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Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Titel: Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis
Autoren: Hans Warren
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Meister und Gesellen entstanden. Alle diese Gegenstände, erzählte Jindu, würden später dem Donnergott geweiht und dann nie mehr gesehen.  
      Gesprächsweise erfuhren wir, daß die drei Priester zugleich die oberste Gewalt über die Stadt ausübten. Alle Einwohner müßten ihnen blind gehorchen. Jindu ließ durchblicken, daß er sich von hier fort sehne, die Hoffnung, einmal fortzukommen, aber längst aufgegeben habe.  
      Den Tempel zu besichtigen, wurde uns verwehrt.  
      Als Rolf wenig später nach dem Bleisee fragte, schwieg unser Dolmetscher und schüttelte heftig den Kopf. Die Stadt war von hohen Bergen umgeben, die nach der Seite, an der der Bleisee liegen mußte, zurücktraten. Warum sprach Jindu nicht über ihn? Welche Bewandtnis hatte es mit dem See?  
      Nach dem Abendessen legten wir uns schlafen, ohne eine Wache auszustellen. Als wir am nächsten Morgen erwachten, stand das Frühstück schon bereit, das wir mit Genuss verzehrten.  
      So vergingen drei Tage, in denen wir keinen der Priester zu sehen bekamen. Rolf schickte deshalb am vierten Tag Jindu zu ihnen mit der Mitteilung, daß wir ihre Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch zu nehmen gedächten und die Stadt im Laufe des Tages verlassen wollten.  
      Die Antwort Jindus überraschte uns. Er sagte, daß wir am Nachmittag in den Tempel kommen sollten, wo wir Näheres über unser weiteres Schicksal erfahren würden.  
      Jetzt war es ganz klar, daß die Priester etwas gegen uns planten. Trotzdem wollten wir zunächst nichts tun, sondern abwarten.  
      Der Nachmittag kam. Jindu forderte uns auf, ihm zu folgen. Er führte uns nach dem Tempel, dessen Türen weit offen standen. Alle Bewohner der Stadt knieten in der weiten Tempelhalle vor einer Gottheit, die ich noch nie gesehen hatte: es war eine große, nach europäischen Begriffen hässliche Figur, die in der einen Hand eine Trommel hielt, während die andere Blitze zu schleudern schien.  
      Wir wurden bis vor die Gottheit geführt. Die Menschen stimmten einen leisen Gesang an. Zugleich mit uns wurde ein Eingeborener hereingeführt, der neben uns stehenblieb. Jindu erklärte uns im Flüstertone, daß auch über ihn heute Gericht gehalten werde, er habe sich ein Vergehen zuschulden kommen lassen.  
      Obwohl wir Gäste der heiligen Stadt waren, sollte also über uns zu Gericht gesessen werden. Ich konnte meinen Gedanken nicht länger nachhängen, da das was um uns vorging, meine Aufmerksamkeit völlig in Anspruch nahm. Der Gesang der Menschen schwoll an. Gleich darauf erschienen die drei Priester vor dem Bild des Donnergottes und nahmen auf erhöhten Sesseln Platz.  
      Als der Gesang verstummt war, erhob sich der eine Priester und sprach zu den Versammelten. Jindu übersetzte uns seine Worte. Wieder einmal seien fremde Menschen in die heilige Stadt gekommen, das sei ein Zeichen des Donnergottes, daß er ein Opfer wünsche. Ehe über uns noch etwas gesagt wurde, verkündete er dem Eingeborenen das Urteil, das über ihn verhängt worden war: er sollte über die Opferbrücke gehen.  
      Der Mann zuckte zusammen, neigte aber ergeben seinen Kopf. Dann wurde der über uns gefällte Urteilsspruch verkündet. Auch wir sollten „zur Prüfung" über die Brücke gehen. Am Abend sollte, da der Gott seinen Dienern ein Zeichen gegeben habe, daß er sich bemerkbar machen werde, die Opferprobe stattfinden.  
      Jindu schaute uns mit tiefer Traurigkeit an; sicher wußte er, worin die Opferprobe bestand, durfte uns aber nichts sagen. Nach dem Gottesdienst wurden wir ins Gästehaus zurückgeführt, das jetzt streng bewacht wurde. Vier große Eingeborene bezogen davor Posten, sie hielten lange Lanzen in den Händen. Als Rolf trotzdem den Versuch machte, das Haus zu verlassen, wurden die Lanzen auf ihn gerichtet. Erschrocken rief Jindu:  
      „Schnell zurück, Herr! Sie töten dich sonst!"  
      Im Hause holten wir unauffällig unsere kleinen Reserverevolver hervor und steckten sie in die Seitentasche unserer Jacketts.  
      In den letzten Tagen hatte drückende Schwüle geherrscht. Es sah so aus, als ob sich am Abend ein Gewitter entladen würde. Plötzlich bemerkten wir, daß eine große Menschenmenge, an ihrer Spitze die drei Priester, auf das Gästehaus zukam. Wir mußten hinaustreten, die Priester und die Lanzenwächter nahmen uns in ihre Mitte. Es ging zur Stadt hinaus bis an den Bleisee, der, wie wir jetzt erkannten, aus zwei kleineren Seen bestand, die durch eine Brücke
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