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Rosas Vermaechtnis

Rosas Vermaechtnis

Titel: Rosas Vermaechtnis
Autoren: Christa Leinweber
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vor ihrem geistigen Auge abliefen. Obwohl sie tiefstes Mitgefühl für Elias und das, was er als Jugendlicher durchlitten hatte, hegte, war es ihr nie gelungen, ihn von Herzen sympathisch zu finden. Das hatte auch mit seinen cholerischen Anfällen zu tun, die er manchmal in der Küche austobte, wenn etwas auf Anhieb nicht gelang. Gleichgültig, ob es um Saucen, Fleischzubereitungen, Nudelteig, Brot, zerkochtes Gemüse oder das Arrangement der Speisen auf den Tellern ging. Elias fand immer gern einen Grund, außer sich zu sein, und machte den anderen damit das Leben schwer, bis auf das seines Vaters, der die Ausbrüche seines Sohnes nie so ernst nahm. Während Maries Zeit in der Küche des Restaurants war ihr dieser Wesenszug ziemlich auf die Nerven gegangen. Ein paar Mal hatte sie Elias zur Räson gerufen und sich damit bei ihm unbeliebt gemacht. Trotzdem konnte sich Marie ihre gefühlsmäßige Zurückhaltung dem jungen Mann gegenüber nicht erklären, außer, dass sie ihm intuitiv nicht traute.
    Und Elias' Mutter war aus dem geschützten Kreis der Familie, in dem alles seine Ordnung hatte, ausgebrochen und einem anderen Mann gefolgt ...
     
    Am nächsten Morgen stand Marie mit einem Blech warmen Kuchens – diesmal hatte sie mit reifen, duftenden, tieforangefarbenen Aprikosen experimentiert – in der Restaurantküche des La Vita. Gabeln und Teller hatte sie gleich mitgebracht, und alle nutzen die Gelegenheit, sich ihre Kaffeepause, so sie dazu kamen, mit einem Stück Kuchen zu versüßen. Und wieder erntete sie nur Lob, sogar Elias ließ sich zu einem »Schmeckt ganz okay« herab.
    Wieder zu Hause, nahm sie sich die angebrochene Flasche Grappa vom Küchenregal, goss sich ein großes Schnapsglas davon ein und setzte sich an den Küchentisch. Während der erste Schluck wärmend und auch ein wenig brennend ihre Kehle hinunterlief, stieß sie einen tiefen Seufzer aus, der Alexandra auf den Plan rief, die nebenan gerade dabei war, neue Tonröhren für die Weinflaschen an der Naturziegelwand emporzustapeln. Sie sah Marie verblüfft an, die gerade andächtig den zweiten Schluck zu sich nahm.
    »Mensch, wo warst du denn? Ich hab dich gesucht. Und was machst du da überhaupt am späten Vormittag?«, deutete sie auf das Glas in Maries Hand.
    Marie winkte ab. »Ich fühle mich gerade wie ein trojanisches Pferd, und das gefällt mir gar nicht.«
    »Was? Ich verstehe nur Bahnhof. Warum hast du keinen Zettel geschrieben, wo du bist? Machst du doch sonst immer. Erst dachte ich, du hättest heute ausnahmsweise mal verschlafen, und bin nachsehen gegangen. Und dein Handy lag natürlich wieder auf dem Tisch.«
    »Ach, Alexandra, ich komme mir so schlecht vor. Heute Morgen bin ich ganz früh aufgestanden, habe einen Aprikosenkuchen gebacken und bin zum La Vita gefahren. Und hier – deshalb brauchte ich jetzt erst einmal einen Grappa«, sie zog eine Plastiktüte aus der Jackentasche, in der sich eine Kuchengabel befand.
    »Du meinst, Elias hat von dieser Gabel gegessen?«, stellte Alexandra nüchtern fest, worauf die Freundin nickte. »Super gemacht! Weißt du was? Ich bringe das gleich zum DNA-Abgleich zu Krüger ins Labor, dann wissen wir bald mehr.«
    Marie wurde indessen von widersprüchlichen Gefühlen hin und her gerissen. Was, wenn Elias wirklich schuldig war? Dann war sie für die Ergreifung des Täters verantwortlich und dafür, dass Giovanni und Marlene Battner in großes Leid stürzten. Am meisten machte ihr jedoch zu schaffen, dass sie – je mehr sie darüber nachdachte – Elias die Tat durchaus zutraute.
    Es stimmte, die DNA des Blutflecks und die, die auf der Kuchengabel zu finden war, stimmten überein. Damit war Elias der mutmaßliche Täter, der für den Vandalismus im Weinhof verantwortlich war. Aber war er auch ein Mörder? Hauptkommissar Jan Berger besorgte sich vom zuständigen Haftrichter einen Durchsuchungsbefehl für Elias' Wohnung, dann fuhren er und sein Kollege Sebastian Breuer zum La Vita.
    Ob es die Art war, in der sie mit ernsten Mienen die Küche betraten, oder einfach die Tatsache, dass sie wie eine Front wirkten, Jan erkannte in Elias' Augen gleich die Angst, obwohl er versuchte, sie zu verbergen, und sich sofort wieder seiner Arbeit zuwandte.
    »Was ist los?« Giovanni Battners Stimme klang alarmiert, auch er hatte die Gefahr, die greifbar im Raum stand, augenblicklich erkannt.
    Jan trat zügig und ohne eine Erklärung abzugeben zu Elias und sagte seinen Spruch auf: »Elias Battner, ich nehme Sie
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