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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild
Autoren: Jaye Wells
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Moralpredigten lassen könntest. Wir sind Vampire, David. Moralische Unterscheidungen zwischen Gut und Böse treffen auf uns nicht zu.«
    Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich spöttisch an. »Wirklich? Tun sie das nicht?«
    »Wie auch immer«, antwortete ich ungeduldig. »Könnten wir es nicht einfach dabei bewenden lassen? Ich habe keine Lust auf eine weitere Debatte über ethische Grundsätze.«
    Er schüttelte den Kopf. »Also gut. Warum erklärst du mir dann nicht, weshalb wir uns hier draußen treffen sollten?«
    Ich stieß einen Seufzer aus und zog meine Waffe hervor.
    Davids Pupillen weiteten sich vor Schreck, als ich die speziell angefertigte Pistole auf seine Stirn richtete.
    Seine Augen schossen zwischen mir und der Waffe hin und her. Ich konnte nur hoffen, dass er das leichte Zittern meiner Hand nicht bemerkte.
    »Ich hätte es eigentlich bereits wissen müssen, als du mich angerufen hast«, murmelte er. »Das tust du normalerweise nie.«
    »Willst du denn nicht wissen, warum?« Seine Gelassenheit verunsicherte mich ein wenig.
    »Ich kenne den Grund.« Er verschränkte die Arme und blickte mich scharf an. »Die Frage ist nur, ob du ihn auch kennst.«
    Mein linkes Augenlid zuckte. »Ich weiß genug, David. Wie konntest du nur so dumm sein, die Dominae zu hintergehen? Wieso verrätst du uns?«
    Er zeigte keine Regung. »Eines Tages wird dein blindes
Vertrauen in die Dominae dein Untergang sein, Sabina«, entgegnete er.
    Ich rollte die Augen. »Du solltest deine letzten Worte nicht auf eine weitere Moralpredigt verschw…«
    Ehe ich den Satz zu Ende sprechen konnte, stürzte er sich auf mich und rammte mir den Arm in den Bauch. Einen Augenblick lang blieb mir die Luft weg, und ich ließ die Pistole fallen. Wir fielen auf das frisch zugeschüttete Grab. Erde und Fäuste flogen durch die Luft, während jeder von uns versuchte, die Oberhand zu gewinnen. David packte mich an den Haaren und schlug meinen Kopf mit voller Wucht auf den Boden. Dreck drang in meine Nase und ich vermochte vor Zorn und Empörung kaum mehr klar zu denken.
    Meine Finger krallten sich in seine Augenhöhlen. Durch den Schmerz abgelenkt, ließ er los und presste die Hände auf seine Lider. Der so gewonnene Vorteil pumpte noch mehr Adrenalin in meinen Blutkreislauf. Ich schleuderte David auf den Rücken, presste seine Hüften mit meinen Knien auf den Boden und versetzte ihm mit der rechten Handkante einen Hieb auf die Nase. Blut spritzte hervor und lief ihm über Lippen und Kinn.
    »Du Aas!«
    Wie ein wild gewordenes Tier schlug er seine Eckzähne in meinen Handballen. Ich kreischte auf und verpasste ihm mit meiner unverletzten Linken eine Ohrfeige. Er ließ ein wütendes Knurren hören und schlug zu. Ich flog durch die Luft und landete mehrere Meter entfernt recht unsanft auf meinem Hinterteil.
    Ehe ich zu Atem kommen konnte, stürzte er sich erneut auf mich und drückte mich zu Boden. Diesmal richtete er außerdem meine Pistole auf mich.

    »Und? Wie fühlt sich das an, Sabina?«, zischte er zornig. Sein Gesicht näherte sich dem meinen. Als er den Mund aufmachte, konnte ich seinen Atem riechen. Er stank nach Blut und Wut. »Wie fühlt es sich an, sich am anderen Ende der Pistole zu befinden?«
    »Großartig.« Obwohl ich versuchte, die Coole zu markieren, schlug mir das Herz bis zum Hals. Ich warf einen Blick nach rechts. Dort lag noch die Schaufel, mit der ich das Grab ausgehoben hatte. »Hör zu, David …«
    »Halt die Klappe.« Davids Augen waren aufgerissen; er wirkte fast so, als würde er jeden Moment den Verstand verlieren. »Weißt du eigentlich, was das Schlimmste an der ganzen Sache ist, Sabina? Ich bin heute Nacht hierhergekommen, um dir alles zu erzählen. Ich wollte dich vor den Dominae und vor Clovis warnen …«
    »Mich warnen?«
    David drückte mir den kalten Stahllauf gegen die Schläfe, hinterließ einen Abdruck seiner Wut. »Ironisch, findest du nicht? Hast du überhaupt den blassesten Schimmer, worum es hier geht? Und was auf dem Spiel steht?« Er entsicherte. Offenbar eine rhetorische Frage.
    Eine Sekunde verging, als auf einmal Flügelschlagen und der laute Schrei einer Eule zu hören waren. David war einen Moment lang abgelenkt. Ich schlug mit der Faust gegen seinen Adamsapfel. Keuchend und hustend fiel er rückwärts auf den Waldboden. Nun hatte ich meine Chance: Ich sprang auf und stürzte mich auf die Schaufel.
    Die Zeit schien stillzustehen. Wie im Zeitlupentempo hob ich die Schaufel und wirbelte herum. Eine
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