Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Scholes
Vom Netzwerk:
Großwildjagd in ihrem Stammesgebiet bekamen. Und einige junge Leute rechneten auch damit, gelegentlich in der Lodge arbeiten zu können.
    »Sie werden bald hier sein«, erklärte Tomba.
    »Wenn jemand zur Safari hierherkommt«, erwiderte Mara geduldig, »macht er eine Buchung, und Johns Agent in Dar spricht über Funk mit uns.«
    »Ah!« Tomba warf ihr einen wissenden Blick zu. »Aber das Funkgerät funktioniert nicht. Ich habe gesehen, wie Bwana Stimu versucht hat, es zu reparieren.«
    »Wenn unser Funkgerät kaputt ist«, fuhr Mara fort, »schickt Johns Agent eine Nachricht an die Mission. Und sie schicken dann einen Botenjungen. Wenn du einen Landrover gesehen hast, haben sich die Leute bestimmt verfahren. Oder vielleicht haben sie auch von der Lodge gehört und glauben, sie ist wie ein Hotel.« Sie lächelte grimmig bei dem Gedanken, dass ein Reisender – vielleicht ein Geologe oder ein Regierungsbeamter – hier anhalten würde, um eine anständige Mahlzeit zu sich zu nehmen. Abgesehen von den zwei Perlhühnern in ihrer Tasche und dem, was im Gemüsegarten noch wuchs, gab es hier buchstäblich nichts zu essen. Vielleicht konnte sie gekochte Wildkräuter servieren – das Gericht, das die Afrikaner in der Stadt sukuma wiki nannten, »Ende der Woche« oder manchmal auch »Boden der Geldbörse« …
    Tomba verschränkte die Arme und ließ sich nicht beirren. »Ich warte hier, um ihnen die Koffer zu tragen.«
    Mara blickte über seine Schulter in die Ferne. Unsicherheit erfasste sie. Wenn nun doch eine Buchung erfolgt war und die Nachricht aber verlorengegangen war? Was sollte sie dann tun? Sie hatte kein Geld, um Lebensmittel zu kaufen. Und John war nicht hier.
    Das ferne Brummen eines Motors durchdrang die Stille.
    Ein Lächeln breitete sich auf Tombas Gesicht aus. »Da kommen sie.«
    Mara drehte sich auf dem Absatz um und rannte zum Hof hinter der Lodge. Hastig zog sie die Fliegengittertür auf und trat in die Küche.
    »Die Grüße des Tages für dich, Menelik«, stieß sie hervor. Der Koch drehte sich vom Herd weg. Er bewegte sich langsam, aber nicht, weil er fast siebzig Jahre alt war. Absichtlich ignorierte er Maras offensichtliche Eile und warf einen betonten Blick auf die andere Tür, die in den vorderen Teil des Gebäudes führte. Durch diese Tür hätte Mara hereinkommen müssen. Für wen hielt sie sich, dass sie einfach so durch die Hintertür gestürmt kam, die Tür für die Küchenhilfe?
    »Ich suche Kefa«, fuhr Mara fort. »Wir haben Gäste.« Sie warf die Jutetasche auf den Tisch, wobei sie es insgeheim bedauerte, dass jetzt keine Zeit mehr war, um mit ihren Perlhühnern zu prahlen. »Du musst ihn suchen. Sag ihm, er soll die Gäste hereinführen und chai servieren.«
    Mara war sich ihres flehenden Tonfalls bewusst. Sie fand es immer schwierig, dem alten Mann Befehle zu erteilen. Wie viele Amhara aus dem äthiopischen Hochland strahlte er aristokratische Würde aus, was an seinen feinen Wangenknochen und der Art, wie er den Kopf hielt, lag. Und seine langen weißen Gewänder waren zwar einfach, aber elegant. »Wir haben keine Milch«, erklärte Menelik. »Die Massai-Frau ist zwar gekommen, aber wir hatten kein Geld, um sie zu bezahlen.«
    Mara, die gerade dabei war, das Gewehr abzunehmen, hielt inne. »Haben wir Bier?«
    Menelik zog die Augenbrauen hoch. »Nur noch zwei Flaschen. Die Letzten.«
    Mara zuckte hilflos mit den Schultern. »Kefa soll sie herausbringen.«

    Im Schlafzimmer schloss Mara das Gewehr und die Munition weg, dann öffnete sie den Schrank und nahm ihr Safarikleid vom Bügel. Während sie sich mit dem Reißverschluss abmühte, beugte sie sich vor, um aus dem Fenster zu schauen. Ein neuer, cremefarbener Landrover fuhr gerade auf den Parkplatz. Sie entspannte sich ein wenig, weil sie sich fast sicher sein konnte, dass das keine Kunden von John waren. Der Agent in Dar arbeitete immer mit dem gleichen Safari-Veranstalter zusammen, und die Fahrzeuge, die er zur Verfügung stellte, waren ziemlich heruntergekommen.
    Auf der Seitenfläche des Landrovers stand etwas. Manyala Hotel . Überrascht riss Mara die Augen auf. Warum sollte jemand von dort zur Raynor Lodge kommen? Sie löste ihren langen, dunklen Zopf und bürstete sich die Haare rasch durch. Ärger stieg in ihr auf. Das Manyala Hotel war der Grund, warum John nach Daressalam gefahren war, in einem verzweifelten Versuch, Geld aufzutreiben.
    Das große Hotel war vor zweieinhalb Jahren eröffnet worden, gerade als in Raynor Lodge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher