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Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Titel: Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer
Autoren: Hans Warren
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Eisenriegel, den ich ohne Mühe zurückschieben konnte.  
      „Rolf," rief ich laut, „ich habe die Riegel gefunden." Als ich nach dem unteren Riegel suchte, glaubte ich innerhalb des Palisadenzaunes ein eigenartiges Geräusch zu hören: es klang wie ein starkes, ärgerliches Schnauben. Doch ich achtete weiter nicht darauf; ich nahm an, daß das Geräusch durch einen Windstoß hervorgerufen worden sei.  
      Den unteren Riegel hatte ich rasch gefunden und zurückgeschoben. Jetzt drückte ich das breite, schwere Tor langsam auf. Wieder war dabei der Ton dicht vor mir, diesmal ganz deutlich, zu hören, da sekundenlang der Gewittersturm aussetzte.  
      Der Ton mahnte zur Vorsicht. Schnell wollte ich das schon etwa einen halben Meter geöffnete Tor wieder zuziehen, da riß mir eine rätselhafte Gewalt den Torflügel aus der Hand. Instinktiv sprang ich zur Seite, Rolf, der neben mir stand, mit mir reißend.  
      Wieder leuchtete der Himmel durch die fernen Flammengarben der Blitze in fahlem Lichte auf. Ich sah Pongo zur Seite springen, mit einem Satze, den nur er fertig bringen konnte. In der breiten Öffnung des Palisadenzaunes tauchte eine riesige graue Masse auf; lange, weiße Stoßzähne blitzten.  
      Das fahle Licht erlosch. Der gewaltige Elefantenbulle stieß einen dröhnenden Wutschrei aus. Ich fühlte, wie er dicht an uns vorbei stürmte, auf die armen Zugbüffel zu, die ihm ein geeignetes Objekt scheinen mochten, seinen Zorn auszutoben.  
      Die Büffel hatten die Gefahr wohl schon vorher gewittert. Mit ängstlichem Schnauben versuchten sie fortzuspringen, aber der wütende Koloß hatte sie schon erreicht Es krachte, brach und splitterte, Lederriemen rissen, einer der Büffel stieß ein schweres, röchelndes Stöhnen aus.  
      Wieder erleuchtete das ferne Wetter die Landschaft mit geisterhaftem Licht. Durch den Regen, dessen Wasserbänder gleißten und funkelten, sahen wir einen großen, schweren Körper auf uns zufliegen. Es war einer der Büffel, den der tobende Elefantenbulle hochgeworfen hatte. Dicht vor uns stürzte der Stier dröhnend zur Erde.  
      Der andere Büffel raste in verzweifelter Todesangst davon. Hinter sich zerrte er den hüpfenden, springenden Karren her. Schon war der Elefant fast neben ihm. In der nächsten Sekunde mußte er ihn erreicht haben und würde ihn ebenso hochschleudern wie den ersten Büffel.  
      „Schnell hinein!" rief Rolf scharf, „wenn er zurückkommt, sind wir verloren."  
      Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, so überrascht war ich durch das plötzliche Auftauchen des Elefanten und seinen Angriff auf die Büffel gewesen.  
      Wir schwebten in großer Gefahr. Der wütende Elefantenbulle hatte die Büffel zuerst angenommen, weil er sie als erste erblickt hatte. Wenn er jetzt zurückkam, konnte uns nichts vor seiner Wut schützen.  
      Rolf hatte mich am Ärmel meines durchnäßten Hemdes gepackt und riß mich mit, dem Eingang des Palisadenzaunes zu. Hier trafen wir mit Pongo zusammen, der denselben Gedanken gehabt haben mußte wie wir. Schnell sprangen wir in den durch die Palisaden geschützten Innenraum. Dann schlug Pongo das schwere Tor zu und stieß die beiden Riegel vor.  
      Die Situation war ungemütlich, ja unheimlich. Auf der regenüberfluteten Straße draußen tobte ein wütender Elefantenbulle, der eigentlich in die Palisaden gehörte, in denen wir uns befanden. Wenn wir wenigstens unsere Umgebung deutlich hätten erkennen können, wäre es schon leichter gewesen, aber das Gewitter hatte sich inzwischen so weit entfernt, daß der Schein der Blitze das Dunkel hinter den Palisaden nicht mehr erhellte.  
      Wo mochten wir uns befinden? Das Entsetzen des Wagenlenkers, der alles im Stich gelassen hatte, war Beweis genug, daß der Ort bekannt und gefürchtet sein mußte. Wir konnten nicht mehr weit von Haiderabad entfernt sein.  
      Ob hier Menschen wohnten? Vielleicht ein reicher Inder, der sich Elefanten als Wächter seines Eigentums hielt? Dann konnten wir unter Umständen mit einem sehr unfreundlichen Empfang rechnen.  
      „Komm doch!" rief Rolf fast etwas ärgerlich. „Willst du warten, bis der Elefant zurückkommt und vielleicht das Tor eindrückt?"  
      Schnell sprang ich zu Rolf. An eine solche Möglichkeit hatte ich nicht gedacht, als mir unsere Lage durch den Kopf ging. Was bedeuteten die Riegel gegen die Kraft des wütenden Bullen, der sicher seinen Stall wieder aufsuchen und dabei jedes Hindernis über den Haufen
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