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Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Titel: Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer
Autoren: Hans Warren
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rennen würde?!  
      Der Regen ließ nach, auch der Sturm beruhigte sich etwas. Wir konnten uns jetzt besser verständigen. Als wir langsam und vorsichtig vorwärtsgingen, merkte ich, daß der Boden eben und anscheinend mit kiesartigem Sand bestreut war.  
      Rechts von uns sahen wir einen matten Schimmer am Himmel, und Rolf sagte sofort:  
      „Das müssen die Lichter von Haiderabad sein. Während des Gewitters war der Strom wohl unterbrochen, sonst hätte uns der Schein schon vorher auffallen müssen. Hier ist bestimmt ein altes Schloß! Ich glaube, wir sind geborgen."  
      Vielleicht hundert Meter entfernt waren Lichter aufgeflammt, Fenster in einem großen Gebäude, die jetzt erleuchtet waren. Wir beschleunigten unsere Schritte, um das nahe Gebäude möglichst rasch zu erreichen. Der kräftige Wind, der den tobenden Sturm abgelöst hatte, trieb die schweren Regenwolken in rasender Eile nach Süden. Bald lugte wieder der Mond durch die Wolken und warf sein bleiches Licht herab. Da erkannten wir uns in einer weiten Arena, wie sie die einheimischen Fürsten für Tierkämpfe anzulegen pflegten.  
      Rechts von uns lag die hohe Tribüne, von der die Fürsten und Gäste den wilden Kämpfen zuschauten, links waren, lange, niedrige Bauten, sicher Ställe, in denen die Kampftiere gehalten wurden. Aus einem der Ställe mußte auch der Elefant gekommen sein.  
      Die halbe Arena hatten wir durchschritten, da blieben wir erschrocken stehen. Das schwere Tor hinter uns dröhnte von einem gewaltigen Schlag. Eine Sekunde später erklang das wütende Trompeten des Elefantenbullen. Er mußte wohl inzwischen den zweiten Büffel getötet haben und wollte nun zurück in seinen Stall.  
      „Schnell zu den Ställen hinüber!" rief Rolf sofort. „Hier an den Tribünen können wir nicht hinauf. Aber schnell! Der Bulle darf uns nicht sehen!"  
      In langen Sätzen sprangen wir quer durch die Arena. Aber wir hatten noch nicht die Hälfte der Strecke zurückgelegt, da dröhnte das schwere Tor unter einem neuen gewaltigen Stoß des wütenden Riesen. Gleich darauf hörten wir zwischen dem Dröhnen der Stämme das Splittern und Brechen der Riegel.  
      In wahren Känguruh-Sätzen sprangen wir weiter. Immer noch etwa zehn Meter waren wir von den Stallgebäuden entfernt, da flog das Eingangstor unter dem dritten Anprall des Elefanten krachend auf.  
      Kaum war das schwere Tor mit schmetterndem Krach an die Palisadenwand geflogen, erklang ein neuer Wutschrei des Elefanten. Er mußte unsere weißen Gestalten gesehen haben, da inzwischen die dunklen Regenwolken nach Süden getrieben worden waren und der Mond sein Licht voll auf die Erde ergoß.  
      Wir erschraken, als wir im gleichen Augenblick erkannten, daß auch die Ställe zu hoch waren, um uns schnell hinauf schwingen zu können. Unser Leben hing von jeder Sekunde ab.  
      Es war unmöglich, an den glatten Steinwänden emporzuklimmen, eben sowenig konnten wir hochspringen, um den Rand des flachen Daches zu erreichen. Um uns gegenseitig emporzuhelfen, dazu war die Zeit zu knapp.  
      Der Tod stürmte schon auf uns zu. „Dort hinein!" rief Rolf und deutete auf eine breite, offene Stalltür. „Dort werden wir eher Gelegenheit haben emporzuklettern."  
      Langes Besinnen gab es nicht. Schnell verschwanden wir in der offenen Tür, hatten aber keine Zeit mehr, den Torflügel hinter uns zu schließen.  
      Wieder erklang ein wütender Trompetenstoß des Elefanten. Rolf hatte jetzt die Möglichkeit, seine Taschenlampe aufflammen zu lassen. Als er es tat, sahen wir in ihrem Schein, daß wir uns offenbar — im Stall des Elefantenbullen befanden. Die dicken Eichenbalken, die die Box abgeschlossen hatten, waren zur Seite geworfen und teilweise zersplittert. Der gefährliche Bulle mußte also einen plötzlichen Wutanfall bekommen haben. In seinem jetzigen Zustand war er ohne Einschränkung als das gefährlichste Tier anzusprechen, da er mit seiner durch die Wut noch gesteigerten Kraft die ungewöhnliche Intelligenz des gezähmten Elefanten verband.  
      Die Gedanken schossen mir blitzschnell durch den Kopf, während ich Rolf und Pongo folgte, die an einem Balken, der die einfache Dachkonstruktion trug, emporkletterten.  
      In einer Höhe von fünf Metern verzweigten sich von dem Tragpfosten aus die starken Balken, auf denen die Latten lagen, die die Steinplatten des Daches trugen.  
      Zum Glück verliefen die Balken zum vorderen Ende des Stalles schräg empor,
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