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Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Titel: Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer
Autoren: Hans Warren
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trägt nicht mit Unrecht den Namen ,der Todbringer'. Verschiedentlich ist er bereits entwichen und hat einige Menschen und viele Tiere auf dem Gewissen. Heute habe ich einen Tiger von einem Bekannten zum Geschenk erhalten, ein großes, schönes Tier. Ich werde morgen einen Kampf zwischen Singha und dem Tiger veranstalten. Das wird ein Schauspiel geben, wie es Ihnen ein zweites Mal nicht geboten wird."  
      Ich war ehrlich interessiert, denn einen Kampf zwischen Elefant und Tiger hatte ich noch nicht gesehen, wohl aber viel davon gehört. Ich war dem Fürsten dankbar, daß er uns Gelegenheit geben wollte, dem Titaneinkampf beizuwohnen.  
      Mein Mißtrauen gegen den Fürsten war geschwunden. Wenn er gefahrbringende Absichten gegen uns hegte, würde er kaum das Kampfspiel veranstalten, um uns zu erfreuen. Ich dankte ihm herzlich und wurde durch seine liebenswürdige Art, mit der er meinen Dank als beschämend für sich hinstellte, vollends der Meinung, daß ich mich zuerst in ihm getäuscht hatte.  
      Um meinen Verdacht gutzumachen, wollte ich ihn vor dem Zwerg warnen, der ihm einen so haßerfüllten Blick zugewandt hatte, als er ihn in der Arena schlug.  
      „Hoheit, darf ich über den Zwerg Garha etwas bemerken," fing ich an, schwieg aber schnell, als Rolf mir einen kräftigen Stoß gegen den Fuß gab. Ehe ich ihn verwundert anblicken konnte, fiel er ein:  
      „Ja, Hoheit, mein Freund hat recht. Es ist unglaublich, daß Garhas Abschreckungsmittel auch gegen die Schlangen wirkt, die sich noch im Besitz ihrer Giftzähne befinden. Mir schienen die Kobras von Anfang an sehr erregt zu sein. Da kann das Gewitter sehr wohl schuld sein. Wir wissen von vielen Tieren, daß atmosphärische Zustände auf sie bestimmten Einfluß haben. Es wäre übrigens interessant, dem Leben des Zwerges einmal nachzuspüren."  
      „Das ist nicht möglich," erwiderte der Fürst. „Ich habe es selber schon versucht, habe überall umhergefragt, aber niemand kennt ihn oder hat ihn gesehen, bevor er bei mir auftauchte."  
      „Schade, ich hätte gern seine Lebensgeschichte gehört," sagte Rolf. „Vielleicht kann ich ihn einmal ausfragen. Er scheint gutmütig zu sein, wie ich in seinen Augen sah."  
      Hier lachte Kistna auf, der Erzieher des jungen Fürsten, der bisher schweigsam am Tische gesessen hatte. Als wir ihn verwundert anschauten, sagte er:  
      „So gutmütig ist der Zwerg nicht, meine Herren! Vor kurzer Zeit hat ein Diener des Fürsten ihn schwer gekränkt. Nach wenigen Tagen ist der Mann wahnsinnig geworden und bald darauf verstorben. Nur Garha kann die Ursache der plötzlichen Erkrankung gewesen sein, obwohl ihm natürlich nichts zu beweisen war. Aber bei allen Bewohnern des Schlosses steht fest, daß sich Garha für die Beleidigung furchtbar gerächt hat."  
      „Das wirft ein eigenartiges Licht auf ihn," meinte Rolf nachdenklich, „zeugt aber von Charakter. Er läßt sich nicht ungestraft beleidigen, wenn auch die Art seiner Rache zivilisierten Begriffen nicht entspricht."  
      „Dabei müssen Sie in Betracht ziehen, daß mein Diener den Zwerg wirklich tödlich beleidigt hat," wandte der Fürst ein. „Auch in dieser Beziehung haben wir andere Begriffe als die Europäer: deshalb fällt die Rache naturgemäß schrecklicher aus."  
      Ich überlegte noch, ob ich den Fürsten nicht doch warnen sollte, vor allem jetzt, da gerade von der Rache des Zwerges gesprochen worden war. Aber ohne Grund hatte Rolf mich nicht angestoßen und zum Schweigen gebracht. Schließlich mußte der Fürst selbst wissen, daß er die Rachsucht des Zwerges herausgefordert hatte.  
      Rolf spielte mit einem Male geschickt den Ermüdeten, der nach den aufregenden Ereignissen der Nacht unbedingt Ruhe nötig hätte. Als Fürst Ramga es bemerkte, hob er sofort die Tafel auf.  
      Nachdem er nochmals betont hatte, daß wir in aller Frühe das seltene Schauspiel des Kampfes zwischen Elefant und Tiger sehen sollten, wünschte er uns eine angenehme Ruhe und begleitete uns als vollendeter Gastgeber bis an unsere Zimmer.  
      Zu unserem Bedauern hatten die Zimmer keine festen Türen zum Flur hin, sondern nur schwere Vorhänge aus dicker Seide. Das war unangenehm. Jetzt durften wir auf keinen Fall unbesorgt schlafen, denn jeder Mensch hatte Zutritt zu uns.  
     
     
     
      3. Kapitel Singha, der Todbringer  
     
      Pongo war noch munter und sagte leise:  
      „Massers, nicht gut sein hier! Indischer Fürst böse blicken."
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