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Rolf Torring 112 - Die Thugs

Rolf Torring 112 - Die Thugs

Titel: Rolf Torring 112 - Die Thugs
Autoren: Hans Warren
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dreißig Inder betraten paarweise den Raum und befestigten brennende Fackeln in Wandhaltern. Der Raum erstrahlte in hellem Glänze. Gräßlich sah im Scheine der Fackeln das Gesicht Kalis aus: es war gerötet und schien zu leben, auch die Schlangen schienen sich zu bewegen.  
      Die Inder hockten sich in einem Halbkreis auf die Erde. Wir lagen vor der Göttin, nur durch den viereckigen, quaderförmigen Opferstein von ihr getrennt.  
      Drei alte Inder mit langen, weißen, wallenden Bärten stellten sich vor dem Götterbild auf und murmelten Gebete. Der in der Mitte stehende Inder winkte, und wieder erhob sich eine kleine Gruppe, die auf die Göttin zuschritt. Die Gruppe bestand aus fünf Menschen, von denen die drei innen Gehenden an Körpergröße Pongo gleichkamen, während die Männer an den Flügeln bedeutend kleiner waren. Die drei großen Inder hielten die berühmt-berüchtigten Schlingen in den Händen; sie übten wohl das Amt des Henkers aus.  
     
     
     
      4. Kapitel  
      Gerichtstag der Thugs  
     
      Lange blieben alle unbeweglich vor dem Opferstein stehen. Endlich gab der älteste Priester wieder ein Zeichen. Die drei Riesen hockten sich nieder, die beiden Flügelmänner blieben stehen.  
      Der Priester hielt eine lange Ansprache, die wir nicht verstanden. Ich merkte aber den Gesichtern der beiden kleineren Inder an, daß wohl eben das Urteil über sie gesprochen worden war.  
      Die Henker hatten sich langsam erhoben und schauten fragend den ältesten Priester an, der sich plötzlich an uns wandte und in gebrochenem Englisch sprach:  
      „Fremde, ihr sollt sehen, wie wir den Verrat in unserer Gemeinde bestrafen. Auch ihr seid schuldig, denn ihr seid in unser Gebiet gekommen, um uns ein Opfer zu entreißen, das wir unserer Göttin bringen wollen. Ihr werdet später den gleichen Tod erleiden wie die beiden Männer hier. Die Henker legen ihnen jetzt die Schlinge um den Hals. Das ist das Zeichen, daß ihr Tod unwiderruflich ist. Bei einem Feste zu Ehren der Göttin, das wir demnächst begehen, werden sie dann geopfert. Die beiden Männer hier haben unsere Gesetze übertreten und sind deshalb des Todes schuldig. Es ist eine Gnade für sie, wenn sie später zu Füßen der Göttin im Tempel sterben dürfen. So geht es jedem, der etwas gegen uns unternimmt. Kali ist groß und weiß uns zu schützen."  
      Darauf gab der Priester den drei Riesen einen Wink. Sie legten die Schlingen um den Hals der Verurteilten, verweilten mindestens zehn Minuten bewegungslos, hoben die Schlingen wieder über die Köpfe und traten einen Schritt zurück. Die beiden Todeskandidaten wurden im Angesicht der Göttin gefesselt und fortgetragen.  
      Wieder murmelten die Priester Gebete, die übrigen Inder stimmten einen leisen, eintönigen Gesang an.  
      Nach längerer Zeit wurde ein junges Mädchen in den Raum geführt, das sich ängstlich umschaute. Wir wußten sofort, daß wir die Tochter des Majors Rollers vor uns hatten.  
      Kaum stand das Mädchen vor dem Opferblock, verstummten Gebete und Gesang. In englischer Sprache begann der Priesterälteste:  
      „Große Göttin Kali, du siehst hier dein Opfer, das die Fremden uns entreißen wollten. Aber deine Diener waren klüger und stärker und haben die Fremden gefangen. Das Mädchen werden wir dir, große Göttin, zum Opfer bringen. Und zwar sofort!"  
      Auf einen Wink des Alten ergriffen zwei Henker das junge Mädchen, das so erschrocken und erschöpft war, daß es gar keinen Versuch machte, sich zu wehren, und legten es auf den Opferstein. Der dritte Henker trat hinzu und legte dem Mädchen die Schlinge um den Hals.  
      Das war für uns zuviel! Fast gleichzeitig bäumten wir uns auf und zerrten an unseren Fesseln. Rolf brüllte den Priester an:  
      „Mörder seid ihr! Feiglinge! Einen offenen Kampf kennt ihr nicht!"  
      Der alte Priester lachte höhnisch auf. Noch hatte er dem Henker nicht den Befehl gegeben, die Schlinge zuzuziehen. Er wandte sich noch einmal zu uns:  
      „Nennt ihr es einen offenen Kampf, wenn ihr heimlich angeschlichen kommt, um uns ein Opfer zu rauben? Unsere Kultbräuche sind uralt, wir lassen sie uns nicht von den Weißen verbieten. Ihr habt unser Land an euch gerissen und wollt uns auch noch unsere Götter nehmen. Ihr tragt die Schuld, ihr vier, die ihr hier liegt, und alle Weißen, daß dieses Mädchen den Opfertod stirbt, um unsere Göttin zu versöhnen. Aus dem Sonnenlande Indien wurden wir vertrieben. Die
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