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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild
Autoren: Jaye Wells
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würzigen Note versah. Andere hatten die Mischung mit etwas Opium vermengt. Der süßliche Rauch verband sich mit dem metallischen Geruch des Bluts und verlieh dem Raum eine berauschende Atmosphäre.
    Ein paar bekannte Gesichter nickten mir zu, als ich auf die Bar zuging. Es war erst zweiundzwanzig Uhr, und es gab noch nicht viele Gäste. Schon bald würden die Vamps jedoch in Scharen eintreffen, die Wangen rosig von den kürzlich genossenen Mahlzeiten.
    Ich lehnte mich an die Mahagonitheke und winkte Ivan, den Barkeeper, heran. Er kam mit einem Grinsen auf seinem sommersprossigen Gesicht auf mich zu. Seine langen rostfarbenen Haare hatte er im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. In seinem linken Ohrläppchen funkelte ein kleiner Goldring.
    »Was darf es sein, Sabina?«
    »Einen halben Liter 0-Negativ und einen Wodka zum Nachspülen.«
    Ivan zog fragend die Augenbrauen hoch. »War wohl eine harte Nacht?«
    »Bring mir einfach die Getränke.« Ich benahm mich
biestig, das wusste ich. Vielleicht würden mir ja ein paar Drinks helfen, den unangenehm bitteren Geschmack aus meinem Mund zu vertreiben.
    »Kommt sofort, Ma’am«, erwiderte Ivan grinsend und salutierte.
    Während ich auf meine Bestellung wartete, wanderte mein Blick durch die Bar. Mit den Fingern trommelte ich den Rhythmus von »Voodoo«, einem Godsmack-Song, auf die Theke. Am anderen Ende des Tresens bemerkte ich einen Mann, der offensichtlich darum bemüht war, nicht aufzufallen. Und genau das machte ihn auffällig. Er saß über sein Glas gebeugt da. Seine schwarze Lederjacke hing auf breiten Schultern. Was mir jedoch vor allem ins Auge stach, waren seine Haare.
    Vampire haben grundsätzlich rote Haare – angefangen mit jungem Rotblond bis hin zu altem Mahagonirotbraun. Je dunkler die Schattierung, desto älter der Vamp. Da ich selbst halb Vampir und halb Magierin bin, habe ich sowohl knallrote als auch schwarze Strähnen. Dieses verräterische Charakteristikum verdanken wir Kain, den Gott nach dem berüchtigten Mord an seinem Bruder Abel mit einem roten Schopf gezeichnet hat. Nachdem er aus der Gemeinschaft der Menschen ausgestoßen worden war, tat er sich mit Lilith zusammen, die den Garten Eden schon lange Zeit zuvor aus Langeweile verlassen hatte. Durch Kains Beziehung zu Lilith entstand das Geschlecht der Vampire. Unseren Blutdurst und die Unsterblichkeit erbten wir von Lilith, während unsere Unfähigkeit, uns der Sonne auszusetzen sowie unsere roten Haare von Kain stammen.
    Weder chemische noch pflanzliche Mittel schaffen es, unser Kainsmal zu verdecken. Wie ein Muttermal oder
eine auffällige Narbe gelten rote Haare als der untrügerische Beweis für unsere Abstammung. Da es glücklicherweise auch viele Sterbliche mit roten Haaren gibt, fällt man als Vampir nicht automatisch auf. Lustigerweise wissen allerdings die wenigsten rothaarigen Sterblichen, dass ihre Haarfarbe auf einen blutsaugenden Vorfahren hinweist.
    Im Gegensatz zu den anderen Gästen des Clubs hatte der Mann am anderen Ende der Theke sandig blondes Haar – ohne auch nur die Andeutung einer roten Strähne. Er könnte ein Sterblicher sein, überlegte ich. Aber Ewan ließ sogenanntes Wurmfutter niemals freiwillig in diesen Teil des Clubs. Das konnte also nur eines bedeuten: Der Kerl gehörte zum Geschlecht der Magier. Noch dazu musste er ein ziemlich mutiges Exemplar sein, wenn man bedachte, dass er sich mutterseelenallein in einen Vampirclub wagte.
    Während ich noch über den Mann nachdachte, blickte er auf. Hinter der dunklen Sonnenbrille konnte ich seine Augen nicht erkennen, aber offenbar sah er mich an. Einen Moment lang hatte ich das deutliche Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben. Dann blickte er weg.
    Was zum Teufel! Am besten fragte ich ihn einfach, ob wir uns kannten. Ich ging auf ihn zu, wurde aber von Ewan aufgehalten, der zu mir trat.
    »Diese verdammten Schauspieler«, schimpfte er. Er gab Ivan ein Zeichen und lehnte sich neben mich an die Bar. »Ich musste ihm erst eine Flasche Cristal spendieren, ehe er Ruhe gab. Grauenvoll.«
    »Du hättest ihn einfach vor die Tür setzen sollen«, schlug ich vor. Mein Blick wanderte zum Magier. Dieser beobachtete inzwischen zwei weibliche Vampire, die auf
einem der Diwans saßen. Roter Rauch stieg zwischen ihren Lippen auf, während sie sich leidenschaftlich küssten und gemeinsam einen Zug aus der Wasserpfeife genossen.
    Neben mir seufzte Ewan. »Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber ich verscheuche nur
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