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Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Titel: Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer
Autoren: Hans Warren
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dort betrug der Abstand vom Erdboden etwa sieben Meter. Das war unsere Rettung, denn als jetzt — wir waren noch dabei, möglichst schnell an den langen Balken dem erhöhten Vorderteil des Stalles zuzustreben — der Riese wutschnaubend in den Stall stürzte, erschrak ich doch über seine Größe.  
      Er hatte eine Schulterhöhe von wohl drei Metern, und wenn er den langen Rüssel hochreckte, konnte er leicht eine Höhe von mehr als fünf Metern erreichen.  
      Unser Glück war es, daß er uns nicht sofort bemerkte. Er stürmte erst in seine Box und durchwühlte das dort reichlich aufgeschüttete Stroh. Inzwischen krochen wir wie drei Riesenspinnen an den Balken weiter und erreichten den höchsten Punkt. Wir krochen auf die Balken hinauf. Die Latten, die die Steinplatten trugen, waren so hoch, daß wir gerade noch Platz hatten.  
      Ein wenig mußten wir die Steinplatten allerdings anheben, aber das ging leicht. Die Gefahr, die der unheimliche Riese da unten bedeutete, ließ unsere Kräfte wachsen.  
      Die langen Balken lagen ungefähr einen Meter auseinander. Dadurch konnten wir Hände und Füße gegen die Nachbarbalken stemmen, so daß wir ganz flach und gerade unter den Steinplatten lagen.  
      Durch unsere letzten Bewegungen war der Bulle auf uns aufmerksam geworden. Mit ärgerlichem Schnauben stürzte er aus seiner Box hervor. Ich erschrak über den boshaften Ausdruck seiner kleinen Augen. Dabei lag soviel Klugheit in dem Blick, daß ich sofort wußte, der Riese würde alles versuchen, um uns in seine Gewalt zu bekommen.  
      Er warf seinen Rüssel hoch und kam uns mit der Spitze unangenehm nahe, aber es fehlte noch ein so großes Stück, daß wir unbesorgt sein konnten.  
      Offensichtlich störte den Bullen der Schein unserer Taschenlampen, die wir eingeschaltet hatten. Zwar war es im Stall selbst ziemlich hell, da das Mondlicht durch sehr breite, vergitterte Öffnungen fiel, aber wir mußen jede Bewegung des Tieres beobachten und es ständig in den grellen Lichtkegeln der Lampen halten.  
      Mehrmals warf er den Rüssel hoch. Wenn er sich auf den Hinterbeinen aufrichten würde, könnte er uns natürlich erreichen. Bei seiner Klugheit würde der Versuch nicht lange auf sich warten lassen.  
      Ich überlegte, ob wir es wagen könnten, mit unseren Pistolen das Feuer auf den wütenden Bullen zu eröffnen. Wenn wir ihn auch nicht töten konnten, obwohl die Geschosse unserer Waffen eine starke Durchschlagskraft hatten, so konnten wir ihn vielleicht abschrecken und vor allem durch die Schüsse die Bewohner des Palastes herbeilocken.  
      Da machte der Riese einen neuen Versuch. Diesmal hatte er sich Pongo ausgesucht. Er maß förmlich die Entfernung und hob sich mit einem Schwung hoch. Ich erschrak, denn es schien ihm zu gelingen, Pongo herabzuschleudern.  
      Doch der schwarze Riese war auf der Hut. Er hatte die Gefahr sofort erkannt. Wie der Blitz zuckte sein Haimesser hinab, und mit brüllendem Wut- und Schmerzensschrei sank der Elefant zurück.  
      Das scharfe Messer hatte dem Tier eine tiefe Wunde über den Rüssel geschlagen. Einige Sekunden stand der Bulle wie erstarrt. Er schien zu überlegen, ob er sein empfindlichstes Glied erneut einer solchen Gefahr aussetzen sollte.  
      Plötzlich machte er kehrt und raste auf den Stützpfeiler zu, der das Dach trug. In furchtbarer Wut suchte er den Pfeiler zu zertrümmern. Mir war unklar, ob er nur seine Wut und seinen Schmerz austoben wollte, oder ob er so intelligent war, daß er wußte, er könnte mit dem stürzenden Pfeiler unsere Zufluchtsstätte zusammensinken lassen. Mit all seinen Kräften konnte er jedoch den mächtigen Eichenpfeiler wohl nie zerbrechen. Da machte ich eine Beobachtung, die mir sofort den Ernst unserer Lage zum Bewußtsein brachte.  
      Ein feiner Staub, der plötzlich aufgewirbelt war, reizte mich zum Niesen, auch meinen Gefährten ging es so. Sofort richtete ich meine Lampe auf den Balken vor mir. Da sah ich, daß er von Tausenden winziger Löcher durchsetzt war, aus denen feiner Holzstaub rieselte.  
      Die Holzkonstruktion des Stalles mußte also von Bohrkäfern unterminiert sein. Unter diesen Umständen war es möglich, daß der Bulle mit seinen Riesenkräften den Pfeiler zum Einstürzen bringen konnte.  
      Auch Rolf hatte das Gefährliche, das sich aus der entdeckten Tatsache ergab, sofort erkannt.  
      »Wir müssen aufs Dach!" rief er. „Schnell die Steinplatten hochheben! Nur auf dem Rand der
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