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Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Titel: Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras
Autoren: Hans Warren
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nicht helfen. Wie sollte er den Kampf mit vier Tigern und einer Anzahl Giftschlangen aufnehmen, ohne daß wir dabei gebissen oder zerrissen wurden?  
      Es verstrich wenigstens eine halbe Stunde, die mir aber wie viele Stunden vorkam. Plötzlich flammten die elektrischen Lampen im Saal wieder auf, und nachdem sich meine Augen an die blendende Helligkeit gewöhnt hatten, sah ich schaudernd von der mächtigen Kobra fort, die sich gerade auf meinem Schoße hochrichtete und nach meinem Gesicht züngelte.  
      Ich schielte zu Rolf hinüber, und auch bei ihm hatte sich eine mächtige Kobra aufgerichtet und wiegte den scheußlichen Kopf mit dem aufgeblähten Nackenschild dicht vor seinem Gesicht hin und her.  
      „So, meine Herren", rief die Stimme des Unsichtbaren, „jetzt kommen Sie an die Reihe! Ich mußte nur erst die Dame in Sicherheit bringen, deren Schreie Sie in diesen Palast des großen Haider Nega lockten. Nun kann ich mich mit Ihnen beschäftigen. Ihr Tod ist gewiß, ich überlege mir nur, ob ich Sie schnell töte oder ob ich Ihr Eindringen noch besonders bestrafe. Doch warten Sie, Sie sollen wenigstens antworten können, ich werde die Kobras zurückrufen. Aber deshalb können Sie doch nicht entfliehen, meine Tiger passen weiter auf."  
      Einige Minuten verstrichen, dann hörte ich über mir erst ein leises Geräusch, dann ertönte eine schrille Musik, wie sie die Schlangenbändiger mit ihren eigenartigen Blasinstrumenten hervorbringen.  
      Die Kobras wurden sofort unruhig. Sie wiegten sich hin und her, und ich konnte beobachten, daß der stechende Glanz ihrer kalten Augen verschwand. Dann kam plötzlich ein Bambusstock mit einem Haken von der Decke herunter und faßte das Reptil auf meinem Schoß.  
      Mir brach wirklich der Angstschweiß in diesem Augenblick aus. Würde sich die gefährliche Kobra auch wirklich emporheben lassen? Würde sie mir zum Abschied nicht schnell noch einen Biß versetzen?  
      Doch der Geheimnisvolle schien seine Tiere genau zu kennen. Ohne jede Spur von Reizbarkeit ließ sich die Schlange hochziehen. Ich wagte es, zu Rolf hinzublicken, auch dort wurde gerade eine Kobra mit ebensolchem Bambusstock emporgehoben. Wir hatten also mehrere unsichtbare Gegner.  
      Ich bekam wieder Hoffnung. Wenn die letzte Schlange fortgenommen wurde, dann konnten wir vielleicht schnell von der Plattform durch irgendein Fenster entweichen. Die Tiger wagten sich ja offenbar die Stufen nicht empor, weil sie wohl wußten, daß hier oben das Reich der Giftschlangen war!  
      Doch ich hatte vergeblich gehofft, denn als die letzte Schlange gerade an meinem Kopf vorbeischwebte, erscholl oben ein Pfiff, und sofort kamen die vier Tiger die Stufen herauf, teilten sich, und je zwei stellten sich neben meinem und Rolfs Sessel auf.  
      Oben ertönte ein Kommando im Hindudialekt. "Legt euch!". Und gehorsam streckten sich die gewaltigen Bestien dicht neben den Sesseln aus. Einige Minuten verstrichen wieder, dann ertönte die Stimme des Rätselhaften wieder, anscheinend von allen Seiten.  
      „So, meine Herren Engländer, jetzt können Sie reden. Sie sind natürlich nur eingedrungen, weil Sie die Hilferufe hörten? Oder haben Sie etwa schon auf Haider Nega Verdacht gehabt, daß er der gefürchtete „Mörder von Madras" sei? Sprechen Sie ruhig, meine Tiger tun Ihnen jetzt nichts, sie warten erst auf ein Kommando."  
      „Wir sind in den Palast gedrungen, weil wir die Hilferufe einer Frau hörten", sagte Rolf ruhig, „doch wir sind keine Engländer, wir sind Deutsche! Haider Nega ist uns unbekannt, wir sind erst gestern in Madras angekommen."  
      Eine geraume Zeit blieb alles still, dann sagte der Versteckte nachdenklich:  
      „Meine Herren, Sie sind Deutsche?"  
      „Ja", rief Rolf in unserer Muttersprache, „wir sind Deutsche."  
      „Oh, ich schon verstehen", kam es zu unserer Überraschung in gebrochenem Deutsch zurück, doch dann sprach der rätselhafte Mann wieder in englischer Sprache:  
      „Meine Herren, es tut mir leid, daß ich Sie so empfangen mußte. Ich konnte ja nicht wissen, daß Sie nicht der englischen Nation angehören, — die Engländer hasse ich. Ich hasse sie, weil ich sie als Unterdrücker meines Landes ansehe. Mein Ziel ist es, ihnen die Herrschaft über Indien zu verleiden. Ich würde Sie gern schonen, meine Herren, aber mein Geheimnis darf nicht verraten werden, so muß ich Sie doch töten lassen."  
      „Nun, sterben müssen wir ja doch
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