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Rosen und der Tod)

Rosen und der Tod)

Titel: Rosen und der Tod)
Autoren: Isadorra Ewans
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einen eigenartigen Humor hatte, durfte ich gestern bereits feststellen. Dass er diesen aber auch nützlich einzusetzen wusste, bemerkte ich, als er mir eine Sonnenbrille mit sehr dunklen Gläsern reichte. „Hinter dem Rhododendron steht eine Bank mit Ihrem Namen drauf. Ich werde dafür sorgen, dass sie niemand stört.“ Er nickte mir freundlich zu, öffnete mir die Tür zum Garten und wies mir den Weg. Ich dankte. Es war einer dieser Tage, die versprachen wirklich schön zu werden, wenn man sie denn genießen könnte. Damit ich wenigstens halbwegs die Chance dazubekam, nahm ich zwei Tabletten, schenkte Kaffee nach, und als ich genügend Flüssigkeit in mir hatte, versuchte ich mir ein kleines Schläfchen in der Sonne zu gönnen. Von Peel war weit und breit nichts zu sehen und Mr. Smith würde mich nicht verraten. Es war herrlich zu spüren, wie die restlichen Lebensgeister in mir endlich wach wurden. Die Sonne kitzelte mich an der Nase und in mir breitete sich die Zufriedenheit aus, die eigentlich vom Alkohol der letzten Nacht hätte kommen sollen. Aber manchmal braucht man erst einen ordentlichen Kater, um das Leben genießen zu können. Ich machte mir weder Gedanken über Russel, noch über die vier Leichen. Mein Kopf war leer und es tat gut. Sich in einem Zustand unendlicher Leichtigkeit zu befinden ist eine erstaunliche Erfahrung. Leider währte diese nicht lange, denn plötzlich verdunkelte sich die Sonne über mir. Ich riskierte einen Blick und sah in Russels amüsiert dreinblickendes Gesicht. „Rutsch rüber“, sagte er und ich zeigte ihm einen Vogel. „Verpiss dich, das ist meine Bank.“
    Er beugte sich herunter, nahm meine Beine und stellte sie unsanft auf den Boden. Um nicht herunterzufallen, musste ich mich schnell aufrichten, etwas, das meinem Kreislauf gar nicht gut bekam. Für einen Moment tauchten die fürchterlichen Kopfschmerzen wieder auf. „Willst du dich jetzt jedes Mal betrinken, wenn was nicht so läuft, wie du es willst?“, fragte er hämisch grinsend. Ich antwortete nicht sofort und ließ ihn so in dem Glauben, dass er tatsächlich Schuld an meiner Misere hatte. Doch dann gab ich mir einen Ruck. „Es tut mir leid, dir mitteilen zu müssen“, begann ich mit süffisantem Unterton, „dass es bei deiner Aktion nur zu einer heißen Milch gereicht hätte. Für einen Kater dieses Ausmaßes müssen schon andere Geschützte aufgefahren werden, als nur schlechter Sex.“ Damit bückte ich mich, nahm das Tablett vom Boden auf und wollte gehen. Aber ich hatte die Rechnung ohne Russel gemacht. „Das Spiel läuft nach meinen Regeln.“ In seiner Stimme lag eine unausgesprochene Warnung. Er hatte seine Hand auf meinen Unterarm gelegt und sah mich nun aus seinen dunklen Augen an. „Wenn ich der Meinung bin, dass du bereit für mehr bist, wirst du die Erste sein, die es erfährt. Vorher wirst du ein artiges kleines Mädchen sein und tun, was ich dir sage.“ Zu meinem Erstaunen küsste er mich auf die Wange und ging, bevor ich auch nur annähernd einen klaren Gedanken fassen konnte. Eine Mischung aus Empörung und Vorfreude durchflutete mich. Die Empörung sagte ganz laut, dass er doch wohl nach der Szene gestern Abend nicht glauben könne, dass er mich jemals wieder anfassen würde? Die Vorfreude hingegen fragte nur „Wann?“. Nachdem mir Russel meinen Abgang von der Bühne so gründlich versaut hatte, begab ich mich nun hinein. Nicht mehr ganz so schwungvoll, wie ich es vor ein paar Minuten noch vorhatte, aber immerhin: Ich lief mit hoch erhobenem Haupt. Es sah zwar keiner mehr. Doch in der Not fraß der Teufel eben den Stolz. Im Haus selbst herrschte Hektik. Die lieben Kollegen sparten bei meinem desolaten Zustand nicht mit spitzen Bemerkungen in meine Richtung. Und auch wenn ich ihnen liebend gern Kontra gegeben hätte: Mir fehlten die Worte. So suchte ich nach Peel, fand ihn im provisorischen Konferenzraum vor der Projektionswand. Er unterhielt sich aufgeregt mit einem Kollegen, den ich als den identifizieren konnte, der sich die Nächte um die Ohren geschlagen hatte, auf der Suche nach den Namen der Opfer. Leise Hoffnung stieg in mir auf, dass er fündig geworden war. Peel nickte dem Mann neben sich zu, der sich daraufhin in einen Sessel fallen ließ und kurz darauf eingeschlafen war. Mit einem letzten Blick auf den armen Kerl, richtete sich Peel an den wachen Teil der Mannschaft. Ich hatte mir einen Laptop herangezogen und mich an den Tisch gesetzt, als mein Chef mit einem erleichterten
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