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Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Titel: Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis
Autoren: Hans Warren
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anderen Häuser liegendes Haus. Der Dolmetscher ließ uns wissen, daß das das Gästehaus sei, in dem wir wohnen sollten. Er sollte bei uns bleiben.  
      Ehe der alte Priester uns entließ, sprach er zu den Männern, die uns bis hierher gefolgt waren. Sie gingen daraufhin auseinander und verteilten sich in die kleinen Holzhäuser. Der Dolmetscher blieb bei uns, als auch der alte Priester sich umwandte und ging.  
      Das Gästehaus, das aus drei Zimmern bestand, war behaglich eingerichtet. Rolf fragte nach der Besichtigung des Hauses den Dolmetscher, der auch für unser persönliches Wohl sorgen sollte, ob wir uns in der Stadt frei bewegen dürften.  
      Er bejahte mit der Einschränkung, daß wir die Stadt nur nicht verlassen dürften, und teilte uns mit, daß er Jindu heiße und schon lange in der heiligen Stadt lebe.  
      „Darfst du uns über die heilige Stadt etwas erzählen?" fragte Rolf.  
      „Jindu darf alles sagen, Herr," war die Antwort, „da die Tuans die heilige Stadt nie mehr verlassen dürfen."  
      Ich war sprachlos.  
      „Jindu hat früher auch ,draußen' gelebt und die Stadt nur durch Zufall gefunden, auch Jindu muß sein Leben lang hierbleiben," fuhr der Dolmetscher fort.  
      Das waren nette Aussichten. Ich schaute Rolf fragend an, der — wie in solchen Fällen immer — nur die Schultern zuckte.  
      „Wenn sich Weiße nach hier verirren, so ist das für uns ein Zeichen, daß der ,Donnergott' wieder ein Opfer verlangt. Aber er nimmt nicht jedes Opfer an, sondern wählt es selbst aus. Mehr darf ich darüber nicht sagen."  
      „Weißt du, Jindu, ob sich hier in der Stadt ein großer Neger, der unser Freund ist und plötzlich verschwand, aufhält?"  
      Der Dolmetscher antwortete darauf nicht, sondern wechselte das Thema:  
      „Jindu wird euch jetzt das Essen holen."  
      „Wir scheinen als Opfer des Donnergottes ausersehen zu sein, Rolf," meinte ich, als der junge Mann uns verlassen hatte.  
      Hoffmann machte einen recht niedergeschlagenen Eindruck, so daß ich ihn damit zu trösten suchte, daß wir ja noch die kleinen Reserverevolver bei uns hätten, die allerdings nur mit je sechs Schuß geladen seien. Hoffmann teilte uns mit, daß er in der Hose noch ein Messer hätte, mit dem er sich zur Not auch verteidigen könnte.  
      Jindu kam mit drei Mädchen zurück, die das Essen für uns trugen und uns sehr aufmerksam bedienten. Im größten Zimmer wurde ein Holztisch in europäischen Art gedeckt. Das Gericht bestand aus Reis und Fleisch und schmeckte ausgezeichnet. Rolf lobte das Essen.  
      „Unsere Gäste sind uns heilig," antwortete Jindu darauf.  
      „Weil wir später geopfert werden sollen!" lachte Rolf.  
      Der Dolmetscher faßte das Lachen anscheinend falsch auf. denn er nickte Rolf zu, weil er meinte, daß sich mein Freund darauf freue, als Opfer des großen Gottes ausersehen zu sein.  
      Nach dem Essen sahen wir uns die Stadt an. Jindu, der uns begleitete, zeigte uns alles, was wir sehen wollten. Das Haus der alten Priester, die nicht im Tempel wohnten, war größer als alle anderen Häuser und aus Holz und Granit errichtet. Es stand in der Nähe des Tempels.  
      In deutscher Sprache sagte ich zu Rolf: „Das Haus wird mit dem Tempel durch einen unterirdischen Gang verbunden sein."  
      Rolf nickte und wies auf einige Häuser hin, in denen sich Läden befanden wie in einer kleinen Stadt. Jindu erzählte uns, daß die Läden den Priestern gehörten, die hier Stoffe und andere Gebrauchsgegenstände verkauften, mit Ausnahme von Lebensmitteln, die es für die Bewohner umsonst gäbe Die Waren müßten mit purem Golde bezahlt werden, das die Einwohner in den Bergen fänden. Was die Priester mit dem vielen Golde machten, wußte Jindu nicht zu sagen. Es würde wohl dem Donnergott geopfert, meinte er.  
      Rolf schaute mich vielsagend an. Er hatte wohl den gleichen Gedanken wie ich. Die Priester waren gerissene Kaufleute.  
      Auf unsere Frage, wie die kultischen Handlungen vor sich gingen, erzählte Jindu, daß sich die Priester oft viele Tage im Tempel einschlossen, um mit dem Gott allein zu sein. Niemand dürfe in dieser Zeit den Tempel betreten oder die Stadt verlassen. Einige Einwohner seien trotz des Verbotes heimlich auf Jagd gegangen, aber nie zurückgekehrt.  
      Die Stadt bereitete uns noch andere Überraschungen. Wir lernten Goldschmiedewerkstätten kennen, in denen kunstvolle Gegenstände unter den Händen geschickter
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