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Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Titel: Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras
Autoren: Hans Warren
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ich aber nachher, wenn ich meine Lampe ausgeschaltet hatte, meine andere Pistole ziehen. Wenn ich den Geheimnisvollen erst sah und vor der Mündung meiner Waffe hatte, dann sollten ihm auch seine Tiger nichts nützen.  
      Er sollte mir vorausgehen. Rolf wollte ich rächen, und sollte ich auch selbst dabei den Tod unter den Pranken der vier Bestien finden.  
      „Vorwärts!" ertönte nochmals das Kommando des Unsichtbaren, und gleichzeitig stießen die Tiger ein drohendes Fauchen aus. Sie schienen ganz vorzüglich dressiert zu sein und hatten sicher schon oft einen Menschen überwältigen geholfen.  
      Zögernd schritt ich auf den bezeichneten Vorhang zu. Würden die lauernden Bestien mich auch wirklich vorbeilassen oder sich blitzschnell auf mich werfen? Dann fände ich auch keine Zeit mehr, einen Schrei auszustoßen, denn ein Schlag dieser gewaltigen Pranken, ein Biß der furchtbaren Rachen würde mein Leben sofort beenden.  
      Nur einen Schritt vor den beiden Tigern am rechten Vorhang war ich noch, da sah ich, daß die beiden Bestien, die bisher still auf der linken Seite des Zimmers gestanden hatten, neben mir auftauchten. Lautlos waren sie herangekommen und hefteten ihre grausamen Augen fest auf mich.  
      Da wandte ich mich aufatmend und schob den Vorhang zur Seite.  
      „Lampe aus!" ertönte im gleichen Augenblick das Kommando des Unsichtbaren. Ich mußte gehorchen, und mit sehr gemischten Gefühlen schritt ich in die Türöffnung.  
      Die Mauer, die ich durchschreiten mußte, war wohl meterdick. Als der Vorhang hinter mir zusammenfiel, befand ich mich in völliger Finsternis. Da glaubte ich, eine schwache Berührung meines Körpers auf der linken Seite zu spüren, schnell griff ich zum Gürtel, um meine Pistole zu ziehen, — aber die Waffe war verschwunden, ebenso mein Messer.  
      Gleichzeitig klang dicht neben mir ein warnendes Knurren eines Tigers auf, und der strenge Dunst des Raubtieres stieg empor. Dann spürte ich auch an beiden Seiten die geschmeidigen Körper der Raubtiere. Sie waren also neben mir in die Türöffnung geschlüpft.  
      Ich beeilte mich, aus dieser unheimlichen Enge zu kommen. Die Bestien konnten ja jede, noch so harmlose Bewegung von mir falsch auffassen und über mich herfallen. Ich streckte die Arme vor und stieß in den weichen Stoff eines zweiten Vorhanges, der den Mauerdurchgang zur anderen Seite hin abschloss.  
      Schnell riß ich ihn zur Seite und schloß die Augen. So blendend war der Raum, der vor mir lag, erleuchtet.  
      „Gehen Sie ruhig weiter," sagte die spöttische Stimme des Unsichtbaren, „setzen Sie sich in den zweiten Thronsessel neben Ihren Freund."  
      Freund? Schnell riß ich die Augen auf, blinzelte kurze Zeit und sah — Rolf, der mir gegenüber in einem prunkvollen Sessel auf einer Erhöhung saß. Es war ein riesiger Raum, der vor mir lag, von zahlreichen altertümlichen Beleuchtungskörpern, die geschickt für elektrisches Licht umgearbeitet waren, strahlend erhellt.  
      Die prunkvolle Einrichtung ließ mich vermuten, daß in diesem Saal einst ein Fürst regiert hatte, das bezeugten auch die beiden erhöhten Thronsessel.  
      Eilig lief ich über den riesigen kostbaren Teppich, der an Wert ein Vermögen darstellte. Rolf saß völlig reglos, sagte keinen Ton. Sollte er schon ermordet und zum Hohn auf den glänzenden Sessel gesetzt worden sein?  
      Dicht neben mir schritten die Tiger, die mich unverwandt anstarrten. Wieder ertönte die Stimme des Unsichtbaren:  
      „Setzen Sie sich sofort auf den Sessel. Wenn Sie an Ihren Freund herantreten, fallen die Tiger über Sie her. Und verhalten Sie sich auf dem Sessel ganz ruhig, sprechen Sie keinen Ton. Sonst werden die anderen Wächter, die dann kommen, Ihnen sofort den Tod bringen."  
      Eine unheilvolle Ahnung befiel mich. Was sollte ich noch weiter Schreckliches in dem alten Palast erleben? Was konnte so furchtbar sein, daß Rolf völlig unbeweglich saß und nicht zu sprechen wagte?  
      Seine grauen Augen waren weit geöffnet, und er blickte mich mit einem eigentümlichen, traurigen Ausdruck an. Es mußte schon sehr schlimm um uns stehen, daß er einen so hoffnungslosen Eindruck machte.  
      Der Sessel, auf den ich mich setzen sollte, stand ungefähr anderthalb Meter von Rolfs Platz entfernt. Gern wäre ich dicht an meinem Freund vorbeigegangen, um zu sehen, welche Wächter ihn dort bedrohten, aber die Tiger führten mich direkt auf den leeren Sessel zu. Ich
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