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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords
Autoren: Julie Garwood
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ihn an. »Ich habe ein Schießeisen gestohlen.«
    »Wann?«, fragte Douglas.
    »Gestern. Und sobald ich ein bisschen Munition geklaut habe, lerne ich, wie man damit feuert. Bald bin ich der schnellste Schütze von der Market Street. Und wenn ihr mich ganz nett drum bittet, erziehe ich diesen kleinen Burschen zum zweitschnellsten.«
    »Und ich erkläre ihm, wie man alles findet, was man braucht«, erbot sich Travis. »Darin bin ich wirklich gut, was, Boss?«
    »Ja«, bestätigte Adam. »Sehr gut.«
    »Dann wären wir die beste Bande von New York City, und alle würden sich ganz schrecklich vor uns fürchten«, wisperte Travis. Seine Augen begannen zu strahlen, und seine Stimme nahm einen träumerischen Klang an. »Sogar Lowell und seine Freunde, diese Bastarde.« Damit meinte er eine rivalisierende Gang, die ihnen allen insgeheim Angst einjagte.
    Eine Zeit lang schwiegen die Jungen, um über diese beglückenden Zukunftsaussichten nachzudenken. Dann strich Cole wieder über sein Kinn. »Und du, Boss, könntest ihm alles über diese Bücher erzählen – ich meine, was du bei deiner Mama gelernt hast. Vielleicht wird er dann genauso schlau wie du.«
    »Ja, von dir könnte er lesen und schreiben lernen«, fügte Travis aufgeregt hinzu. »Und niemand würde ihm deshalb den Rücken auspeitschen.«
    »Wenn wir ihn behalten, müssen wir ihm erst mal dieses alberne Kleid ausziehen.« Angewidert musterte Douglas die weißen Spitzenrüschen, die das Baby einhüllten. »Niemand darf ihn auslachen.«
    »Das traut sich keiner, weil ich ihn sonst umbringe«, versprach Cole.
    »Alle Babys tragen solche Sachen«, behauptete Travis. »Das habe ich gesehen.«
    »Und wie wollen wir ihn füttern?«, fragte Cole.
    »Im Korb liegt eine Milchflasche, und wenn sie leer ist, füll ich sie wieder«, erklärte Travis. »Wahrscheinlich hat er noch keine Zähne, deshalb kann er nichts Richtiges essen. Also braucht er nur Milch – und ein paar Windeln. Die besorge ich auch.«
    »Wieso weißt du so viel über Babys?«, erkundigte sich Cole.
    »Einfach so.« Travis zuckte die Achseln.
    »Und wer wickelt ihn, wenn er sich angepinkelt hat?«, fragte Douglas.
    »Da wechseln wir uns ab«, schlug Cole vor.
    »Hinter McQueenys Haus hängen oft Windeln an der Wäscheleine«, erzählte Travis, »und winzige Kleider. Die könnte ich mir für unseren Kleinen schnappen. Und wie soll er heißen?«
    »Es muss ein ganz besonderer Name sein«, meinte Cole.
    »Mein Pa hieß Andrew«, verkündete Douglas.
    »So?«, entgegnete Cole. »Und nach dem Tod deiner Ma hat er dich ins Waisenhaus gesteckt, oder?«
    »Ja«, gab Douglas zu und senkte den Kopf.
    »Nach jemandem, der sein Kind weggegeben hat, können wir unser Baby nicht nennen. Wo’s doch selber schon auf dem Müll gelandet ist! Der Name deines Pas würde ihm nur Unglück bringen. Ich finde, der kleine müsste Sidney heißen, nach diesem eleganten Burschen, der das Lottogeschäft in der Summit Street betrieben hat. Erinnerst du dich an ihn, Douglas?«
    »Klar. Der war hoch angesehen.«
    »Und er starb eines natürlichen Todes. Das ist wichtig. Er hat sich von niemandem abmurksen lassen. Wirklich, ein vorbildlicher Mann.«
    »Und der Name klingt gut«, meinte Travis. »Stimmen wir doch ab!«
    Douglas hob seine schmutzige rechte Hand. »Ich bin dafür. Wer noch?«
    Alle außer Adam folgten seinem Beispiel. Während der letzten Minuten hatte er geschwiegen, und das war nur Cole aufgefallen. »Stimmt was nicht, Boss?«
    »Das weißt du doch. Ich muss von hier verschwinden. In dieser Stadt würde ich nicht überleben, und ich war schon viel zu lange hier. Nun muss ich in den Westen gehen. Dort finden mich die Söhne meines Besitzers nicht. So wie jetzt will ich nicht mehr leben. Jeden Tag muss ich mich in dunklen Hintergassen verstecken, bis es Nacht wird. Da draußen in der Wildnis kann man untertauchen. Also kann ich euch nicht helfen, das Baby großzuziehen, und deshalb will ich auch nicht mitreden, wenn ihr einen Name aussucht.«
    »Ohne dich schaffen wir’s aber nicht, Adam«, jammerte Travis. »Du darfst uns nicht verlassen.« Wie ein verängstigter kleiner Junge brach er in Tränen aus. »Bitte, bleib bei uns!«, rief er flehend.
    Seine schrille Stimme weckte das Baby, und es begann zu schreien.
    Adam griff in den Korb, berührte den Bauch des Kindchens, und seine Hand zuckte sofort wieder zurück. »Oh, es ist klatschnass!«
    »Dann müssen wir ihm die Windel abnehmen, Boss, oder es kriegt einen wunden
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