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Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Titel: Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis
Autoren: Hans Warren
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erreicht, und auch abends waren wir noch mindestens zwei Kilometer entfernt und mußten die Besichtigung des Sees auf den nächsten Morgen verschieben. Da die Nacht schnell hereinbrach, suchten wir uns eilig einen Lagerplatz. Wir hatten wenig Glück und mußten uns in einer Schlucht, durch die der Pfad führte, ein Lager zurechtmachen.  
      Auch diese Nacht verlief ohne Zwischenfall. Am Morgen ging es weiter, dem See entgegen. Da der Pfad allmählich bergab führte, verloren wir den See aus dem Gesichtsfeld. Nach einem Marsch von einer Stunde bogen wir um eine Krümmung der Schlucht und blieben wie angewurzelt stehen: vor uns lag eine eingezäunte Niederlassung, deren Tore weit offen standen. Wie zu einem feierlichen Empfang bildeten viele Menschen bis zur Bergschlucht, durch die wir kamen, Spalier und sahen uns ehrerbietig an.  
      Sie trugen weite, weiße Gewänder und machten den Eindruck von Priestern. Die jüngeren Männer waren glattrasiert, die älteren hatten gepflegte weiße Bärte. Auf dem Kopf trug jeder der Männer einen Turban. Auf den ersten Blick wußten wir, daß wir es nicht mit einem unbekannten Volk, sondern mit einer Sekte zu tun hatten, die hier in der Verborgenheit lebte.  
      Wir blieben stehen und warteten ab, was geschehen würde. Die Männer schienen nicht bewaffnet zu sein. Drei der älteren Männer traten vor, gefolgt von einem jüngeren, der sich in vier bis fünf Meter Entfernung von ihnen hielt. Als sie uns gegenüberstanden, sprach einer der Weißgekleideten uns an, wir verstanden aber kein Wort von dem, was er sagte. Rolf konnte nur die Schultern zucken.  
      Da winkte der alte Mann den jüngeren zu sich heran, der uns das, was der alte sagte, ins Englische übersetzte.  
      „Pilokan, unser hoher Priester, heißt Sie in unserer heiligen Stadt willkommen und bittet Sie, einzuziehen."  
      Rolf überlegte ein paar Sekunden, ehe er antwortete:  
      „Wir nehmen die Einladung gern an und hoffen, daß ihr das Gastrecht in Ehren haltet."  
      »Pilokan weiß, was Gastfreundschaft bedeutet," erwiderte der Alte. „Die Fremden müssen sich nur bereitfinden, ihre Waffen abzugeben, da die heilige Stadt mit Waffen nicht betreten werden darf."  
      „Wir sind es gewohnt, unsere Waffen zu behalten," ließ Rolf übersetzen. „Wenn ihr Abgabe der Waffen fordert, müssen wir die freundliche Einladung leider ausschlagen."  
      „Dann zieht Pilokan seine Einladung zurück und betrachtet euch als Feinde," dolmetschte der jüngere Mann die Worte des hohen Priesters. „Schaut euch um und antwortet noch einmal, ob ihr die Einladung nicht doch lieber annehmen wollt."  
      Als wir uns sofort umschauten, sahen wir hinter uns zwölf bis fünfzehn Männer stehen, die lange Lanzen in den Händen hielten, die sie gegen uns gerichtet hatten. Rolf schaute mich an und blinzelte mir mit den Augen zu. Ich nickte unauffällig. In der Innentasche unserer Hosen trugen wir nämlich einen kleinen Reserverevolver, den wir behalten wollten, wenn wir freiwillig die anderen Waffen abgaben. Rolf sah den alten Priester an und ließ ihm übersetzen:  
      „Um kein Blut zu vergießen, werden wir die Waffen ablegen, fordern euch aber nochmals auf, das Gastrecht zu wahren."  
      „Pilokan hält sein Wort," war die Antwort.  
      Auf einen Wink des Priesters legten wir die Waffen zusammen und traten seitwärts. Die hinter uns stehenden Krieger trugen unsere Waffen fort  
      „Habt ihr jetzt keine Waffen mehr bei euch?" fragte der Wortführer der Priester. „Es würde die schwerste Strafe nach sich ziehen, wenn ihr die heilige Stadt mit verborgenen Waffen betreten würdet."  
      Rolf verneinte. Mir wurde es etwas unheimlich, als uns die Priester in die Mitte nahmen und der Siedlung entgegenführten. Die spalierbildenden Männer erhoben einen feierlichen Gesang und verneigten sich, als wir durch die Menschengasse schritten.  
      Wir betraten die heilige Stadt, die ich immer im Gedächtnis behalten werde. Reizende kleine Holzhäuschen reihten sich aneinander, in der Mitte erhob sich ein Tempel. Die Straßenzüge liefen auf einen Platz zu, fast sternförmig. Der Tempel war aus Granitsteinen gefügt. Viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte mußte der Bau gedauert haben. Er stellte ein kleines Kunstwerk dar. Die schwere Tür war aus Kupfer getrieben und reich mit Götterfiguren verziert.  
      Als wir auf dem Platz vor dem Tempel angekommen waren, führte der alte Priester uns in ein abseits der
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