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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Scholes
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Carlton schien sie nicht gehört zu haben. Er hörte auf, den Schrank zu durchsuchen, und stellte sich an die Tür, um auf die Veranda hinauszublicken. Vielleicht wollte er ja gehen. Daudi hingegen ließ sich auf dem Sofa nieder. Mara setzte sich ihm gegenüber auf einen Korbsessel, die Beine leicht schräg gestellt und an den Knöcheln überkreuzt, so wie es korrekt war. Als Kefa ihm ein Glas Bier reichte, sah Mara, dass es nicht beschlagen war. Sie warf Kefa, der sich bereits zum Gehen gewandt hatte, einen Blick zu. Warum hatte er das Bier nicht im Kühlschrank aufbewahrt? Es war eine der goldenen Regeln der Lodge, dass immer kalte Getränke vorrätig sein sollten. Aber dann fiel ihr ein, dass John ihm vor seiner Abreise nach Dar befohlen hatte, den Kühlschrank abzuschalten, um Kerosin zu sparen.
    Daudi schien es nichts auszumachen. Er trank genüsslich sein Bier, während Mara an ihrem lauwarmen Wasser nur nippte.
    Carlton sagte immer noch nichts, und Daudi schien das Schweigen Unbehagen zu bereiten. Er stellte sein Glas auf einen Beistelltisch und räusperte sich.
    Ohne Vorwarnung drehte Carlton sich plötzlich zu Mara um und breitete in einer Geste des Entzückens die Arme aus.
    »Es ist perfekt! Echt und unverfälscht …« Er rieb sich die Hände. »Wir wollen die gesamte Anlage für uns. Für zwei Wochen – vielleicht auch ein bisschen länger. Machen Sie sich keine Sorgen, wir entschädigen Sie für die anderen Buchungen, die Sie absagen müssen.«
    Carlton blickte sich erneut im Zimmer um, dann wies er aufgeregt nach draußen. Mara blickte zu der Stelle, wo das Grundstück steil zu den Ebenen abfiel, nur ein paar Meter vom Rand der Terrasse entfernt. Dort unten glitzerte das Wasserloch in der Sonne. Eine Giraffenfamilie graste friedlich dahinter, und nicht weit davon entfernt sah man eine Herde Zebras.
    »Da sind die Tiere«, fügte Carlton hinzu. Er wandte sich an Daudi, und sein Gesicht leuchtete vor Erregung. »Wir können alles direkt von hier aus schießen!«
    Mara zuckte erschreckt zusammen. »Es tut mir leid«, sagte sie mit fester Stimme. »Es ist nicht gestattet, in der Nähe der Lodge zu jagen.« Sie wies zum Horizont, wo eine steile, rötliche Böschung aufragte. »Das erste Camp ist hinter diesen Hügeln. Mein Mann fährt mit Ihnen dorthin, sobald er zurück ist. Er kann für Sie alles aufspüren, was Sie haben möchten. Die Big Five natürlich, aber auch Kroko dile, Impalas …«
    »Oh, wir sind nicht hier, um zu jagen«, sagte Carlton.
    Mara blickte ihn verwirrt an. »Was …«
    »Wir drehen einen Film.«
    Mara warf Daudi einen Blick zu, unsicher, ob Carlton Witze machte oder verrückt war. Aber dann lachte sie und schüttelte den Kopf. John hatte ihr Geschichten erzählt – die er von Raynor gehört hatte –, wie die Hollywood-Studios in Afrika drehten: Sie bauten 300-Zelt-Safaris auf mit ganzen Konvois von Lastwagen, mobilen Lazaretten und Kinos. Vor zehn Jahren hatte Raynor einen Satz fast neuer Safarizelte von dem Ausstatter gekauft, der für Mogambo gearbeitet hatte. In diesem Abenteuerfilm hatte nicht nur Clark Gable mitgespielt, sondern auch Ava Gardner und Grace Kelly. John wurde nie müde, seinen Kunden zu erzählen, dass weltberühmte Stars in ihren Zelten geschlafen hatten.
    »Nein, so ist es nicht«, erklärte Carlton, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Der Hauptteil ist bereits so gut wie abgedreht – wir brauchen nur noch zwei Tage in Sansibar. Dann fliegt der größte Teil der Crew nach Hause. Für den zweiten Teil – der hier spielt – brauchen wir nur etwa ein Dutzend Leute, eine Basis-Crew und die beiden Hauptdarsteller.« Er sprach schnell und unterstrich seine Worte mit Gesten. »Wir hatten uns im Manyala eingemietet, und die nächste Location lag ganz in der Nähe. Eine Farm, die als Jagdlodge eingerichtet werden sollte, die Art von Lodge, in der Hemingway sich vielleicht in den dreißiger Jahren hätte aufhalten können.« Er blickte sich erneut um, als könnte er nicht glauben, was er sah. »Genauso wie hier! Die Farm sah auf den Fotos, die man mir zeigte, ganz anständig aus, aber als ich dann dort war – es war alles falsch. Wir hätten viel zu viel investieren müssen. Und wir hatten ja auch keine Zeit. Von den Kosten ganz zu schweigen …« Carlton schüttelte den Kopf und verzog nervös das Gesicht. »Wir hatten so viele Probleme, eines nach dem anderen. Sie können sich nicht vorstellen …«
    »Aber sehen Sie«, unterbrach Daudi ihn beruhigend, »jetzt
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