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Rolf Torring 075 - Der alte Schatz

Rolf Torring 075 - Der alte Schatz

Titel: Rolf Torring 075 - Der alte Schatz
Autoren: Hans Warren
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aus der Ruhe.  
      Er fragte nur kurz, ob der Verband genüge oder erneuert werden solle. Als der kleine Professor dagegen protestierte, nickte er ruhig und besorgte mit der gleichen Ruhe die nötige Anzahl Inder, die sofort mit dem Professor in den Urwald zurückkehrten, um den Nashornbullen abzuhäuten. Den berechtigten Widerwillen der Leute gegen einen Marsch in der Nacht wußte er ruhig, aber nachdrücklich zu überwinden.  
      Als wir — die Dunkelheit brach bald herein — am Abendbrottisch saßen, fragte er:  
      „Herr Torring, ich habe mich nicht in Ihre Sache gemischt, ich weiß nur, daß Sie mit dem Professor einen Schatz suchen. Professor Jarvis' Namen hat einen so guten Klang, daß an der Sache etwas Wahres sein muß. Bisher haben Sie zwei Tage lang gesucht und nur einen Nashornbullen erlegt — abgesehen von der Beule auf Ihrer Stirn. Vielleicht kann ich Ihnen ein paar gute Ratschläge geben, wenn Sie mich ins Vertrauen ziehen wollten. Ich bin lange genug in Patna, um vieles zu wissen, das man nicht im ersten Augenblick erfährt."  
      „Gewiß," sagte Rolf erfreut, „ich hätte Ihnen sowieso die ganze Sache erzählt, aber vor zwei Tagen brannte der Professor ja darauf, möglichst schnell in den Urwald zu kommen. Da fand ich keine Zeit mehr, Ihnen die Sache zu erzählen. Der Name des Großvaters von Professor Jarvis ist in der britischen Armeegeschichte bekannt, er hat im Jahre des großen, von Nena Sahib inszenierten Aufstandes in Patna als Hauptmann eine Kompanie befehligt."  
      „Stimmt," unterbrach der Inspektor, „davon habe ich in den Archiven gelesen. Es hätte möglich sein können, daß die Geschichte in dem großen Patna in der Provinz Behar der Präsidentschaft Bengalen gespielt hätte. Sie kennen dieses Patna ja auch, es liegt am Ganges."  
      „Ganz recht," nickte Rolf, „wir haben uns zunächst überzeugt, daß es sich um das Patna hier in den Central-Provinces handelt. Ich freue mich, daß Sie es mir bestätigt haben. Der Großvater des Professors ist also, wie Sie aus den Archiven wissen werden, mit dem Rest seiner Leute in den Urwald geflohen, als die Aufständischen Patna stürmten. Im Urwald sind sie wieder überfallen und bis auf einen kleinen Rest niedergemacht worden. Auch Hauptmann Jarvis fiel."  
      „Richtig," nickte der Inspektor, „es freut mich, in dem Professor einen Enkel des tapferen Offiziers kennenzulernen."  
      „Nun weiter! In den Archiven steht vielleicht nicht verzeichnet, daß Hauptmann Jarvis seine junge Frau und seinen zweijährigen Sohn mitgenommen hatte, als er floh, außerdem eine große Eichentruhe, die mit kostbaren Schmucksachen und Wertgegenständen gefüllt war. Die Truhe vergrub er auf einer Lichtung. Kurze Zeit darauf fand der Überfall der Aufständischen auf den Rest der Kompanie statt. Frau Jarvis und ihr kleiner Sohn, der Vater unseres Professors, wurden gerettet, doch hatte die junge, erst zwanzigjährige Frau durch die überstandenen Schrecken den Verstand verloren."  
      „Kein Wunder, sie hat sicher mit angesehen, wie die fanatischen Inder ihren Mann niedermachten."  
      „Ja," bestätigte Rolf, „das mußte die Frau mitansehen. Sie wurde nach England zu ihrem Bruder gebracht. Dort lebte sie bis zum vorigen Jahr."  
      Der Inspektor hob den Kopf, bei seiner Ruhe schon eine überraschende Gefühlsäußerung.  
      „Da ist sie sehr alt geworden," meinte er, „wohl die älteste Überlebende des Aufstandes von 1859."  
      „Professor Jarvis erzählte mir, daß seine Großmutter schon in seiner Kindheit den einen Satz immer wiederholte: 'Acht Kilometer von Patna, da geschah es!' Nun erhielt der Professor von seiner Mutter einen Brief mit der Nachricht vom Tode der Großmutter.  
      Vor ihrem Ende soll sie völlig klar gewesen sein und erzählt haben, daß Hauptmann Jarvis den kostbaren Schatz in der alten Truhe auf einer Lichtung, auf der drei Baelbäume in eigenartiger Anordnung stehen, vergraben hätte. Die Familie Jarvis ist verarmt, der Professor hat schon eine Stellung bei der Regierung in Jagdalpur annehmen müssen, wo wir ihn kennen lernten. Er bat uns, mit ihm zusammen den vergrabenen Schatz zu suchen. Deshalb sind wir hier."  
      „Die Sache hat viel Wahrscheinlichkeit für sich," sagte Longhand ruhig. „Haben Sie keine weiteren Angaben als nur: 'Acht Kilometer von Patna'? In den Archiven steht nichts davon, nach welcher Richtung die überlebenden geflüchtet sind, sonst hätte man ihre
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