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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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tapferen Augen, davon in einem außerordentlichen Glanz der Jugend und Kraft strahlte. In diesem Triumph ihrer Leidenschaft Seite an Seite stehend, erschienen beide schon von der Schwelle aus wie die Freude, die Gesundheit des Lebens selbst, wie die unbegrenzte Hoffnung auf die Verheißungen des Morgen, und alle eintretenden Gäste, die sie so erblickten, konnten nicht umhin, zu lächeln, wurden gerührt und vergaßen ihre boshafte, geschwätzige Neugierde so weit, daß ihre Herzen diesem so schönen und so entzückten Liebespaar zuflogen.
    Narcisse war vorgetreten, um Pierre vorzustellen. Aber Celia ließ ihm keine Zeit dazu, sondern ging dem Priester einen Schritt entgegen und führte ihn ihren Eltern zu.
    »Herr Abbé Froment, ein Freund meiner lieben Benedetta.«
    Eine zeremoniöse Begrüßung folgte. Pierre ward von der Grazie des jungen Mädchens sehr bewegt.
    »Benedetta wird mit ihrer Tante und Dario kommen,« sagte sie dann. »Sie muß heute abend so glücklich sein! Und Sie werden sehen, wie schön sie ist«
    Pierre und Narcisse beglückwünschten sie nun. Aber sie konnten nicht langer stehen bleiben, denn die Flut trieb sie weiter. Der Fürst und die Fürstin hatten nur die Zeit, mit einem liebenswürdigen und fortwährenden Kopfnicken zu grüßen, dann wurden sie verschlungen, überschwemmt, und Celia mußte, nachdem sie die beiden Freunde Attilio zugeführt hatte, wieder ihren Platz als kleine Königin des Festes neben ihren Eltern einnehmen.
    Narcisse war mit Attilio ein wenig bekannt. Es gab abermaliges Beglückwünschen und Händeschütteln. Dann manöverirten beide aus Neugierde derart, daß sie einen Augenblick in diesem ersten Salon blieben. Das Schauspiel darin war wirklich der Mühe wert. Es war ein sehr großes, mit grünem, goldgeblümten Sammet ausgeschlagenes Gemach, das der Waffensaal genannt wurde und thatsächlich eine sehr bemerkenswerte Waffensammlung enthielt – Kürasse, Streitäxte, Degen, die fast alle im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert den Buongiovannis gehört hatten. Inmitten dieser derben Kriegsgeräte bemerkte man eine herrliche, mit den zartesten Vergoldungen und Malereien geschmückte Sänfte aus dem letzten Jahrhundert, in der sich die Urgroßmutter des gegenwärtigen Buongiovanni, die berühmte Bettina, eine legendenhafte Schönheit, in die Messe tragen ließ. Uebrigens befanden sich auf den Wänden nichts als historische Gemälde, Schlachten, Friedensunterzeichnungen, königliche Empfänge darstellend, bei denen die Buongiovannis eine Rolle gespielt hatten; dazu kamen die Familienporträts – lauter hohe, stolze Gestalten, Feldherren zu Wasser und zu Land, kirchliche Großwürdenträger, Prälaten, Kardinäle, unter denen auf dem Ehrenplatz der Papst, der mit der weißen Sutane bekleidete Buongiovanni, triumphirte, dessen Thronbesteigung die lange Nachkommenschaft bereichert hatte. Zwischen diesen Waffen nun, neben der galanten Sänfte, unter diesen antiken Porträts, waren auch die Saccos, Mann und Frau, wenige Schritte von den Herren des Hauses entfernt, stehen geblieben und nahmen ihren Teil an den Glückwünschen und Begrüßungen entgegen.
    »Sehen Sie!« hauchte Narcisse Pierre ganz leise zu, »das sind die Saccos – da drüben, uns gegenüber. Der kleine schwarze Mann und die Dame in malvenfarbener Seide.«
    Pierre erkannte Stefana, der er bei dem alten Orlando begegnet war, an ihrem hellen Gesicht mit dem artigen Lächeln, den kleinen Zügen, die ein beginnendes Embonpoint verschwamm. Aber vor allem interessirte ihn der Gatte. Er war braun und ausgetrocknet, besaß große Augen in einem gelbsüchtigen Teint, ein hervorstehendes Kinn, eine Geierschnabelnase, kurz, die lustige Maske eines neapolitanischen Hanswursts. Dabei tanzte und schrie er und war von so überwältigend guter Laune, daß die Leute ringsum sofort gewonnen wurden. Er besaß eine außerordentliche Redseligkeit und vor allem eine Stimme, die ein unvergleichliches Bezauberungs- und Eroberungswerkzeug war. Bloß wenn man sah, wie er in diesem Salon so leicht die Herzen gewann, begriff man seine vernichtenden Erfolge in der brutalen und so mittelmäßigen Welt der Politik. Bezüglich der Heirat seines Sohnes hatte er mit seltener Geschicklichkeit manöverirt; er heuchelte gegen Celia, selbst gegen Attilio ein übertriebenes Zartgefühl und erklärte, daß er seine Einwilligung verweigere, weil er fürchte, man könne ihn beschuldigen, eine Mitgift und einen Titel zu stehlen. Er hatte erst
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