Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 089 - Der Todes-Bote

Rolf Torring 089 - Der Todes-Bote

Titel: Rolf Torring 089 - Der Todes-Bote
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
Mitternacht. Wir gehen langsam zur Küste, lösen eine Stunde vor Abfahrt des Dampfers die Fahrscheine und gehen an Bord. Selbstverständlich einzeln! Wir müssen den Schein erwecken, als reise jeder für sich allein."  
      „Ich bin gespannt, Rolf, wer der Schreiber des Briefes ist. Vermutest du, daß es sich nur um einen Hilferuf handelt?"  
      „Ja, Hans, denn Feinde von uns würden keine so plumpe Falle stellen. Sie hätten uns eher in die Berge gelockt, aber nicht auf einen fahrplanmäßigen Dampfer."  
      Die Nacht schwand schnell dahin. Wir warteten auf Pongo. Sollte ihm etwas zugestoßen sein? Er war schon reichlich lange unterwegs. Gerade wollte ich meine Befürchtung Rolf mitteilen, als sich leise die Tür öffnete und eine Gestalt ins Zimmer schlüpfte.  
      „Massers still sein, Pongo hier," flüsterte er schnell, um eine Frage von uns zu verhindern.  
      Pongo trug ein großes Kleiderbündel unter dem Arm. Wir durften kein Licht machen und waren gezwungen, uns im Dunkeln umzukleiden. Unsere Tropenanzüge nahm Pongo mit, ebenso das Gepäck und die Gewehre. Er selbst hatte sich noch nicht umgezogen, da er im Keller noch die Kiste holen mußte.  
      Das gelang ihm ohne Schwierigkeit. Als er Maha und unser Eigentum in der Kiste verstaut hatte, waren wir alle bereit, das Haus zu verlassen.  
      Einzeln kletterten wir zum Fenster hinaus und verschwanden im Dunkel der Nacht. Pongo trug die Kiste, die ziemlich schwer geworden war. Bald hatten wir die Stadt verlassen und suchten ein schützendes Gebüsch auf, wo wir unsere Maskierung vollenden und uns das Gesicht dunkel färben konnten.  
      Sechs Uhr früh sollte der Dampfer nach Bombay abgehen. Wir hatten uns Fahrkarten der Touristenklasse genommen, und niemand kümmerte sich weiter um uns, als wir endlich das Schiff betraten. Rolf lehnte sich sogleich an die Reling und schaute dem Treiben am Ufer zu. Ich tat, einige Meter von ihm entfernt, das gleiche  
      So aufmerksam ich war, ich konnte niemand entdecken, der Interesse für die Fahrgäste des Dampfers gezeigt hätte.  
      Das Abfahrtsignal ertönte, kurz darauf setzte sich das Schiff in Bewegung. Meiner Ansicht nach hatte uns kein Mensch beobachtet  
      Die Überfahrt nach Bombay sollte etwa zehn Stunden dauern. Es wäre bequemer für uns gewesen, wenn wir uns eine Kabine genommen hätten, aber wir waren ja einfache Inder. Wir konnten uns nicht einmal unterhalten, denn wir kannten einander angeblich nicht  
      Rolf hockte sich neben der Reling nieder, wie es die Art der Inder ist. In den einfachen Volksschichten kennt man Stühle in unserem Sinne nicht. Ich tat es auch. Was sollte ich nun tun? Ich beobachtete das Bild, das der „Gulf of Cambay" bot. Dabei paßte ich scharf auf, ob sich der geheimnisvolle Briefschreiber nicht zeigen würde. Sicher würde er auch an Bord des Dampfers sein.  
      Aber Stunde auf Stunde verrann. Nichts ereignete sich. Ich wurde schon leicht nervös und schaute öfter verstohlen zu Rolf hinüber. Mein Freund jedoch saß unbeweglich da und starrte mit einem so ernsten Gesicht in die Ferne, als ob er dort die ganze Zukunft sehen könnte.  
      Als ich ihn nach einer Weile wieder anschaute, bemerkte ich am Ausdruck seines Gesichts, daß er jetzt einen kleinen Punkt auf dem Meer beobachtete, der sich schnell unserem Dampfer näherte.  
      Sollte dies das Ereignis sein, auf das wir warteten?  
      Der kleine Punkt kam mit großer Geschwindigkeit näher. Bald erkannte ich ein schlankes Motor-Rennboot. Sollte dessen Besitzer mit dem Briefschreiber etwas zu tun haben? Wieder warf ich einen Blick zu Rolf hinüber und sah ihn warnend die Hand heben. Er war also der gleichen Meinung wie ich. Wir bedienten uns seit längerer Zeit schon einer genau ausgeklügelten und doch im Grunde sehr einfachen Zeichensprache, wenn wir aus irgendwelchen Gründen gezwungen waren, auf eine Unterhaltung zu verzichten.  
      Das Motorboot war herangekommen und gab dem Kapitän unseres Dampfers das Stoppsignal. Gleich darauf arbeiteten die Schrauben rückwärts, das Motorboot fuhr längsseits.  
      Jetzt erst bemerkte ich, daß es ein Polizeiboot war. Mehrere Polizisten, geführt von einem Kommissar, erkletterten das Deck des Dampfers und musterten die wenigen Fahrgäste.  
      Der Kommissar war auf die Kommandobrücke zum Kapitän gegangen und schien ihn etwas zu fragen. Der Kapitän wies mit der ausgestreckten Hand auf Rolf und mich und dann ins Innere seines Schiffes.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher