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Rolf Torring 067 - Der Fakir

Rolf Torring 067 - Der Fakir

Titel: Rolf Torring 067 - Der Fakir
Autoren: Hans Warren
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bewachsen war. Deutlich waren Spuren zu sehen, die den logischen Schluß zuließen, daß Menschen hier hinabgeklettert waren.  
      „Unser Feind hat den Wächter hypnotisiert," sagte Rolf, „und dann seinen vier Opfern, die bestimmt auch unter seinem hypnotischen Einfluß stehen, befohlen, ihm durchs Fenster zu folgen. Nun heißt es für uns, das Versteck zu suchen, in das er sie gebracht hat. Wie ich sehe, steht das Stationsgebäude dicht an der Außenmauer. Es war nicht schwer für ihn, mit seinen Opfern ungesehen zu verschwinden. Liegt hinter der Mauer eine größere Verkehrsstraße?"  
      „Nein," sagte Horsing, „hinter der Mauer liegt eine schmale Straße, die selten begangen wird. Sie ist gut und führt nach ungefähr dreihundert Metern schon aus der Stadt hinaus in einen dichten Wald. Sie schneidet später zwei andere Straßen. Mitten im Wald, vielleicht drei Kilometer entfernt, liegt ein großes, tiefes Tal, das mit riesigen Felstrümmern übersät ist."  
      „Das würde ein gutes Versteck abgeben," rief Rolf sofort. „Wir müßten das Tal genau untersuchen. Vorher habe ich noch eine Frage. Kennen Sie einen großen, grauen, sehr schnellen Wagen in der Stadt?"  
      „Das ist ein Wagen," stieß der Oberst grimmig hervor, „der schon wiederholt hier aufgetaucht ist. Stets war das Erkennungszeichen durch Staub unleserlich. In die Stadt selbst gehört der Wagen nicht, er muß aus der Nachbarschaft kommen."  
      „Vielleicht finden wir ihn auch in dem abgelegenen Tal," meinte Rolf. „Kommen Sie, wir wollen in den Garten gehen und die Stelle suchen, an der unser Feind mit seinen Opfern über die Mauer geklettert ist. Vielleicht können wir Maha auf seine Spur setzen."  
      Wir eilten ins Erdgeschoß des kleinen Stationsgebäudes hinunter. Als sich Rolf, der uns vorauslief, schon nahe an der Ausgangstür befand, wurde sie aufgerissen. Eine große, schlanke Dame stürzte herein.  
      Sie war ausgesprochen hübsch und gepflegt. Aber ihr Gesicht war wie in einer großen Angst verzerrt.  
      Ohne uns zu beachten, stürzte sie auf den Oberst zu und rief laut:  
      „Lionel, ist es wahr? Wo ist Freddy? Ist er wirklich wahnsinnig?"  
      Horsing warf Rolf einen flehenden Blick zu. Sofort trat mein Freund an die Aufgeregte heran.  
      „Nein, gnädige Frau," sagte er ernst und fest, „Ihr Sohn ist nicht wahnsinnig. Man hat Sie belogen. Wer hat es Ihnen mitgeteilt?"  
      „Ich wurde angerufen," sagte die schöne Frau verwirrt. „Aber wo ist Freddy? Lionel, er wollte zu dir ins Büro."  
      „Dort war er auch, gnädige Frau," sagte Rolf, „er ist jetzt mit Leutnant Town unterwegs."  
      „Aber Town ist doch auch wahnsinnig," schrie Frau Horsing, „der Vorfall am Bahnhof ist Stadtgespräch. Herr, treiben Sie keinen Spott mit mir! Wer sind Sie überhaupt?"  
      „Rolf Torring," stellte sich mein Freund mit kurzer Verbeugung vor. „Bitte, beruhigen Sie sich, gnädige Frau! Es ist alles nicht so schlimm, wie es jetzt scheint. Sie werden Freddy bald gesund wiedersehen."  
      Frau Horsing blickte Rolf einige Sekunden zweifelnd an. Dann wandte sie sich an ihren Mann. Und nun geschah etwas, das wir nicht erwartet hatten.  
      Sie griff plötzlich in ihre Handtasche, riß eine kleine Pistole heraus und schlug auf den Oberst an. Dabei stieß sie einen tierischen Wutschrei aus.  
      Wir taumelten zur Seite. Der Schuß krachte. Aber die Kugel traf in die Decke. Pongo hatte mit gewohnter Schnelligkeit eingegriffen und im letzten Augenblick die Arme der Unglücklichen in die Höhe gerissen. Auch sie sträubte sich kreischend, aber sie war wie ein Kind in den gewaltigen Fäusten des schwarzen Riesen.  
      Endlich legte sich ihr hysterischer Wutanfall. Pongo trug die Reglose in ein Zimmer, das Doktor Thomson, den der Vorgang so überrascht hatte, daß er ganz verstört aussah, schnell aufriß.  
      Oberst Horsing stierte vor sich hin und flüsterte immerzu:  
      »Was habe ich nur getan? Was habe ich nur getan?"  
      „Gar nichts haben Sie getan," rief Rolf ihn energisch an. „Aber jetzt müssen Sie etwas tun! Und zwar: den heimtückischen Feind suchen! Pongo," wandte er sich an den Riesen, der gerade das Zimmer verließ: „Du mußt schnell den Heiltrank herstellen. Wir werden inzwischen die Stelle suchen, an der die Entführer über die Mauer gestiegen sind. Herr Doktor, führen Sie Pongo bitte ins Laboratorium!"  
      Während der Arzt, der immerfort den Kopf schüttelte,
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