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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Scholes
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Wangen. Noch einmal durchlebte sie, was sie miteinander geteilt hatten – das Lachen, die Wärme, das Staunen. Und die Qual, akzeptieren zu müssen, dass sie und Peter nicht zusammen sein konnten. Der Schmerz des Abschieds, als sich das Flugzeug in die Luft erhob …
    Als der Film vorüber war, blieb sie sitzen und rang um Fassung. Sie blickte auf die Namen, die über die Leinwand rollten. Peter Heath kam als Erster – die gedruckten Buchstaben wirkten viel zu schlicht und gewöhnlich. Sie hatten nichts mit ihm zu tun. Dann kam Lillian Lane, gefolgt von Leonard Miller und Carlton Miller, nebeneinander in der gleichen Schrift. Es gab eine lange Liste der Crew, und dann schließlich kamen die Namen der Personen, die in Raynor Lodge bei den Dreharbeiten geholfen hatten. Sie sah Daudi Njoma und Kefa Nichema . Und Tomba ›Bwana Tonangel‹ Milenge. Dann kam ihr eigener Name . Mara Sutherland. Double für Miss Lane. Es folgten noch einige Danksagungen und dann als Letztes der Satz: Gefilmt in Tansania, Ost-Afrika.
    Die Musik erstarb, und die Leinwand wurde schwarz. Mara hatte das Gefühl, ihr Leben hinge in der Schwebe. Es schien ihr unmöglich, in die Sonne hinauszutreten und weiter ihre Einkäufe zu erledigen. Sie umklammerte die Rückenlehne des Sitzes vor ihr, legte den Kopf auf die Arme und ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Bewegungslos saß sie da. Über ein Jahr war es her, seit die Filmcrew – und Peter – in der Lodge gewesen waren. John war gestorben, und Jesse war zur Welt gekommen. Lorna hatte sie besucht. Und die Lodge lief erfolgreich. So viel war passiert, doch die Erinnerungen, die jetzt auf sie einstürmten, waren so mächtig, als sei Peter gestern noch hier gewesen. Sie war dankbar für diese Gelegenheit, den Film ein erstes Mal allein sehen zu können. Bald schon würde er im Saal in Kikuyu gezeigt werden, und dann musste sie sich ihn, umgeben von allen Lodge-Angestellten, anschauen. Wie Leonard versprochen hatte, waren alle Szenen, in denen Mara mitspielte – einschließlich der Aufnahmen in der Hütte – nahtlos eingefügt worden. Niemand konnte sie im Film von Lillian unterscheiden. Und solange sie die Fassung wahrte, würde niemand etwas merken.
    Mara hob den Kopf und blickte auf die roten Vorhänge, die die Leinwand bedeckten. Am liebsten wäre sie hier in der Dunkelheit sitzen geblieben, um sich vor der Realität ihrer Welt zu verstecken.
    Zum tausendsten Mal fragte sie sich, ob es ihr lieber gewesen wäre, Peter nie begegnet zu sein, sich nie in ihn verliebt zu haben. Wogen die kostbaren Erinnerungen den Schmerz der Sehnsucht nach ihm auf? War das alles die Qual wert, die sie empfand?
    Aber sie wusste, dass es das wert war. Sie spürte die Kraft, die es ihr gab. Was auch immer die Zukunft bringen mochte, die Liebe, die sie mit Peter gefunden hatte, war ein Samenkorn, das sie stark machte und am Leben erhielt.
    Ein Samenkorn, das in ihr schlummerte …

    Mara stellte ihr Glas so heftig ab, dass Cognac auf ihre Finger schwappte. Starr blickte sie auf das weiße Tischtuch. Ihr war auf einmal klar, was Peter getan hatte, indem er sie hier aufgespürt hatte. Er hatte die Schutzhülle zerrissen, mit der sie die Vergangenheit umgeben hatte. Und jetzt schien das Licht ungehindert in sie hinein, und das Samenkorn begann zu keimen.
    Als Chantal mit der Kaffeekanne erschien, sprang Mara auf.
    Chantal blickte sie überrascht an. »Was ist los?«
    »Ich muss gehen«, erwiderte Mara.
    Chantal runzelte besorgt die Stirn. »Ist alles in Ordnung?«
    Mara nickte. »Ja, mir geht es gut.«
    Chantal zog die Augenbrauen hoch. »Du erzählst mir sicher später, was los ist, oder?«
    »Ja«, erwiderte Mara.
    Sie war bereits an der Tür.

    Sie fuhr mit dem Fahrrad mitten auf der verlassenen Straße, kurvte um Schlaglöcher herum, und erreichte bald schon das Cottage im Kolonialstil, das Bed & Breakfast anbot. Sie spähte zu dem kleinen Parkplatz, aber er war leer. Als Nächstes fuhr sie zu der Reihe brandneuer Ferienwohnungen, aber auch dort war nirgends ein Mietwagen zu entdecken. Auch nicht in den Carports am Motel. Trotz der kühlen Luft schwitzend, radelte Mara weiter zum Ferienhotel. Als sie auf den Parkplatz bog, sah sie, dass die Bar noch geöffnet hatte – Gestalten bewegten sich hinter den Fenstern wie Puppen bei einem Schattenspiel. Die meisten Autos auf dem Parkplatz waren Lieferwagen von Fischern und alte, verrostete Kombis. Ein Wohnmobil mit einem Nummernschild aus Queensland stand dort und ein
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