auf der Nase ab und richten ihr Gewehr zwischen die beiden Stoßzähne. Wenn der Elefant gestürzt ist, sollten Sie immer zuerst den Rüssel abschneiden, um sicher zugehen, dass der Elefant nicht überlebt und nach ihnen suchen kann. Ich bin allerdings nicht sicher, ob das die Afrikaner erfunden haben … oder einer von uns …«
    Sie trat einen Schritt zurück und faltete die Hände. Mehr fiel ihr nicht mehr ein. Sie sah, wie Daudi und Carlton Blicke wechselten.
    »Ihr Mann hat Ihnen viel beigebracht«, sagte Carlton und richtete sich auf. Er betrachtete Mara mit neu erwachter Neugier.
    »John Sutherland ist ein sehr berühmter Jäger«, erklärte Daudi. »Kabeya hat mir erzählt, dass er zweimal die Shaw and Hunter Trophy gewonnen hat. Er war der jüngste Mann, dem sie jemals verliehen wurde.«
    »Und wofür bekommt man diesen Preis?«, fragte Carlton. »Er wird von der East African Professional Hunting Association dem Jäger verliehen, der für seinen Kunden eine herausragende Trophäe gefunden hat«, sagte Daudi. »Ich glaube, er ist überhaupt erst siebzehnmal verliehen worden. Und natürlich noch nie an einen Afrikaner.« Er kniff einen Moment lang die Augen zusammen, aber dann wurde sein Gesicht wieder zu einer undurchdringlichen Maske. »Ich habe andere Europäer sagen hören, es sei der Oscar der Jagdwelt.«
    Carlton zog die Augenbrauen hoch. »Dann sind wir ja in guten Händen.«
    »Ja.« Mara nickte. Sie führte die beiden Männer von der Veranda herunter und an den Rondavels vorbei. Ein Schatten glitt über Carltons Gesicht.
    »Es wäre gut, wenn Sie Lillians Unterkunft ein wenig nett herrichten könnten«, sagte er. »Stellen Sie ihr eine Vase mit Blumen hin oder so etwas. Allerdings keine gelben Blumen, die mag sie nicht. Oh – und noch etwas: Sie muss unbedingt passende Handtücher haben. Sie wissen schon – Badetücher und Handtücher. Da ist sie eigen.« Er wies auf die erste Rundhütte. »Geben Sie ihr diese und Peter Heath die andere. Sind sie innen genau gleich?«
    Mara nickte. »In etwa.«
    »Gut – das ist gut. Leonard und mich können Sie zusammen in eine dieser Hütten stecken. Wir hatten die ersten zehn Jahre unseres Lebens auch ein gemeinsames Zimmer – es kann uns nicht schaden, wenn wir jetzt wieder zusammen schlafen.«
    Carlton öffnete die Fahrertür des Landrovers und wies Daudi an, sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Dann hielt er inne, einen Fuß in der Luft, als sei ihm gerade etwas eingefallen.
    »Ach so – und wo ist die Landebahn?«
    Mara blickte ihn schweigend an. Dann senkte sie den Blick und tat so, als ob sie den Türgriff betrachtete. Die nächste Landebahn gab es bei der Mission, und von da war es mindestens eine Stunde Fahrt. Außerdem war die Strecke nicht gerade einfach.
    »Lillian und Peter kommen natürlich mit dem Flugzeug«, fuhr Carlton fort. »Man kann nicht von ihnen erwarten, dass sie sich auf diesen Straßen fortbewegen.«
    Mara kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Die Chance, Geld zu verdienen, verschwand auf einmal so rasch, wie sie aufgetaucht war. Plötzlich fiel ihr ein, dass ein besonders reicher Kunde einmal mit dem Flugzeug angereist war – er war in der Savanne gelandet. Sie wies auf die Ebene. Zwischen den Bäumen hindurch sah man in der Ferne die goldene Grasfläche.
    »Flugzeuge landen für gewöhnlich dort drüben«, sagte sie. »Ich lasse die Landebahn überprüfen und den Windsack aufstellen.«
    Verstohlen warf sie Daudi einen Blick zu. Er wusste sicher, dass sie das alles nur erfunden hatte.
    Er nickte ihr leicht zu und wandte sich an Carlton. »Sie müssen den Piloten anweisen, vor der Landung eine Runde zu drehen, damit die Leute hier wissen, dass sie die Tiere wegjagen müssen.«
    »Ja, klar. Erinnern Sie mich noch einmal daran, wenn wir zurück sind«, sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher