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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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schon. Das ist ein Kindermärchen ...
    Bei dem Wort Kind hatte Roberta zu weinen begonnen. Freddo wusste, dass diese Sache immer zwischen ihnen stehen würde, auch wenn sie sich noch so liebten. Er war noch zärtlicher geworden. Und es war auch bald vorüber. Aber das waren alte Geschichten. Schnee von gestern. Jetzt gab es nur noch das entstellte Antlitz des Lamms und seinen unendlichen Schmerz. Es gibt Dinge, vor denen kann man nicht fliehen. Früher oder später muss man bezahlen. Freddo ging ans Telefon und ließ sich nach Italien verbinden.
    Scialoja regte sich gar nicht sehr auf, als man ihm von den Telefonaten erzählte. Er kannte Freddo, er kannte sie alle. Er konnte ihre Reaktionen vorhersehen. Freddo hatte mit dieser Geschichte nichts zu tun. Freddo war vor Jahren ausgestiegen. Er war nur ein Sündenbock. Gigios Tod war der Beweis. Die Wahrheit war eine andere: Dandi tritt ab, Bufalo öffnet die Tür und Secco tritt ein. Die Spur führte nach Nicaragua. Ein widerliches Land, durchaus möglich, dass sich Freddo als politisch Verfolgter ausgab. Er sandte Depeschen über Interpol. Die Polizei von Managua klopfte an die Tür des ehrenwerten Señor Alvarez. Nur eine Routinekontrolle, sagte der Offizier, der sich für die Störung beinahe genierte.
    – Ist schon gut. Ich bin es, sagte Freddo.
    Scialoja flog unter höchster Geheimhaltung nach Managua.
    – Ihnen habe ich nichts zu sagen. Ich möchte Borgia sehen.
    Der Kommissar kehrte nach Rom zurück. Borgia war bei zwei Notariatsbewerben durchgefallen und hatte sich damit abgefunden, sein Leben mit Steuerdelikten zu fristen. Als er den Polizisten sah, drohte er ihm, ihn aus dem Fenster zu werfen. Scialoja schloss leise die Bürotür, zog das Sakko aus und öffnete seinen Gürtel.
    – Bei allem Respekt, Herr Doktor, aber jetzt reicht es mir wirklich!
    Die Maschine nach Südamerika startete um sechs Uhr abends. Zuvor holte Borgia seinen Sohn am Ausgang des französischen Gymnasiums ab. Der Junge plauderte gerade mit einem Freund.
    – Papa, das ist Danilo. Er gewinnt alle Bewerbe!
    Der Kleine reichte ihm übertrieben zerknirscht die Hand.
    – Danilo und wie noch?, lachte Borgia, dem das hochgewachsene Kind mit den sorgfältig gescheitelten Haaren und dem heiteren Blick neugierig machte.
    Als er den Nachnamen hörte, wurde Borgia blass. Er hob den Blick. Ihm gegenüber, in einem makellosen maßgeschneiderten Mantel, stand Maestro.

Epilog
Rom, 1992

    An einem Nachmittag im September trafen sich Scialoja und Patrizia bei Einbruch der Dunkelheit im
Tre Scalini
an der Piazza Navona.
    – Ich freue mich, dich zu sehen, sagte sie lächelnd und küsste ihn auf die Wange.
    – Ich auch.
    – Du siehst hervorragend aus.
    – Du auch.
    Die Tauben flogen auf. Die Touristen gingen gleichgültig an ihnen vorbei. Die Brunnen lagen im rötlichen Licht der untergehenden Sonne. Er trug einen dunklen Zweireiher. Sie ein graues Armanikostüm und wenig, aber sehr edlen Schmuck. Ein normales Paar Freiberufler nach einem langen Arbeitstag. Sie stocherte in einem Schokoladetartufo herum. Er nippte zerstreut an einem Orangensaft. Sie erzählte ihm, dass sie zu studieren begonnen hatte. Sie las Bücher. Arbeitete nicht mehr. Sie besaß jetzt einen Fitnessklub im Zentrum. Ein exklusives und sehr gut besuchtes Unternehmen.
    – Das freut mich, sagte er.
    Solariumbräune und Pagenschnitt. Sie war jetzt wieder blond. Die unnatürlich glatte Haut ließ an das Werk eines geschickten Chirurgen denken. Aber vielleicht, dachte Scialoja, vielleicht hatte es nicht einmal eines Skalpells bedurft. Alles ist an ihr abgeglitten, ohne eine Spur zu hinterlassen, dachte er flüchtig. Patrizia redete und redete. Sie hatte wieder ihren richtigen Namen angenommen. Die Vergangenheit war begraben. Ihr fröhlicher, aufgeregter Tonfall ließ darauf schließen, dass sie sich über die Begegnung aufrichtig freute. Er hatte nicht viel zu sagen. Sie ließ sich ein Stück begleiten. Als sie den Jaguar erreichten, der in der Via dell’Anima geparkt war, erkannte er das Modell und das Kennzeichen. Er war eines der Glanzlichter von Seccos Wagenpark. In ein paar Monaten würde das Gericht über den Antrag auf Konfiszierung entscheiden.
    – Du bist jetzt also mit Secco zusammen.
    Sie rollte die Augen, mit dem Ausdruck eines altklugen Mädchens.
    – Er stellt wenig Ansprüche und löst viele Probleme. Außerdem, das Leben geht weiter, nicht wahr?
    – Genau, stellte er trocken fest.
    – Für dich steht die Tür immer
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