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Rolf Torring 085 - Der Meeres-Spuk

Rolf Torring 085 - Der Meeres-Spuk

Titel: Rolf Torring 085 - Der Meeres-Spuk
Autoren: Hans Warren
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Herr Torring? Das kann ich mir kaum vorstellen. Die Landzunge ist höchstens fünfzig Meter breit. Ich habe es festgestellt, als ich mich einem Boot um sie herumfuhr. Ins Innere konnte ich noch nicht vordringen, denn zwischen den wirren Felsen herrscht ein solches Pflanzendickicht, daß es fast unmöglich scheint, einzudringen. An mehreren Stellen habe ich den Versuch gemacht, bin aber nur wenige Meter vorangekommen."  
      Rolf war merkwürdig versonnen geworden. Er sagte nach einer längeren Gesprächspause:  
      „Wenn die Vegetation so dicht und üppig ist, muß ich meine Untersuchungen doch besser auf morgen verschieben. Kann ich da ein Boot bekommen? Ich möchte mir auf jeden Fall die Umgebung der Bucht genau ansehen. Schade, daß es bald dunkel wird."  
      „In einer halben Stunde haben wir Nacht," stellte der" Tigerjäger fest. „Wollen wir so lange hier warten oder gleich in die Stadt zurückkehren, Herr Torring?"  
      „Wenn wir hier stehen, wird der Gorilla sicher nicht erscheinen," antwortete Rolf. „Wir können heimgehen."  
      Wir waren über Rolfs Worte etwas erstaunt und waren geradezu verblüfft, als er zu Pongo sagte:  
      „Pongo, vielleicht brauchen wir Maha dann noch. Wir wollen aber erst ein gutes Stück zurückgehen, ehe wir weitersehen."  
      Ziemlich rasch ging Rolf uns voran, der Stadt entgegen. Als er aber von der Stelle, an der nach Rices Aussage der Gorilla ins Meer gegangen war, ungefähr achtzig Meter entfernt war, drehte er sich häufig um.  
      Wir taten es auch. Als Rolf sich gerade einmal allein umdrehte, blieb er mit verblüfftem Ausruf stehen. Sofort wandten wir uns ebenfalls um und sahen eine mächtige Gestalt langsam aus dem Felsgürtel herauskommen und über den schmalen Sandstreifen dem Meere zuschreiten.  
      „Das ist er!" rief Rice mit unterdrückter Stimme. „Jetzt soll er mir nicht entkommen. Ich laufe schnell an ihn heran. Auf fünfzig Meter hat meine schwere Pistole genügend Durchschlagskraft."  
      „Halt!" rief Rolf leise, aber scharf. „Nichts verderben! Wir wollen doch erfahren, wo er die geraubten Mädchen hingeschleppt hat. Besser ist es, wenn wir ihn beobachten."  
      Der Affe schien uns gesehen zu haben. Er wandte sich uns zu, beschleunigte seine Gangart, befand sich schon im Wasser und watete eilfertig in die Bucht hinaus. Zwanzig Meter vom Strand entfernt drehte er sich noch einmal nach uns um und — verschwand in den Fluten. Er sank einfach unter.  
      „Jetzt ist er in das tiefe Loch getreten," stellte Rolf — wie es schien: befriedigt — fest. „Es muß auf dem Meeresboden auf dieser Stelle ein Geheimnis geben. Mit einer Taucherrüstung wird man es bestimmt entdecken. Ich bin sehr zufrieden mit unserem ersten Erfolg. Es war nett von dem Tier, daß es uns die Freude gemacht hat, heute abend zu erscheinen. Ich vermute, daß der Gorilla täglich Ausflüge unternimmt und Jagd auf junge Mädchen macht. Wir werden sicher einen Weg finden, ihm folgen zu können."  
      Schweigend legten wir den Weg in die Stadt zurück. Die Erscheinung hatte auf uns alle großen Eindruck gemacht.  
      Als wir das Haus des Kaufmanns erreichten, wurde es dunkel.  
      Pongo ging zu Maha, den er in seinem Zimmer untergebracht hatte. Wir nahmen im Arbeitszimmer des Kaufmanns Platz. Rolf hatte darum gebeten, den Sergeanten Windfread holen zu lassen. Es dauerte kaum eine halbe Stunde, bis er erschien.  
      Er war jung und machte einen sympathischen Eindruck. Sein Gesicht verriet Tatkraft und Mut. Er begrüßte uns und ging gleich mitten in die Sache hinein, die uns alle bewegte.  
      „Sie kommen des Gorillas wegen, Herr Torring und Herr Warren? Haben Sie ihn heute abend gesehen?"  
      Rolf nickte. Der Sergeant fuhr pausenlos fort: "Ich dachte daran, eine alte Kastenfalle auf seinem Wechsel zu bauen. Wenn es uns gelingen sollte, ihn lebendig zu fangen, wird er uns zu seinem Schlupfwinkel führen."  
      „Ich möchte wetten, daß der Gorilla nie in eine Falle geht," lächelte Rolf sehr bestimmt. „Dazu ist er zu intelligent. Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich eine recht sonderbare Feststellung gemacht, deren Richtigkeit ich erst noch überprüfen muß. Wenn wir ihn morgen wieder sehen sollten, werde ich mir seine Spuren sehr genau ansehen. Können Sie uns jetzt Näheres über die Entführung der Mädchen berichten? Herr Rice teilte uns schon mit, daß in den letzten Monaten acht junge Mädchen verschleppt worden sind."  
     
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