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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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frühwinterliche Jahreszeit erstaunlich mild, sodass wir uns raussetzen konnten, wenn auch nur mit der wärmenden Unterstützung einer Jacke.
    Auf ihre Frage nach meinem beruflichen Wohlergehen gab es nicht viel zu erzählen. Das Buch über Appenzeller Geheimnisse, das ich während unseres letzten Zusammenseins gerade begonnen hatte, war mittlerweile erschienen. Sie kannte es, ich hatte es ihr geschickt, und sie wusste aus unseren Telefongesprächen, dass es nicht nur gut herausgekommen, sondern auch gut angekommen war. Von meinem neusten Projekt würde ich ihr später erzählen, zumal ich damit noch ganz am Anfang stand.
    Nachdem ich Adelinas Retourfrage nach einer festen Partnerin ebenfalls verneinend beantwortet hatte, kamen wir unvermeidlich noch einmal auf den Fall zu sprechen, der uns vor einem halben Jahr gemeinsam beschäftigt hatte, und damit auf die seltsamen Verstrickungen rund um das Geheimrezept des Appenzeller Käses. Plötzlich sah mich Adelina mit einem unergründlichen Blick an und meinte, sie habe das untrügliche Gefühl, dass ich ihr in dieser Sache etwas verheimliche.
    Ich schluckte einmal leer ob dieses Beweises für die Existenz weiblicher Intuition und legte ein Geständnis ab. Schliesslich hatte ich schon damals, bei meiner Aufnahme in das Bewahrungskomitee für das Geheimrezept der Kräutersulz des Appenzeller Käses, geahnt, dass es für das von mir ansonsten strikt eingehaltene Gebot, alles rund um diesen Geheimbund geheim zu halten, eine Ausnahme geben würde, nämlich sie, Adelina. Sie war wegen der damaligen Geschichte ernsthaft bedroht gewesen, und so hatte sie in meinen Augen ein Recht darauf, auch deren vorläufiges Ende zu erfahren.
    Natürlich schilderte ich ihr das Bewahrungskomitee und seine Tätigkeit nur in groben Zügen, ohne Details zu verraten, und natürlich schwor sie mir danach, das Geheimnis für sich zu bewahren. Damit war die grobe Vergangenheitsbewältigung abgeschlossen.
    In das daraufhin entstandene Schweigen hinein forderte mich Adelina unmissverständlich auf, endlich zu erzählen, was mich bedrücke. Froh darüber, die Geschichte einer Vertrauten erzählen zu können, legte ich los.
    Vor knapp zwei Wochen, am Dienstagnachmittag, war ich mit Hans Bärlocher verabredet. Mein Bekannter war vor wenigen Wochen in sein abgelegenes kleines Haus gezogen. Ich freute mich darauf, endlich seine Rückzugshöhle, wie er sie selbst nannte, auch von innen zu sehen; von draussen war sie mir auf meinen Streifzügen durch die Gegend natürlich schon aufgefallen.
    Das Wetter jenes Tages wurde von einer ungewöhnlich lang anhaltenden Hochdrucklage beherrscht, die in dieser Appenzeller Gegend eine Zweiklassengesellschaft bedeutet: Wir da oben unter einem herbstlich stahlblauen Himmel im vollen Sonnenschein und ihr da unten im Unterland unter einer tagelang grauen Nebeldecke, die so dicht wirkt, dass man sich gar nicht vorstellen kann, wie es hier oben aussieht.
    Dabei reicht dieses Unten oft weit hinauf, die Nebelgrenze liegt meist nicht weit unter meinem Hügel. Oft genug ist selbst das Dorf Wald, das etwa hundertfünfzig Höhenmeter weiter unten liegt, schon von den Schwaden eingehüllt, sodass nur noch die Kirchturmspitze aus dem Nebelmeer herausragt. Auch an diesem Dienstag war es so.
    Obwohl ich das Häuschen von Hans, das nur rund zwei Kilometer Luftlinie von meinem entfernt liegt, wegen eines dazwischenstehenden Hügels nicht direkt sehen kann, musste ich davon ausgehen, dass es bereits im dichten Nebel steckte. Und weil bei solchen Wetterlagen das Eintauchen in das Nebelmeer echte Überwindung kostet, beschloss ich, nicht den direkten Weg zu nehmen, sondern meinen Fussmarsch mit einem Umweg etwas auszudehnen, um möglichst lange an der Sonne bleiben zu können.
    Ich ging also auf schmalem Wiesenpfad zunächst hinunter zum Panamahof. Dieser hat seinen Namen von seinem Erbauer, der als Ingenieur einst bei der Konstruktion des Panamakanals mithalf und dann in seiner Heimat einen Hof mit einer für das Appenzellerland sehr ungewöhnlichen Form baute. Damals scheint das niemanden gestört zu haben, während heutzutage angesichts der strengen Baureglemente ein solches Unterfangen ein Ding der Unmöglichkeit wäre.
    Unweit des Panamahofs begegnete ich einem jungen Mann, der eifrig die Kondensstreifen der Düsenjets am Himmel fotografierte. Ich stellte mich ihm als leidenschaftlichen Mit-Fotografen vor und fragte nach den Gründen seiner Motivwahl. Woraufhin er mich mit einem
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