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Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Titel: Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras
Autoren: Hans Warren
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einmal, da ist es gleich, ob früher oder später," sagte Rolf gleichmütig. „Doch ein nationales Werk sollte man nicht mit einem Meuchelmord an Unbeteiligten beginnen, dann wird es nie gelingen. Na, das soll mir aber auch gleich sein! Geben Sie Ihren Tigern schon den Befehl, uns zu zerreißen, damit es schnell vorbei ist. Unsere Unterhaltung hat ja wenig Wert."  
      Es war ein gewagtes Spiel, das Rolf unternahm. Wie leicht konnte der Unsichtbare diese Aufforderung wahrmachen und seinen Bestien den Befehl zurufen, dann waren wir in wenigen Augenblicken zerfetzt  
      Andererseits war es ein großartiger Schachzug, auf den Aberglauben des Inders zu spekulieren. Gerade solche Naturen, die sich ein gewaltiges Werk vorgenommen und es auch schon begonnen haben, neigen leicht dazu,- wir hatten also die allerdings sehr schwache Aussicht, durch Rolfs Hinweis gerettet zu werden.  
      Der Inder schwieg längere Zeit, dann meinte er zögernd:  
      „Sie haben recht, es wäre ein Meuchelmord. Männer, die sich auf den Hilfeschrei einer Frau hin ohne Besinnen in die schwerste Gefahr stürzen, darf man nicht töten. Es könnte meiner Sache schaden, da haben Sie recht! Doch was mache ich nun? Freilassen darf ich Sie nicht, dann wäre ich verraten. Sie haben meinen Namen gehört, und wie ich die Deutschen kenne, werden Sie nicht verschweigen, daß ich der gesuchte „Mörder von Madras" bin. Aber ich kann Sie auch nicht solange gefangen halten, bis mein Werk gelungen ist. Sie sind zu gefährlich, Sie würden Mittel und Wege finden, doch zu entweichen. Bleiben Sie sitzen, meine Herren, ich werde mir die Sache genau überlegen. Die Tiger bewachen Sie, denken Sie daran."  
      Wieder erlosch der größte Teil der Lampen, und nur unsere beiden Sessel blieben erleuchtet. Wir und die vier Tiger, deren leuchtende Augen unverwandt auf uns ruhten.  
      Vergeblich grübelte ich darüber nach, welchen Vorschlag wir wohl dem Inder machen konnten, daß er uns freiließe. Von seinem Standpunkt aus hatte er recht, wir hatten bewiesen, daß wir keine Gefahr scheuten, waren unbedenklich in den alten Palast eingedrungen, weil eine Frau um Hilfe rief. Und wir hatten uns auch angesichts der Tiger und Schlangen wohl so benommen, daß er sich von unserer Kaltblütigkeit genügend überzeugt hatte.  
      Es mochten fünf Minuten verstrichen sein, da ließ sich die Stimme des Verborgenen wieder hören.  
      „Ich kann zu keinem endgültigen Entschluß kommen, meine Herren. Die Vernunft gebietet mir, Sie zu töten, doch mein Gefühl ist entschieden dagegen. Ich würde Sie freilassen, wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, Madras sofort zu verlassen, ohne einem Menschen von Ihrem Erlebnis zu erzählen. Doch ich weiß schon, daß Sie mir dieses Wort nicht geben werden. Sie würden auf jeden Fall versuchen, die bisher geraubten Engländerinnen zu befreien. Stimmt es?"  
      „Das ist allerdings richtig," gab Rolf zu. „Ich könnte es nicht fertigbekommen, unschuldige Frauen und Mädchen in Ihrer Gewalt zu lassen, ohne nicht alles versucht zu haben, um sie zu befreien. Es mag unklug von mir sein, das zuzugeben, aber gegen seine Natur kann kein Mensch."  
      „Schade," sagte der Inder nach kurzer Pause, „solche Männer wie Sie hätte ich gern bei meinem Werk. Doch ich weiß, daß Sie verschiedene Maßnahmen, die ich ergreifen muß, niemals zugeben würden. Das ist sehr schade! Doch töten will ich Sie auch nicht, ich muß Sie also an einen Ort bringen, von dem Sie nicht entweichen können. Ich werde dafür sorgen, daß es Ihnen an nichts fehlt, doch müssen Sie vielleicht sehr lange an diesem Ort bleiben."  
      „Wir sind in Ihrer Gewalt und müssen uns fügen," sagte Rolf ruhig. „Doch ich möchte gleich, um jeden späteren Irrtum zu vermeiden, jetzt schon betonen, daß wir natürlich mit allen Kräften bestrebt sein werden, zu fliehen."  
      „Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit", rief der Inder, »damit habe ich schon gerechnet. Und wenn Sie morgen den Ort, an den ich Sie jetzt bringen werde, näher betrachten, werden Sie selbst die Unmöglichkeit zu entkommen einsehen. Bleiben Sie ruhig sitzen, Sie werden dann Ihren Weg schon sehen."  
     
     
     
      3. Kapitel.  
      In sicherem Gewahrsam.  
     
      Der Inder schwieg, und verwundert blickte ich Rolf an. Mein Freund zuckte nur die Achseln und sagte leise:  
      „Jetzt bin ich wirklich neugierig. Wir werden wohl seltsame Geheimnisse kennenlernen, aber wir dürfen uns durch
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