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Rote Sonne - heisse Kuesse

Rote Sonne - heisse Kuesse

Titel: Rote Sonne - heisse Kuesse
Autoren: Emma Darcy
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beruhigend die Hand auf die Schulter. Sein Großvater lag mit geschlossenen Augen da, das Gesicht grau und eingefallen. Jennys Mitgefühl erwachte sofort. Es war deutlich zu sehen, dass dem alte Mann nicht mehr viel Zeit blieb. Er war immer freundlich zu ihr gewesen, und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm in seinen letzten Stunden ihre Zuneigung zu zeigen.
    „Ich bin da, Marco“, sagte sie leise.
    Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „Mein Liebes“, murmelte er. Dann öffnete er langsam die Augen, drehte den Kopf und sah sie direkt an.
    „Und jetzt sag mir, mein Mädchen, wer bist du?“
    Für einen quälenden Augenblick glaubte sie, er habe sie nicht erkannt. Dann sah sie, dass seine dunklen Augen sie wach und fragend anblickten. Sie war wie gelähmt vor Schreck.
    Marco weiß, dass ich nicht Bella bin.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, woher er es wusste. Möglicherweise hatte er schon früh Verdacht geschöpft. Hatte er deshalb nie nachgehakt, wenn sie nur die dürftigsten Informationen über Antonios Leben in Australien preisgegeben hatte? Oder war ihm klar, dass sein Enkel, den er in- und auswendig kannte, nie mit seiner Cousine schlafen würde?
    Eine Welle der Erleichterung durchströmte sie. Nun brauchte sie sich nicht mehr zu verstellen, sondern konnte endlich die Wahrheit sagen.
    „Mein Name ist Jenny Kent“, bekannte sie frei heraus.
    Genau diese Worte hätte sie damals im Krankenhaus sagen sollen, als sie aus dem Koma erwachte. Sie spürte, wie sich Dantes Finger in ihre Schulter gruben. Wollte er sie am Reden hindern? Dafür war es jetzt zu spät. Außerdem sah sie in Marcos Augen, dass sie richtig handelte.
    „Ich war Bellas Freundin“, fuhr sie fort. „Wir hatten beide keine Verwandten und waren wie Schwestern. Wir haben zusammen in ihrem Apartment gewohnt, und sie ließ mich ihren italienischen Namen benutzen, damit ich im Venedig-Forum arbeiten konnte. Es tut mir so leid, Marco. Wir hatten einen Autounfall, bei dem sie ums Leben kam. Als ich im Krankenhaus aufwachte, erfuhr ich, dass man uns verwechselt hatte.“
    Rückhaltlos erzählte sie die ganze Wahrheit. Dass sie sich als Bella ausgegeben hatte, um ihren Job noch eine Weile zu behalten. Wie sie glaubte, niemandem damit zu schaden. Und schließlich die Begegnung mit Dante, der darauf bestand, sie mit nach Capri zu nehmen. „Weil er dich liebt, Marco. Er brachte es nicht über sich, dir zu sagen, dass Antonios Tochter nicht mehr am Leben ist. Also habe ich versucht, mich in Bella hineinzuversetzen und deine Enkelin zu sein. Jetzt kann ich es dir endlich sagen, sie war ein großartiger Mensch – warmherzig und großzügig. Sie liebte das Leben und war viel amüsanter als ich. Ich wünschte, sie könnte hier bei dir sein.“
    Er machte eine Handbewegung, die ihre Bedenken beiseite wischen sollte. Schwer atmend sagte er: „Du … du bist wichtiger.“
    „Ich? Aber ich bin ein Niemand.“
    „Hör mir zu …“
    Die Dringlichkeit in seiner Stimme ließ sie verstummen. Es war schrecklich mit anzusehen, wieviel Kraft es ihn kostete, zu sprechen. Sie musste sich ganz ruhig verhalten und ihm zuhören. Sie hoffte, Dante war nicht zu verärgert darüber, dass sie alles verraten hatte.
    Große Traurigkeit überkam sie bei dem Gedanken, dass sie nun Abschied nehmen musste. Jenny Kent gehörte nicht hierher. Wenn der Hubschrauber mit Roberto und Sophia ankam, konnte sie abreisen. Sie würde Dante und seine Familie verlassen.
    Marco sprach mit großer Anstrengung: „Ich habe erkannt, was du für Dante fühlst … in dem Porträt.“
    Dabei habe ich alles getan, um meine Gefühle zu verbergen. Muss er das ausgerechnet jetzt vor Dante aussprechen?
    „Danach habe ich mir alles zusammengereimt“, fuhr er fort. „Keinerlei Familienähnlichkeit, die wenigen Informationen über Antonio … immer auf der Hut. Und Dante, so übervorsichtig …“
    So schnell hat er alles durchschaut, dachte Jenny beschämt.
    „Warum hast du denn nichts gesagt, Nonno ?“ Aus Dantes Stimme sprachen widerstreitende Gefühle.
    Marco sah seinen Enkel an. Die Antwort kostete ihn enorme Kraft: „Sie sollte bleiben. Ich wollte sehen, ob du für sie empfindest, was ich für meine Isabella empfunden habe. Ich habe immer gehofft, dass du eine Frau findest, die du lieben kannst. Gut, stark und warmherzig. Das war mir wichtiger als eine Enkelin, die ich nie kennengelernt habe.“
    Tränen traten in Jennys Augen. Es war der Wunsch eines Sterbenden. Er hoffte,
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