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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Scholes
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Geschäftlich«, fügte sie hinzu. Als die beiden Männer nicht antworteten, fragte sie zögernd: »Hat der Buchungsagent Sie geschickt? Ich habe keine Nachricht erhalten, aber das Funkgerät ist kaputt. Allerdings nur zeitweilig. Das kommt selten vor.« Entschuldigend lächelte sie. Dann nickte sie in Richtung des Landrovers. »Ich sehe, Sie kommen aus dem Manyala …« Fragend hob sie die Stimme.
    »Das stimmt«, sagte Daudi. »Wir wollten ursprünglich dort wohnen. Aber die Arrangements dort sind nicht geeignet. Der Leiter des Jagdministeriums – Mr. Kabeya – hat uns hierher verwiesen.«
    Daudis Englisch war sorgfältig und korrekt, aber Mara blickte ihn trotzdem verständnislos an. Was mochte wohl am Manyala Hotel ungeeignet sein? Sie kannte jedoch Kabeya. Er war ein alter Freund von John. Er kam von einem Stamm hier in der Gegend und war in seiner Jugend Gewehrträger von Mr. Raynor gewesen. Sie beschloss allerdings, diese Verbindung lieber nicht zu erwähnen, falls Kabeya es vorzog, nicht daran erinnert zu werden, dass er einmal für einen weißen Jäger gearbeitet hatte.
    »Danken Sie ihm von uns«, sagte sie höflich. »Und richten Sie ihm bitte unsere besten Grüße aus.«
    Während sie mit Daudi sprach, spürte Mara die ganze Zeit über Carltons Blicke, die über ihr Gesicht und ihren Körper glitten. Schließlich fiel sein Blick auf ihre Hände. Mara versteckte sie hinter dem Rücken. Sie waren rauh vom Umgraben im Gemüsegarten und vom Wassertragen, die Nägel schmutzig und abgebrochen.
    Sie versuchte den Amerikaner zu ignorieren, als sie mit der Vorstellung von Raynor Lodge begann. Die sechs kleineren Hütten erwähnte sie erst gar nicht – eigentlich waren es nur Blechschuppen, die John einer Minengesellschaft abgekauft hatte. Allerdings waren sie durch die Strohdächer innen überraschend kühl. Sie konzentrierte sich stattdessen auf die Rundhütten und erklärte, dass jede über ein eigenes Badezimmer und eine private Terrasse verfügte. Dann lenkte sie die Aufmerksamkeit der Gäste auf die Fenster mit den neuen Moskitonetzen.
    Sie sah, dass Daudis Blicke von den Vorhängen an den Fenstern zu dem Kleid glitten, das sie trug. Alles war aus dem gleichen, blaugemusterten kitenge -Stoff genäht. Sie nickte ganz leicht und hoffte, er hatte begriffen, dass das kein Zufall war. Es war ihre Absicht gewesen, so eine Art Uniform zu schaffen. (Für den Abend hatte sie noch eine knöchellange Version des Kleides.) Dadurch unterschied sie sich von den Frauen, Töchtern oder Verlobten der Kunden, die sich oft mehrmals an einem Tag umzogen, und auch von den Jägerinnen, die ebenfalls ab und zu hierherkamen. Und es machte den anderen Frauen klar, dass sie die Gastgeberin der Safari war und niemand sie als Konkurrentin zu fürchten brauchte – auch nicht, wenn es um die Aufmerksamkeit von Maras Mann, dem Jäger, ging.
    »Ich finde, es sieht gut aus«, sagte Carlton. Er zeigte auf eine Stelle, an der ein großes, tiefes Loch gegraben worden war, und zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Das ist der Swimmingpool«, erklärte Mara. »Wie Sie sehen können, befindet er sich noch im Bau«, fuhr sie munter fort. Die beiden Männer sollten glauben, dass schon in wenigen Wochen kühles, blaues Wasser das Becken füllen würde. Sie konnte nur hoffen, dass sie die Pflanzen, die bereits wieder durch die Risse im Lehm wuchsen, nicht bemerkten.
    Rasch wandte sie sich dem Thema Essen zu – das interessierte die Gäste immer.
    »Unser Koch bereitet die Mahlzeiten hier in der Lodge und während der Safaris zu. Er ist auf traditionelle englische Gerichte spezialisiert.« Mara lächelte Carlton an. Er sah aus wie jemand, der gerne aß. Ihr Blick glitt über seine massige Gestalt. Die oberen drei Knöpfe an seinem ungebügelten Freizeithemd waren geöffnet, und man sah sein dunkles Brusthaar. Hoffentlich zog Carlton sich um, bevor Menelik ihn zu Gesicht bekam. Der Afrikaner hatte seine korrekten europäischen Manieren bei seiner vorherigen Arbeitgeberin, einer englischen Baronin, gelernt und würde sicher nicht sehr beeindruckt sein.
    »Ich werde Kontakt zu meinem Mann aufnehmen und dafür sorgen, dass er so bald wie möglich zurückkehrt. Vielleicht ist er ja auch schon auf dem Weg. Wenn nicht, ist er in spätestens zwei Tagen wieder hier.«
    Mara versuchte, ruhig und selbstsicher zu klingen, aber ihre Gedanken überschlugen sich. Die Speisekammer war absolut leer. Sie hatten kaum noch Kerosin oder Diesel. Selbst Kerzen waren nur
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