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Rosentraeume

Titel: Rosentraeume
Autoren: Virgina Henley
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Stangen, die für die Vögel von Besuchern angebracht waren. Ihre Begleiter hatten bereits in dem großen Saal Platz genommen, in dem gegessen wurde und der sich sehr rasch mit jungen Männern füllte, die dem Gefolge des Thronerben angehörten.
    Joan zog Brianna zu dem Waschraum in der Nähe des Saals, wo es Waschplätze mit Schüsseln und Eimern gab. Die jungen Männer um sie herum begannen sofort, die beiden jungen Damen zu necken und mit ihnen zu flirten. Brianna von Bedford hatte sehr viele Verehrer, die diese Gelegenheit benutzten, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie scherzte mit allen, war jedoch bemüht, keinen von ihnen zu bevorzugen.
    Joan schlüpfte neben Edward. »Darf ich die Seife haben, Euer Hoheit?«
    Er sah sie voller Entsetzen an. »Hat mein verdammter Kammerherr etwa keine Stube zum Erfrischen bereitgestellt?«
    »Doch, aber Isabel wollte uns nicht dabeihaben.« Sie strahlte ihn hingebungsvoll an, unfähig, ihre Bewunderung für ihn zu verbergen.
    »Weil sie ein verwöhntes kleines Luder ist«, beklagte er sich.
    »Vielleicht zahlt sie uns ja nur all die schlimmen Dinge heim, die wir ihr angetan haben, als wir noch Kinder waren. Erinnert Ihr Euch daran?« fragte sie atemlos.
    Um seine blauen Augen bildeten sich Lachfältchen. »Wir waren wirklich Verbündete.« Er hatte Joan, oder die kleine Jeanette, wie er sie zu nennen pflegte, schon immer sehr gern gehabt. Als es ihm jetzt wieder einfiel, erinnerte er sich auch daran, daß sie ihm zu seiner ersten Erektion verholfen hatte. Damals war er zwölf.
    Plötzlich berührte sie sein Gesicht. »Ihr habt Blut auf der Wange, genau hier.«
    Er seifte sich das Gesicht ein, wusch es dann ab und griff nach dem Handtuch. Joan zog es schnell weg, lachte laut auf und warf das Tuch Brianna zu. Er packte Joan, hob sie hoch in die Luft und bohrte seine Finger in ihre Rippen, um sie zu kitzeln, als sei sie ein Kind. Plötzlich verlor sie ihr Haarnetz, und ihr silbernes Haar fiel über seine Hände. Er stellte sie schnell wieder auf den Boden, sein Lachen brach ab, als sie voreinander standen und einander mit neu erwachter Erkenntnis betrachteten.
    »Süß«, murmelte er, so leise, daß nur sie es hören konnte.
    Bei Tisch trennte ein großes Salzfaß die Speisenden in der Rangordnung. Gewöhnliche Soldaten, Diener, Knappen und die Reitknechte, die zu Besuch waren, saßen unterhalb vom Salz, während die hohen Offiziere der Burg, bedeutende Gäste und Mitglieder des Adels zusammen mit den Plantagenets oberhalb des Salzfasses saßen. Fünf junge Adlige drängelten sich auf dem Platz genau gegenüber von Brianna von Bedford und Joan von Kent.
    Der Majordomus des Schlosses überwachte das Mahl und diejenigen, die servierten. Heute hatte er mehr zu tun, als nur die silbernen Löffel und Messer im Auge zu behalten; er mußte dafür sorgen, daß die Damen zuerst bedient, die Trinkgefäße gefüllt wurden, daß das Essen auf den Tisch kam, solange es noch heiß war, und gleichzeitig mußte er aufpassen, daß sich die Knappen anständig benahmen. Seine wilden Blicke drohten jedem Bestrafung an, der ausspuckte, sich laut schneuzte oder in den Zähnen bohrte. Doch man mußte den jungen Männern zugute halten, daß manche sogar darauf achteten, nicht alles, was in ihrer Nähe stand, herunterzuschlingen, damit noch etwas übrigblieb für den Korb der Armenspeisung.
    Prinzessin Isabel saß zwischen ihren Brüdern, Prinz Edward und Prinz Lionel, und das fand Brianna sehr schade. Denn sie sah aus wie eine Krähe zwischen zwei Pfauen. Ihr jüngerer Bruder, Lionel, war ein blonder Gigant mit einem etwas rötlichen Gesicht. Er war nicht gebildet, weder imstande zu lesen noch zu schreiben, doch besaß er ein gutmütiges Wesen. Seine Laune blieb stets heiter, selbst wenn er betrunken war, und wenn man dem Klatsch Glauben schenkte, war er das jeden Abend.
    Von ihrem Platz aus, gleich neben dem Kopfende des Tisches, betrachtete Brianna den Thronerben. In Aussehen und Benehmen gab er sich bereits königlich. Er war nicht nur Prinz von Wales, sondern auch Graf von Chester, Herzog von Cornwall, und wenn sein Vater außer Landes weilte, trug er die Verantwortung als Hüter des Königreiches. Edward war sehr groß, er hatte hohe Wangenknochen und eine Adlernase mit einer ein wenig abgestumpften Spitze, genau wie bei seinem Vater. Und er besaß auch die gleichen blauen Augen, denen nichts entging. Seine Vitalität und sein goldenes Haar verliehen ihm ein perfektes Aussehen, und
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