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Rolf Torring 089 - Der Todes-Bote

Rolf Torring 089 - Der Todes-Bote

Titel: Rolf Torring 089 - Der Todes-Bote
Autoren: Hans Warren
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Ich schaute schnell wieder zu Rolf hinüber, der mir lächelnd zunickte, als ob er so etwas geahnt hätte.  
      Zum weiteren Nachdenken über die Sache blieb mir keine Zeit. Schon hatte der Kommissar seinen Leuten einen Befehl erteilt. Gleich darauf wurde ich gepackt und von den starken Polizistenfäusten nach Backbord geführt, wo das Motorboot lag. Rolf erging es wie mir.  
      Da er keinen Widerstand leistete, ergab auch ich mich in mein Schicksal und wartete der Dinge, die da kommen sollten. Es dauerte nicht lange, wurde Pongo zu uns geführt, der die große Kiste mitschleppte. Jetzt erst trat der Kommissar auf uns zu, schaute uns böse an und schimpfte los:  
      „Da hab ich euch ja endlich, ihr Halunken! Diesmal sollt ihr nicht so leicht entkommen. Lange genug bin ich hinter euch her. Legt ihnen Handschellen an, Leute!'  
      Ich wollte protestieren. Da sah ich zu meinem Erstaunen, daß Rolf den Kopf gesenkt hatte und dem Beamten wortlos die Hände hinhielt. Er machte ganz den Eindruck eines armen Sünders.  
      Ich verstand Rolfs Handeln nicht. Aber er würde wissen, warum er es tat. Und schon aus freundschaftlicher Verbundenheit handelte ich nicht anders als er. Auch Pongo ließ sich willig fesseln. Zwei Beamte nahmen seine Kiste auf und schleppten sie ins Boot hinunter. Was Pongo spielend allein getragen hatte, verursachte den gewiß nicht schwächlichen Polizisten solche Beschwerden, daß sie keuchten.  
      „Da wird wohl alles drin sein, was die Kerle zusammen gestohlen haben," meinte ein Beamter.  
      Innerlich mußte ich lachen bei dem Gedanken, was es wohl für Gesichter geben würde, wenn die Leute sich das "Diebesgut" ansehen wollten und Maha aus der Kiste springen würde.  
      Wenige Minuten später saßen wir gefesselt im Motorboot und fuhren ein Stück zurück, der Küste zu. Unterwegs fluchte der Kommissar noch ein paarmal über uns. Ich wunderte mich über Rolf, der noch kein Wort gesprochen hatte.  
      Nach einer Stunde näherten wir uns einer Stadt und legten bald darauf an. Am Kai stand ein Wagen bereit, der uns aufnahm und ins Gefängnis transportierte.  
      Allmählich packte mich ein ehrlicher Zorn, vor allem darüber, daß Rolf sich alles stillschweigend gefallen ließ. Ein Wort von ihm hätte genügt. Wir hätten nur unsere Pässe vorzuzeigen brauchen und wären auf der Stelle frei gewesen. Mir war der Sinn und Zweck des ganzen Vorgangs nicht recht klar.  
      Zum Glück bekamen wir zu dritt eine gemeinsame Zelle, so daß wir uns unterhalten konnten. Kaum hatte sich die Tür hinter uns geschlossen, als ich Rolf mit Fragen bestürmen wollte,  
      „Kein Wort jetzt, Hans," flüsterte er warnend. Dann trat er dicht an die Zellentür und lauschte. Als er zurückkam, lachte er vor sich hin: „Das ist eine reizende Komödie! Macht sie dir nicht auch Spaß, Hans?"  
      „Ich verstehe noch nicht recht, worauf das alles hinaus soll," antwortete ich.  
      „Allerdings ist es eine Komödie, bei der die Mitspieler mit Ausnahme des Briefschreibers und uns nicht wissen, daß alles nur Komödie ist. Die Beamten halten die Sache für bitteren Ernst. Sie haben nicht einmal gesehen, daß wir gar keine Inder sind. Ich glaube zu wissen, wer uns den Brief geschrieben hat. Wenn mich meine Kombinationen nicht täuschen, werden wir bald hohen Besuch bekommen."  
      „Weshalb sind wir denn eigentlich verhaftet worden, Rolf?"  
      „Das ist sehr einfach, Hans. Hier in der Stadt — ich vermute, wir sind in Surat — wird sich etwas ereignet haben. Unser ,Ruhm' eilt uns überall voraus. Deshalb wird es auch hier bekannt geworden sein, daß wir uns ganz in der Nähe aufhielten. Wenn wir offiziell nach hier eingeladen worden wären, hätten wir wahrscheinlich einen großen Empfang am Hafen über uns ergehen lassen müssen. Mittags, spätestens abends hätte es schon in der Zeitung gestanden. Jedes Kind wüßte binnen vierundzwanzig Stunden, daß wir hier sind. Unsere Gegner hätten es leicht, Vorsichtsmaßregeln zu treffen."  
      Ich machte ein ungläubiges Gesicht. Rolf fuhr fort:  
      „Der anonyme Briefschreiber hat so etwas vorausgesehen und uns gewissermaßen incognito (als Unerkannte) hierhergebracht. Er wird uns nicht lange gefangen halten, aber Abend wird es wohl werden. Es darf kein Aufsehen machen, wenn er uns von hier fortholt. Bist du nun im Bilde, Hans?"  
      Ich schaute Rolf bewundernd an. So mußte es sein! Deshalb also hatte sich Rolf so verstellt, weil er
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