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Rolf Torring 089 - Der Todes-Bote

Rolf Torring 089 - Der Todes-Bote

Titel: Rolf Torring 089 - Der Todes-Bote
Autoren: Hans Warren
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die Ungewißheit, denn kein Mensch ließ sich sehen, obwohl Stunde auf Stunde verging.  
      Unsere Morseunterhaltung hatten wir lange aufgegeben und lagen apathisch da. Plötzlich schreckte ich auf, denn ein schwacher Lichtschein drang zu uns herein, der sich mehr und mehr verstärkte.  
      Der große Mann in der alten Rüstung tauchte auf. Er trug in der Linken eine alte Laterne, die er schweigend auf den Boden stellte. Dann holte er vom Eingang einen kleinen Korb herbei. Ein Schauer lief mir bei seinem Anblick über den Rücken, denn solche Körbe hatte ich zur Genüge gesehen und wußte, daß die indischen Fakire sie zum Transport ihrer Schlangen benutzen.  
      Das Gesicht des Kriegers konnte ich nicht erkennen, da der Panzer ein Halbvisier hatte. Der Inder stellte den Korb auf den Boden und betrachtete uns lange. Endlich sagte er voll Hohn:  
      „Sie werden es mit dem Leben bezahlen müssen, daß Sie in unsere Geheimnisse eindringen wollten, meine Herren. Wir wissen, wer Sie sind, und haben Sie schon lange beobachtet. Unverständlich ist uns nur, wie Sie unbemerkt nach Surat kommen konnten. Wir wollten eigentlich mit Ihnen kurzen Prozeß machen. Da Sie mir aber eine schmerzhafte Verletzung beigebracht haben, konnte ich meinen Willen durchsetzen. Sie sollen aber Gesellschaft haben. Ich komme bald wieder und bringe Ihnen einen Freund."  
      Mit diesen Worten verschwand er. Ich morste Rolf sofort meine Meinung. Sicher würde er Pongo bringen, damit wir gemeinsam sterben sollten. Die Todesart ahnte ich: die Schlangenkörbe wiesen nur zu deutlich darauf hin, daß der Biss von Giftschlangen uns töten sollte.  
      Bezüglich Pongo war Rolf anderer Meinung als ich. Gerade wollte ich ihm meine Antwort mitteilen, als der Inder schon zurückkam und einen menschlichen Körper vor uns auf den Boden warf.  
      Erleichtert atmete ich auf: es war nicht Pongo, sondern ein Weißer in Uniform. Der Mann konnte nur der verschwundene Sohn des Obersten Longfield sein.  
      Der Mann wurde unmittelbar neben uns gerollt. Dann öffnete der Inder den Korb, wobei er eine eigenartige Melodie pfiff. Aus dem Korb ringelten sich bald drei Kobras, die langsam auf uns zu krochen.  
      Der Inder pfiff weiter. Die Schlangen waren so dressiert, daß sie auf unsere Brust krochen und sich dort zusammen ringelten. Dann machte sich der Inder an unseren Fesseln zu schaffen und löste sie, so daß wir ganz frei waren. Aber wir wagten nicht, uns zu bewegen, sondern lagen ganz still, um die Schlangen nicht zu reizen. Als wir unserer Fesseln ledig waren, verschwand der Inder lautlos aus unserem Gefängnis.  
      Unsere Lage war verzweifelt. Ganz still liegend, beobachtete ich die Schlange auf meiner Brust. Erinnerungen zogen in meinen Gedanken vorüber, Einzelheiten aus unserem abenteuerlichen Leben, an die ich lange nicht mehr gedacht hatte.  
      Glücklicherweise hatte der Inder die Laterne zurückgelassen. Sonst wäre unsere Lage noch grauenvoller gewesen.  
      Die Schlangen rollten sich bald ganz zusammen und schienen zu schlafen. Die Körperwärme berührte sie wohl angenehm. Schon deshalb würden sie nicht von uns herunter kriechen.  
      Wie lange wir in dem scheußlichen Zustand lagen, weiß ich nicht. Einmal machte Rolf eine unvorsichtige Bewegung. Sofort richtete sich die Kobra auf seiner Brust auf und zischte ihn an. Ich befürchtete schon, daß sie zubeißen würde. Nach einer Weile aber beruhigte sie sich wieder und kringelte sich zusammen.  
      Qualvolle Stunden verbrachten wir so. Nirgends sah ich einen Ausweg aus der trostlosen Lage. Ich überlegte gerade, ob es nicht besser wäre, einen verzweifelten Befreiungsversuch zu machen, als ich plötzlich den Mann in der Ritterrüstung wieder in der Tür stehen sah. Er hielt ein kurzes Schwert in der Hand und schien zu erschrecken, als er uns sah. Hatte er damit gerechnet, daß wir von den Schlangen schon gebissen worden wären?  
      Die Schlangen hatten sich im Nu aufgerichtet und zischten ihn an. Da tat der Mann etwas völlig Unerwartetes. Sein Arm holte aus, blitzschnell sauste sein Schwert über unsere Köpfe hinweg und trennte mit einem Schlage den Kobras — allen drei — die Köpfe ab.  
      Ich sprang auf, um mich auf den Krieger zu stürzen. Auch Rolf und der Inspektor waren schon auf den Beinen. Da hörten wir zu unserer völligen Überraschung die geflüsterten Worte:  
      „Massers ruhig sein. Pongo als Soldat hier."  
      Ich war wie erstarrt. Endlich
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