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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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von dem Gelde draufgehen, das er so grimmig verteidigte – aber er wollte aus Trotz beweisen, daß er nicht besiegt sei, daß die Buongiovannis nichts versteckten, über nichts erröteten. In Wirklichkeit behauptete man, daß dieser stolze Trotz nicht von ihm herrühre, sondern ihm, ohne daß er sich dessen bewußt sei, von Celia, der Ruhigen, Unschuldigen, eingeblasen worden war. Sie wünschte ihr Glück am Arme Attilios vor ganz Rom zu zeigen, das dieser, wie in den schönen Feenmärchen gut endenden Liebesgeschichte, Beifall klatschte.
    »Zum Teufel, wir werden nie hinaufkommen,« sagte Narcisse, den eine Woge der Menge festkeilte. »Sie haben ja die ganze Stadt eingeladen!«
    Pierre wunderte sich, als er einen Prälaten in seiner Karosse vorüberfahren sah.
    »O,« meinte Narcisse, »Sie werden mehr als einen treffen. Wenn auch die Kardinäle sich wegen der Anwesenheit der Souveräne nicht hinwagen, so wird doch sicherlich die ganze Prälatenschaft kommen. Es handelt sich um einen neutralen Salon, wo die schwarze und die weiße Gesellschaft sich verbrüdern können. Außerdem sind Feste nicht so zahlreich; man drängt sich hin.«
    Er erklärte Pierre, daß es mit Ausnahme der zwei großen Bälle, die der Hof jeden Winter gab, besonderer Umstände bedurfte, um das Patriziat zu solchen Galaabenden zu bestimmen. Zwei oder drei schwarze Salons öffneten wohl noch einmal, gegen Ende des Karnevals, ihre Salons, aber überall vertraten kleine, intime Tanzgesellschaften die prunkvollen Empfänge. Einige Fürstinnen hatten einfach ihren Jour, und was die wenigen weißen Salons betraf, so bewahrten sie eine gleiche, mehr oder minder gemischte Intimität; denn keine Hausfrau war die unbestrittene Königin der neuen Welt geworden.
    »Nun, endlich!« fuhr Narcisse fort, als sie auf der Treppe angelangt waren.
    »Bleiben wir beisammen,« sagte Pierre unruhig. »Ich kenne nur die Braut ein wenig und verlasse mich darauf, daß Sie mich vorstellen.«
    Aber die Menge der Ankommenden stieß sich derart auf der riesigen Treppe, daß das Hinaufsteigen abermals eine saure und lange Anstrengung war. Selbst in alten Zeiten, zur Zeit der Wachskerzen und Oellampen, hatte sie nie in solchem Lichterglanz gestrahlt. Elektrische Lampen, die büschelweise in den wunderbaren Bronzekandelabern brannten, mit denen die Treppenabsätze geschmückt waren, übergossen sie mit weißem Licht. Der kalte Stuck der Wände war unter einer Reihe von kostbaren, die Geschichte Psyches und Amors darstellenden Stickereien versteckt worden; diese Wunderwerke waren seit der Renaissance in der Familie geblieben. Ein dicker Teppich bedeckte die abgenützten Stufen, und Pflanzengruppen, Palmen, die so groß wie Bäume waren, zierten die Winkel. Ein neues Blut strömte zu und erwärmte das alte Haus, ein neu entstehendes Leben stieg mit der Flut der lachenden, wohlriechenden Frauen mit den nackten Schultern und funkelnden Diamanten empor.
    Als sie oben angelangt waren, bemerkte Pierre sogleich beim Eintritt in den ersten Salon den Fürsten und die Fürstin Buongiovanni, die neben einander stehend ihre Gäste empfingen. Der Fürst, ein schon ergrauender, großer und schlanker blonder Mann, besaß das energische Gesicht eines ehemaligen päpstlichen Feldherrn und die blassen nordischen Augen, die seine Mutter ihm vererbt hatte. Die Fürstin mit ihrem runden, zarten Gesichtchen schien keine dreißig Jahre alt zu sein, obwohl sie bereits das vierzigste überschritten hatte; sie war noch immer hübsch, besaß eine lächelnde Heiterkeit, die nichts außer Fassung brachte, und war in ihrer Selbstanbetung glücklich. Sie trug eine rosa Atlastoilette und strahlte in einem wunderbaren Schmuck aus großen Rubinen, die auf ihrer feinen Haut und in ihrem feinen blonden Haar kurze Flammen zu entzünden schienen. Von den fünf Kindern war, da der älteste Sohn sich auf Reisen befand und die drei anderen, noch zu jungen Mädchen noch im Pensionat waren, nur Celia anwesend – Celia im weißen Musselinkleidchen, ebenfalls blond, entzückend mit ihren Unschuldsaugen und ihrem reinen Munde. Bis ans Ende ihres Liebesabenteuers bewahrte sie das Aussehen einer großen, geschlossenen, in ihrem jungfräulichen Geheimnis undurchdringlichen Lilie. Die Saccos waren eben erst gekommen, und Attilio, der neben seiner Braut stehen geblieben war, trug seine einfache Lieutenantsuniform; aber er zeigte sein großes Glück so naiv, so offen, daß sein hübscher Kopf mit dem zärtlichen Munde, den
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