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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords
Autoren: Julie Garwood
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Hintern«, erläuterte Travis.
    Das Baby begann zu strampeln, und die Jungen beobachteten es fasziniert.
    »Wenn es das Gesichtchen so zusammenkneift, kriegt es lauter Falten«, wisperte Douglas. »Süßes kleines Ding, was?«
    Cole nickte und wandte sich zu Adam. »Du bist der Boss, und du musst ihm die Windel abnehmen.«
    Dieser Verantwortung wollte sich der älteste Bandit nicht entziehen. Er holte tief Atem, schnitt eine Grimasse, dann schob er seine Hände unter die Arme des Babys und hob es langsam aus dem Korb. Nun schlug es die Augen auf. Im Licht der Fackel, die Travis hochhielt, erblickten sie alle ein strahlendes Blau.
    »Könnte dein Bruder sein, Cole«, meinte Travis. »Er hat deine Augen.«
    Die Arme stocksteif ausgestreckt, hielt Adam das Baby fest und hatte keine Ahnung, was er nun tun sollte. Womöglich würde er ihm weh tun. Schließlich bat er Cole, das Kleidchen hochzuheben und die Windel zu entfernen.
    »Warum ich?«, beschwerte sich Cole.
    »Weil du direkt daneben stehst. Beeil dich! Wenn er sich bewegt, entschlüpft er mir womöglich, und ich lasse ihn fallen.«
    »Ein neugieriger kleiner Kerl, was?«, sagte Travis zu Douglas. »Schau, wie er uns anstarrt! So ernst!«
    Aufgeregt hielt Cole den Atem an, während er das Baby von der nassen Baumwollwindel befreite. Klatschend landete sie neben dem Korb am Boden. Er wischte sich die Hände an seinen Hosenbeinen ab, dann griff er nach dem Babykleidchen, um es nach unten zu ziehen. Und da erkannte er die Wahrheit. Um sich zu vergewissern, schaute er noch einmal ganz genau hin.
    Sidney war ein Mädchen. Ein kahlköpfiges Mädchen. Helle Wut erfasste ihn. Was zum Teufel sollten sie mit einem nichtsnutzigen Mädchen anfangen? Nein, damit wollte er nichts zu tun haben. Es war wohl am besten, wenn sie das Kind wieder auf den Müll warfen. Aber schon nach wenigen Sekunden stimmte es ihn um. Gerade wollte er wütend die Stirn runzeln, als es ihn ansah. Er wollte wegschauen, doch das konnte er einfach nicht. Mühelos hielt das Kind seinen Blick fest, und dann zog es ihn vollends in Bann. Es lächelte. Von diesem Moment an war er verloren, mit Leib und Seele gehörte er der Kleinen.
    »Von jetzt an ist alles anders«, erklärte er. »Wir können nicht die beste Gang von New York City werden. In diesen Hintergassen, zwischen lauter Gaunern darf sie nicht aufwachsen. Sie braucht eine Familie.«
    »Sie?« Beinahe ließ Adam das Baby fallen. »Willst du mir vielleicht erzählen, dass Sidney ein Mädchen ist?«
    Cole nickte. »Wenn sie ein Junge wäre, hätte sie bestimmte Körperteile.«
    »Gott steh uns bei!«, wisperte Adam.
    »Ein Mädchen können wir nicht brauchen«, murmelte Travis. »Das sind doch nur lästige Heulsusen.«
    Die anderen Jungen ignorierten ihn und schauten Adam an, der unglücklich die Stirn runzelte.
    »Was ist los, Boss?«, fragte Cole.
    »Ein Schwarzer dürfte kein lilienweißes kleines Mädchen in den Händen halten.«
    »Immerhin hast du sie vor den Ratten gerettet. Wenn sie älter wäre und das alles verstehen könnte, würde sie dich vor lauter Dankbarkeit küssen. Außerdem weiß sie nicht, ob du schwarz oder weiß bist.«
    »Ist sie denn blind?«, fragte Travis verblüfft.
    »Nein«, murmelte Cole ungeduldig, »aber zu klein, um diese Art von Hass zu begreifen. Wenn Babys zur Welt kommen, hassen sie gar nichts. Das muss man ihnen erst beibringen. Wenn sie Adam anschaut, sieht sie nur einen – einen Bruder. Und große Brüder beschützen ihre kleinen Schwestern, nicht wahr? Ein heiliges Gesetz. Vielleicht weiß dieses kleine Ding schon was davon.«
    »Ich habe meiner Mama versprochen, so weit nach Westen zu fliehen, bis ich mich in Sicherheit bringen kann«, erklärte Adam. »Und sie sagte, wahrscheinlich bricht ein Krieg aus, und wenn alles vorbei ist, könnte sie auch befreit werden. Dann will sie mir nachkommen. So lange muss ich am Leben bleiben. Darauf habe ich ihr mein Wort gegeben. Und was man seiner Mama verspricht, sollte man halten.«
    »Nimm doch das Baby mit«, schlug Cole vor.
    »Dann hängen sie mich ganz sicher auf«, entgegnete Adam verächtlich.
    »Verdammt, du bist ja auch nicht aufgehängt worden, nachdem du diesen Bastard umgebracht hast, deinen Besitzer, erinnerst du dich?«
    »Und du bist viel zu schlau, um dich fangen zu lassen, Adam«, betonte Douglas.
    »Ich fühle mich auch wie der Bruder dieses kleinen Mädchens«, verkündete Cole. Als die anderen ihn verwundert anstarrten, fügte er hastig hinzu: »Wenn
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