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Rolf Torring 121 - Der Rätsel-Gott

Rolf Torring 121 - Der Rätsel-Gott

Titel: Rolf Torring 121 - Der Rätsel-Gott
Autoren: Hans Warren
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      Sollte Pongo, der früher sehr abergläubisch gewesen war, den Aberglauben aber abgelegt hatte, als er durch uns einsah, daß sich alles, was geschah, auf natürliche Weise erklären ließ, in den alten Aberglauben zurückgefallen sein? Die Gestalt hatte ja auch ganz unheimlich geleuchtet.  
      „Wir werden uns gleich überzeugen, daß die Gestalt kein Geist war," meinte Rolf mit größter Ruhe.  
      Pongo schaute meinen Freund fragend an sagte aber nichts zur Erwiderung. Er nahm die Wanderung wieder auf und schritt uns mutig voran.  
      Langsam kamen wir an die Ruine heran. Wir standen jetzt dicht vor der Torwölbung.  
      „In den Vorhof," flüsterte Rolf uns zu.  
      Wir gingen durch den Torbogen hindurch und standen auf dem Vorhof des alten Klosters. Die leeren Fensterhöhlen des Gebäudes wirkten im Mondschein unheimlich. Unser Kommen scheuchte ein paar Nachtvögel und ein Heer von Fledermäusen auf. Wir blieben stehen und beobachteten die nächste Umgebung.  
      Wo mochte die weiße Gestalt geblieben sein? Es war kein Zweifel, daß es sich bei ihr um einen Menschen aus Fleisch und Blut handelte, der sich irgendwo in der Ruine verborgen hielt.  
      Lange standen wir unbeweglich an der gleichen Stelle und warteten. Ja, worauf warteten wir eigentlich? Auf das Wiedererscheinen der weißen Gestalt?  
      Da! Da war sie wieder. Sie tauchte unvermutet in einer leeren Fensteröffnung auf, leuchtete unheimlich hell und rührte sich nicht. Ich blickte sofort zu Pongo hinüber. Diesmal fiel er nicht in den Zustand der eigenartigen Erstarrung, der ihn beim ersten Mal gepackt hatte, als er der Gestalt ansichtig geworden war.  
      Schlagartig war die Gestalt nach einer Weile vom Fenster verschwunden. Lockte sie uns? Wollte sie uns veranlassen, ihr zu folgen? In das alte Gebäude einzudringen, ohne weitere Vorsichtsmaßregeln zu beachten?  
      „Dort, Rolf, dort ist die Gestalt wieder!" flüsterte ich und wies auf eine Stelle im Hof. „Wie ist sie so rasch wieder hierhergekommen?"  
      Rolf drehte sich nach der Richtung, die ich mit der erhobenen Hand andeutete.  
      Pongo riß sich zusammen und wollte auf die Gestalt zueilen, aber er kam nicht mehr dazu, denn sie war schon wieder verschwunden, als wäre sie in der Dunkelheit in Nichts zerflossen.  
      Eine Sekunde später hob Pongo den Arm und deutete auf die entgegengesetzte Ecke des Vorhofes. Da stand die weiße, unheimliche Gestalt schon wieder.  
      Pongo zuckte unmerklich zusammen. Rolf lachte leise, aber sein Lachen klang heiser und gezwungen.  
      „Wir wollen uns nicht ins Bockshorn jagen lassen," sagte er. „Kommt, wir untersuchen das alte Kloster! Spukgestalten gibt es nicht. Alles wird sich natürlich aufklären."  
      Die Gestalt verschwand wieder.  
      „Wie kann sie so rasch ihren Standplatz wechseln?" flüsterte ich fragend Rolf zu.  
      „Ich ahne es, Hans. Du wirst es auch bald wissen. Lassen wir den Hokuspokus auf sich beruhen!"  
      Wir schritten weiter. Verschiedentlich tauchte die Gestalt noch auf. Rolf beobachtete jedesmal genau die Stelle an der Klostermauer, wo sie auftauchte. Aber er schien nicht zu finden, was er suchte.  
      Als wir das Mauerwerk der eigentlichen Ruine erreichten, schalteten wir die Taschenlampen ein. Vor uns lag ein großer Raum, der nicht überdacht war. Hier hatten sich wohl früher die Mönche versammelt. Im Hintergrund erhob sich ein steinerner Altar, davor ein flaches Podest. Ein Dach war früher sicher dagewesen, es hatte wahrscheinlich auf hohen Säulen geruht, von denen einige, wenn auch zerfallen, noch vorhanden waren.  
      Rolf ließ den Schein seiner Lampe in alle Ecken und Winkel fallen. Suchte er etwas Bestimmtes?  
      Die weiße Gestalt erschien auch hier. Aber Rolf kümmerte sich nicht mehr um sie. Deshalb schenkten auch wir ihr keine Beachtung mehr.  
      Plötzlich rief Rolf leise:  
      „Lampen aus!"  
      Dann flüsterte er uns zu:  
      „Dort in der Ecke ist eine tiefe Nische. Darin können wir uns gut verbergen. Ich möchte sehen, ob wir gesucht werden. Hier ist jemand, der unsere Schritte genau überwacht und auch die Gestalt erscheinen läßt."  
      Im Dunkeln gingen wir weiter, aber nicht unmittelbar auf die Nische zu, sondern nur in ihre Nähe.  
      Als der Mond für kurze Minuten hinter einer Wolke verschwand, huschten wir in die Nische hinein. Würde der Mensch, der sich in der Ruine aufhielt, uns nun suchen? Ich war gespannt. Wir
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