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Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Titel: Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer
Autoren: Hans Warren
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in einem Dialekt, von dem wir auch nicht ein Wort verstanden.  
      Der Haushofmeister warf einen verstohlenen Blick auf uns. Mir kam es vor, als spielte ein verstecktes, höhnisches Lächeln um seinen Mund. Mein Mißtrauen, das etwas eingeschlafen war, erwachte wieder. Hatte Fürst Ramga ein Attentat gegen uns vor? Gehörte er auch zu der großen Gesellschaft der Empörer, deren Führer eben verhaftet worden waren?  
      Leider hatten wir beim Umkleiden unsere Waffengürtel nicht wieder angelegt. Bei den seidenen Gewändern, die wir jetzt trugen, hätte sich der Gürtel nicht anbringen lassen.  
      Am liebsten hätte ich mich noch unter einem Vorwand zurückgezogen, da trat der Zwerg Garha schon ein. Er kam in Begleitung einiger Diener, die geflochtene Körbe trugen, die üblichen runden Körbe, in denen die indischen Gaukler ihre Giftschlangen aufbewahren.  
      Jetzt war es zu spät. Aber ich rückte unauffällig einen schweren, goldenen Weinkrug, der mit leichtem Wein gefüllt war, näher. Schließlich konnte ich auch ihn als Waffe gegen die Giftschlangen gebrauchen, — falls ein Attentat mit ihnen auf uns geplant war.  
      In der grellen Beleuchtung sah der Zwerg abstoßend aus. Sein großer Kopf mit der übermäßig langen Nase und dem breiten Mund wirkte häßlich. Nur der Blick seiner großen, dunklen Augen war versöhnend; in ihnen schlummerten Klugheit und sogar Güte, zugleich ein Ausdruck, als fühlte er Sympathie für uns.  
      Mich durchzuckte die Ahnung, daß er vielleicht durch den Haushofmeister den Auftrag erhalten hatte, uns von seinen Schlangen beißen zu lassen, und daß er Mitleid mit uns empfand.  
      Er wandte sich den Körben zu und öffnete die Deckel. Sofort richtete sich in jedem Korb eine große, schwarze Kobra hoch. Es schien eine andere Vorstellung zu werden, als sie sonst die indischen Gaukler mit ihren matten Tieren, denen die Giftzähne oft ausgebrochen sind, zeigen. Bei den gewöhnlichen Vorstellungen müssen die Gaukler ihre Tiere erst durch die eigenartigen Töne einer Flöte bewegen, sich aufzurichten.  
      Hier waren die Schlangen offenbar schon gereizt, und als sich der Zwerg einem besonders großen Exemplar näherte, bog die Schlange zischend den Kopf zurück, ein untrügliches Zeichen, daß sie zum Biss bereit war.  
      Garha ging unbekümmert auf das Reptil zu, und streckte seine rechte Hand aus. Sofort wich die Kobra zurück und ließ den Kopf sinken. Die unheimliche Gewalt des Zwerges bewährte sich auch den Schlangen gegenüber.  
      Mit schnellem Griff packte Garha die Kobra unterhalb des Nackenschildes, zog sie aus dem Korb heraus und kam mit dem gefährlichen Reptil auf den Tisch zu.  
      Ich ergriff den schweren Krug, als wollte ich mir einschenken. Garha blieb dicht vor uns stehen, hielt uns die Kobra entgegen und presste seine Hand zusammen. Da riß die Schlange den Rachen auf, uns blinkten die gefährlichen Gifthaken an, und jetzt tropfte sogar das Gift aus den Zähnen herab. Die Giftdrüsen der Schlangen waren also gefüllt.  
      Der Zwerg lächelte uns an. Dadurch verzog sich sein häßliches Gesicht zu einer abscheulichen Grimasse. Dann trat er zurück und setzte die Schlange vor ihren Korb auf den Boden.  
      Fürst Ramga stieß einen ärgerlichen Laut aus und runzelte die Stirn. Als er unsere erstaunten Blicke sah, sagte er:  
      «Garha sollte Ihnen mit der Schlange einen besonderen Trick zeigen. Ich werde ihn fragen, weshalb er es nicht getan hat."  
      In scharfem Tone wandte er sich an den Zwerg, der ruhig antwortete und dabei auch die anderen Schlangen aus ihren Körben nahm und auf den dicken Teppich setzte.  
      „Heute sind seine Schlangen zu gereizt," sagte der Fürst. „Garha meint, daß das Gewitter daran schuld ist. Vielleicht kann er Ihnen das Kunststück ein andermal vorführen."  
      Der Zwerg pfiff eine seltsame Melodie, schrill und durchdringend. Sofort begannen die Schlangen, sich im Takte zu wiegen und zu winden.  
      Plötzlich winkte der Fürst ungeduldig ab. Garha packte seine Schlangen in die Körbe und verschwand, nachdem er auch uns lächelnd eine Verbeugung gemacht hatte.  
      Fürst Ramga grübelte einige Augenblicke vor sich hin, dann flog ein Lächeln über sein Gesicht. Er sagte hastig:  
      „Ich werde Sie morgen entschädigen, meine Herren. Ich werde Ihnen ein Schauspiel zeigen, wie Sie es noch nie im Leben gesehen haben. Meinen Bullelefanten Singha kennen Sie. Er ist sehr gefährlich und
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