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Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Titel: Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras
Autoren: Hans Warren
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konnte nicht zur Seite weichen, denn die Bestien streiften meine Beine, so eng hielten sie sich neben mir.  
      Wohl blickte ich scharf zu Rolf hin, aber ich konnte nicht entdecken, welche furchtbare Gewalt ihn so festgebannt auf seinem Platz hielt und ihm sogar das Sprechen verbot.  
      Zögernd stieg ich die drei Stufen, die auf die Plattform führten, empor. Was mich sonst mit Freude erfüllt hätte, bedeutete jetzt eine Erhöhung meiner heimlichen Befürchtungen, — die Tiger blieben am Fuß der ersten Stufe zurück. Also auch sie mußten die „Wächter," von denen der Verborgene gesprochen hatte, so fürchten, daß sie sich nicht weiterwagten.  
      Ich überlegte, ob ich nicht jetzt einen Fluchtversuch wagen sollte, da ertönte aber schon wieder die Stimme des Unsichtbaren:  
      „Setzen Sie sich schnell, machen Sie keinen Fluchtversuch. Sie und Ihr Freund wären sofort des Todes. Jetzt sind Sie in der Gewalt meiner Wächter."  
      Er hatte so ernst gesprochen, daß ich fühlte, er sprach die Wahrheit. Und wie unter einem Zwang ging ich schnell, aber mit ruhigen Bewegungen auf den Sessel zu und nahm Platz.  
      „So," rief die höhnische Stimme, „jetzt haben Sie Ihr Leben für kurze Zeit länger erhalten. Bewegen Sie sich nicht und sprechen Sie nicht, meine Wächter sind sehr argwöhnisch. Sie sind einem entsetzlichen Tod verfallen, wenn Sie auch nur flüstern. Ich habe noch eine wichtige Angelegenheit zu erledigen, sie dauert nicht lange. Dann komme ich zurück, um über Ihr Schicksal zu bestimmen."  
      Die strahlenden Lichter im Saal erloschen plötzlich. Nur direkt neben dem Podium, auf dem wir saßen, brannten noch einige Flammen in der Hand von steinernen, häßlichen Zwergen.  
      Ich drehte langsam den Kopf zu Rolf hin, aber auf halbem Wege hielt ich inne, während mich ein eisiges Gefühl vom Kopf bis zu den Fußspitzen durchrieselte.  
      Ein Ton war dicht neben meinem Kopf aufgeklungen, den ich nur zu gut kannte, von dem ich nur zu gut wußte, daß hinter ihm ein gräßlicher Tod lauerte. Es war das drohende Zischen einer Schlange.  
      Jetzt fiel etwas auf meinen Schoß, glitt über meine Hände und ringelte sich zusammen. Auf meine Schulter streifte es von oben herab, blieb ruhig liegen, während der kalte, eklige Leib meinen Hals berührte. Und auch an den Füßen fühlte ich das schreckliche Gleiten und Winden.  
      Die Wächter des Geheimnisvollen waren — riesige Kobras, die jede meiner Bewegungen, jedes Sprechen mit einem tödlichen Biß bedrohten. Unwillkürlich stöhnte ich, von Schauder und Ekel gepackt, laut auf. Da antwortete mir ein leises, unterdrücktes Lachen von Rolf. Aber sofort klang auch das gereizte Zischen des gefährlichen Reptils, das sich meinen Hals als Ruhepunkt erwählt hatte, dicht neben meinem Ohr.  
      Ich saß völlig reglos und überdachte meine Lage und überlegte, wie wir uns wohl befreien könnten.  
      Aber bald sah ich das Aussichtslose eines solchen Versuches ein. Drei Kobras waren auf meiner Schulter, auf meinem Schoß und an meinen Füßen. Bei Rolf konnte ich dieselbe Anzahl annehmen. Diese furchtbaren Wächter würden die geringste Bewegung mit einem tödlichen Biß bestrafen.  
      Selbst wenn es uns gelang, mit schnellen Bewegungen die gefährlichen Reptile fortzuschleudern, ehe sie zum Biß kamen, — unten vor dem Podium standen ja die vier Tiger, deren Augen grünlich zu uns hinaufblitzten. Diesen Bestien konnten wir — völlig unbewaffnet — auf keinen Fall entgehen.  
      Etwas zuckte ich doch zusammen, als plötzlich auf meine andere Schulter ebenfalls ein schwerer, kalter Körper herabfiel und sich dann — langsam um meinen bloßen Hals schlängelte. Da hatte ich wirklich das Gefühl, als höben sich vor Ekel und Grauen meine Haare in die Höhe. Ich war allerdings nun dazu verurteilt, völlig reglos sitzen zu bleiben.  
      Dabei jagten mir kalte Schauer über den Körper, dann flog wieder eine Hitzewelle über meine Haut, es war eine Situation, wie ich sie so schrecklich und gefährlich bisher kaum durchgemacht hatte. Allerdings vergißt man ja leicht überstandene Fährlichkeiten und glaubt jedesmal, wenn man in einer neuen Klemme steckt, daß sie die furchtbarste sei.  
      Aber es wäre mir schon lieber gewesen, wenn ich gefesselt und von menschlichen Feinden bewacht worden wäre. Das war uns schon oft passiert, und trotzdem hatten wir immer wieder einen Ausweg gefunden. Aber jetzt konnte uns selbst Pongo
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