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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Scholes
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Ex-Army-Jeep. Und das war alles.
    Es gab keinen anderen Ort mehr, an dem sie nachschauen konnte, deshalb fuhr Mara nach Hause. Sie würde versuchen, die Nacht so gut wie möglich zu überstehen, und auf Peters Besuch morgen früh warten. Es war auch besser so. Was hätten Peter und Melanie von ihr gedacht, wenn sie so spät noch aufgetaucht wäre? Wie hätte sie ihr Kommen erklären sollen? Aber als sie weiter in die Pedale trat, wuchs ihre Panik. Wenn nun Peter seine Meinung geändert hatte und nicht kam?
    Wenn sie ihn nun nie wiedersehen würde?
    Als sie um die letzte Kurve bog, umklammerte sie die Griffe der Lenkstange fester. Vor ihrem Cottage erkannte sie den dunklen Umriss eines geparkten Autos. Kurz zögerte sie, aber dann radelte sie schnell darauf zu. Sie bog scharf in ihre Einfahrt ein und sprang direkt vor der Haustür vom Rad. Sie ließ es fallen und eilte die Stufen hinauf.
    Im Wohnzimmer schien der Mond durch die Fenster, und sie sah auf einen Blick, dass niemand da war. Sie eilte in den Garten und blickte zum Hügel hinauf. Der Pflanzendschungel wirkte wie mit Silber übergossen; die gebogenen Blätter der Aloe vera, mit Stacheln besetzt und an den Spitzen spiralförmig gedreht, sahen aus wie das Werk eines Künstlers. Es ging kein Wind, und alles war still. Die einzigen Geräusche waren der Ruf einer Eule und das ferne Rauschen des Meeres.
    Noch einmal blickte Mara zum Hügel, bevor sie wieder ins Haus ging. Über die Veranda, die den Eingang vor Wind und Wetter schützte, trat sie auf die vordere Terrasse.
    Dort stand Peter, den Rücken ihr zugewandt, und blickte aufs Meer. Als er ihre Schritte hörte, drehte er sich um.
    Seine Augen leuchteten auf. »Mara.«
    Mara erstarrte. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, blickte ihn aber nur an. Jetzt, wo sie ihn endlich gefunden hatte, fielen ihr die richtigen Worte nicht ein. Sie konnte nur denken, dass er immer noch einer anderen Frau gehörte.
    »Wir haben doch gesagt, wir würden einander nicht wiedersehen«, sagte sie schließlich. »Und wir haben uns auch all diese Jahre daran gehalten.« Verwirrt schüttelte sie den Kopf. »Aber jetzt bist du hier …«
    Peter hob die Hand. »Paula ist vor zwei Jahren gestorben. Sie hatte Krebs.« Er schwieg kurz. Dann fuhr er mit leiser Stimme fort: »Sie war entschlossen, ihn zu besiegen – und wir glaubten alle, dass sie es schaffen würde. Aber am Ende war es doch zu viel für sie.« Seine Stimme brach, und sie sah den Schmerz in seinen Augen. »Ich bin jetzt allein.«
    Maras Herz krampfte sich vor Mitgefühl für ihn zusammen. Was für Probleme sie in ihrer Ehe auch immer gehabt haben mochten, Paula war die Mutter seiner Kinder. Und sie hatten eine lange Reise miteinander zurückgelegt. Sie konnte Peters Trauer und Einsamkeit förmlich spüren, und es schnürte ihr die Kehle zu. Sie schluckte. »Ich bin auch allein«, flüsterte sie.
    Widersprüchliche Gefühle überwältigten sie, als sie in Peters Augen blickte. Zum einen war da der Schock, von Paulas Tod zu hören, und Mitgefühl für Peter. Aber auch die Erkenntnis, dass jetzt nichts mehr sie trennen konnte.
    Hoffnung durchzuckte sie. Und Freude stieg in ihr auf.
    Aber gleich kamen die Zweifel. War es überhaupt möglich, dass sie nach so langer Zeit wieder zueinanderfanden? Konnte ihre Liebe wieder neu entfacht werden? Sie waren schließlich nicht mehr dieselben wie früher.
    Sie sah Peter an, dass ihm die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen. Aber in seinen Augen lag auch eine ruhige Gelassenheit. Er hatte bereits Zeit gehabt, mit der neuen Realität klarzukommen, dachte sie.
    Mara blickte auf die Boote, die in der Bucht vor Anker lagen, und versuchte, die Ruhe des Anblicks auf sich wirken zu lassen. Plötzlich ertönte ein kratzendes Geräusch auf dem Dach. Peter blickte zur Regenrinne. »Was ist das?«, fragte er.
    Die Silhouette eines Opossums huschte an die Ecke des Daches. Als es Peters Stimme hörte, blieb es stehen und blickte ihn aus einem einzelnen gelben Auge an.
    Mara musste lächeln. »Das ist Matata, mein Opossum«, sagte sie. »Der Name bedeutet Probleme.«
    Peter trat näher an das Tier heran. »Ich habe seit meiner Kindheit kein Opossum mehr gesehen.«
    Seine Stimme klang aufgeregt. Das Interesse auf seinem Gesicht ließ ihn jünger wirken – und zutiefst vertraut. Mara spürte, wie ihre Anspannung und Unsicherheit nachzulassen begannen.
    »Es hat alle Knospen von meinem Kirschbaum gefressen«, beklagte sie sich. »Mein Nachbar
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