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Rolf Torring 085 - Der Meeres-Spuk

Rolf Torring 085 - Der Meeres-Spuk

Titel: Rolf Torring 085 - Der Meeres-Spuk
Autoren: Hans Warren
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der Insel zurück. Hier fanden wir die aufgeregten Mädchen, die Frau Knight umringten.  
      „Schnell hinaus!" rief Rolf energisch. „Zum Meer! Wir müssen fort!"  
      Ohne weiter zu fragen, eilten wir alle hinaus, überquerten die Lichtung und hetzten den schmalen Pfad durch das Dickicht entlang. Die Mädchen ließen wir vor uns herlaufen. Nur Rolf als einziger von uns Männern machte den Anfang. Er hatte die Führung des Zuges übernommen.  
      In dem großen Sampan fanden wir zum Glück alle Platz. Eilig stießen wir von der Insel ab.  
      Als wir fünfzig Meter von der Insel entfernt waren, schoß auf der Nachbarinsel eine Feuergarbe noch. Ein donnerndes Krachen erschütterte die Luft. Auf dieser Insel und auf der, die wir soeben verlassen hatten, stiegen Rauchsäulen empor. Zwischen beiden Inseln brandete das Meer schäumend auf.  
      „Die Priester der Sonnengöttin haben ihren Tempel gesprengt," sagte Rolf, „da die Sonnengöttin entkommen ist; die Explosion hat sich durch den Geheimgang bis zur Nachbarinsel fortgepflanzt."  
      Allmählich beruhigte sich unser Sampan wieder, der durch die Explosion und die aufgewühlten Wellen stark hin und her geworfen worden war.  
      „Das befürchtete ich," sagte Rolf, „deshalb hatte ich solche Eile, von der Insel fortzukommen."  
      Alle weiteren Fragen, die wir ihm wirr durcheinander stellten, wehrte er lächelnd ab.  
      „Unsere Aufgabe ist noch nicht ganz beendet," sagte er. „Wir müssen versuchen, Herrn Knight zu heilen. Ich werde alles mit Frau Knight besprechen und glaube, daß es heute abend gelingen wird."  
      Selten hatte ich eine solche Freude gesehen, als wir mit den Geretteten landeten. Nur mit Mühe vermochten wir uns den Dankesbezeugungen der glücklichen Eltern zu entziehen, als wir in mehreren Taxen die jungen Damen nach Hause fuhren und zu ihren Angehörigen zurück brachten. Endlich waren wir mit Frau Knight im Hause Hearsts. Rolf sprach lange mit der Geretteten, die ihm unter Tränen immer wieder die Hände schüttelte.  
      Rolf hatte mit Frau Knight die beiden letzten Stunden allein gesprochen. Er sagte uns nicht, was er erfahren hatte. Erst gegen Abend forderte er uns auf mitzukommen. In Begleitung von Frau Knight fuhren wir zu der Landzunge, auf der wir den Weg des Gorillas entdeckt hatten. Er mußte bald durch den Unterwassertunnel erscheinen. Wir versteckten uns zwischen den Felsblöcken, während Frau Knight sichtbar stehenblieb.  
      Vor uns tauchte das zottige, triefende Ungetüm auf. Als es Frau Knight erblickte, verhielt es den Schritt. Dann wankte der mächtige Körper des Tieres.  
      „Lionel, mein Lionel!" rief die junge Frau und streckte beide Arme nach dem Tier aus.  
      Ein röchelnder Schrei entrang sich der Brust des Tieres. Plötzlich packte der Gorilla seinen Kopf, riß daran und — schleuderte ihn zur Seite. Ein Männerkopf von kühnem Schnitt, mit leuchtenden Augen wurde sichtbar.  
      „Violet!"  
      „Ich hatte schon an der Fährte erkannt, daß ein Mensch in der Maske des Gorillas stecken mußte," sagte Rolf am Abend, als wir im frohen Kreise zusammensaßen. »Als ich auf dem Bild die große Gestalt des Herrn Knight sah, kam mir sofort der Verdacht, daß er durch das Verschwinden seiner Frau geistig verwirrt sein könnte. Ich erfuhr, daß er früher lange Zeit in Afrika Großwild gejagt hat Von dort hatte er das Fell und den Kopf des Gorillas mitgebracht. Frau Knight erzählte mir, daß sie im Tempel der Sonnengöttin, in dem sie von den indischen Fanatikern gefangengehalten wurde, stets ihren indischen Hausmeister Bari gesehen hat. Ich glaube in der Behauptung nicht fehl zu gehen, daß er Herrn Knight hypnotisiert hat. Er wollte jeden Verdacht von seiner Sekte, deren Reste auf der Insel im Verborgenen lebten, ablenken, indem er den Meeresspuk schuf, übrigens fand ich einen endgültigen Beweis, daß wir es mit einem Menschen zu tun haben mußten, auf der Landzunge. Das Stück Fell, an dem das Büschel Haare sitzt, ist gegerbt. Als ich das Gerücht von der Existenz der Sonnengöttin hörte, als ich das Bild von Frau Knight sah, die wie eine lichte Göttin aussieht, konnte ich mir die Zusammenhänge ergänzen, soweit sie noch fehlten. Herr Knight hat nichts mehr zu befürchten. Die Sekte hat sich selbst vernichtet.  
      Rolf schwieg. Es blieb nichts mehr hinzuzufügen, was zum Verständnis der Vorgänge nötig gewesen wäre. Wir saßen noch bis weit nach Mitternacht
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