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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort
Autoren: Mirjam Mous
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Plakatsäule fotografierte. »Zumindest wenn man nicht mitzählt, dass meine Mutter und Carl sich immer noch wie zwei verknallte Jugendliche benehmen.« Ich legte die Kamera auf meinen Schoß und sah ihn grinsend an. »Ich bin froh, dass ich mit dir in die Berge gehe, sonst hätte ich bestimmt mit in die Staaten fliegen müssen. Sie halten mich immer noch für ein Baby, das nicht allein zu Hause bleiben kann.«
    Martijn grinste zurück, aber nicht von Herzen. »Diese Wanderung…«
    »Ich habe echt Lust drauf«, sagte ich. »Auch wenn ich früh aufstehen muss.«
    Martijn zeigte mir sein neues Haus. Das Wohnzimmer grenzte an eine gigantische Küche.
    Mein Bruder kann mindestens so gut kochen wie schauspielern und hat mir beigebracht, dass sogar Schnecken und Austern schmecken. Ich erwartete daher auch, dass er wie sonst ein üppiges Essen für uns zubereiten würde, aber er zog den Kühlschrank auf und warf ein paar Fertiggerichte in die Mikrowelle.
    »Ich hatte heute Morgen keine Zeit zum Einkaufen«, sagte er, als er meinen erstaunten Blick sah. »Komm, die Führung ist noch nicht beendet.«
    Es gab ein Schlafzimmer, ein Badezimmer, das doppelt so groß war wie das zu Hause, und ein separates Gästezimmer. In seinem Zweizimmer-Appartement hatte ich immer auf dem Sofa schlafen müssen.
    »Was für ein Luxus, Mann!« Ich beförderte meinen Rucksack auf das Bett.
    In der Küche piepste die Mikrowelle.
    Martijn hob den Finger. »Unser göttliches Nuss-Nudel-Gericht ist fertig.«
    Zu Hause essen wir Fertigmahlzeiten immer einfach aus der Packung, aber Martijn schöpfte die Nudeln auf vorgewärmte Teller und rieb Käse darüber. In dem Moment klingelte das Telefon.
    »Nimmst du mal ab?«
    Ich hatte schon öfter bei ihm Gespräche angenommen. Zum Glück sprachen seine Bekannten und Freunde fast alle Englisch.
    »Bei Martijn«, sagte ich. »Er ist gerade beschäftigt, ich bin sein Bruder.«
    »Ah, Fin, nicht wahr?«, erklang eine Mädchenstimme. »Ich bin’s, Jackie. Du weißt schon, von dem Theaterstück mit diesem Hund und der Rutschbahn. Kennst du mich noch?«
    Es war ein lächerliches Theaterstück gewesen. Ich verstand nichts davon und hatte mich zu Tode gelangweilt. Aber die Aftershowparty machte viel wieder gut und Jackie war in echt um einiges hübscher als auf der Bühne.
    »Aber klar. Alles in Ordnung bei dir?«
    »Fantastisch, natürlich!«, rief sie. »Martijn hat es wohl doch erzählt?«
    Ich hielt den Hörer ein Stückchen von meinem Ohr weg. »Was denn?«
    »Dass wir ausgewählt wurden, natürlich«, plapperte sie. »Einen ganzen Monat mit Sergio de la Rosa arbeiten. Das wird was ganz Besonderes und wir werden unendlich viel lernen. Bald kommt keiner mehr um uns herum!«
    Natürlich, natürlich. Wovon redete sie? Ich würde mit Martijn in den Pyrenäen wandern gehen. Oder?
    »Wann ist das denn?«, fragte ich.
    Martijn kam mit zwei dampfenden Tellern aus der Küche.
    »Freitag«, antwortete Jackie. »Ich wüsste gern, wann Martijn mich abholt.«
    »Jackie möchte wissen, wann du sie am Freitag abholst«, sagte ich zu Martijn.
    Er machte ein leicht erschrockenes Gesicht. Dann schob er die Teller auf den Tisch, riss mir den Hörer aus der Hand und ratterte auf Spanisch los.

6
    Zeit: drei Wochen und fünf Tage früher
Ort: Martijns Haus – Spanien
    Wir aßen schweigend.
    »Wer ist dieser Sergio Rosa?«, fragte ich nach einer Weile.
    »De la Rosa«, korrigierte mich Martijn in einem Ton, als hätte ich ADO Den Haag aus Versehen Ajax Amsterdam genannt! »Er ist Schauspieler und Regisseur und weltberühmt in Spanien.«
    »Und er hat dich und Jackie ausgewählt?«
    »Und acht weitere Schauspieler und Schauspielerinnen.« Martijn spießte ein Nudelröllchen auf. »Es ist ein Experiment. In den letzten Tagen hat De la Rosa Hunderte von Schauspielern gesehen und daraus eine Auswahl zusammengestellt. Sie dürfen einen Monat lang mit ihm an einen geheimen Ort. Dort erhalten sie Unterricht vom großen Meister und gleichzeitig wird ein Film gedreht.«
    »Da warst du also heute Morgen?«
    Er nickte. »Mach dir keine Gedanken. Ich habe Jackie schon gesagt, dass ich nicht mitgehe.«
    »Wieso nicht?«
    Er schwenkte die Gabel vor meinen Augen. »Hallo! Wanderung. Pyrenäen.«
    Ich sah, dass es ihm schwer gegen den Strich ging, auch wenn er sich noch so sehr anstrengte, es zu verbergen.
    »So eine Chance bekommst du nie wieder«, sagte ich.
    Ehrlich gesagt, hoffte ich, er würde abwinken. Dass er, wie ich, unseren gemeinsamen
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